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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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getroffen«, sagt Disa und schaut ihm ins Gesicht. »Ich meine, falls es wirklich einen Komplizen geben sollte, der uns bedroht, warum ist dann nie etwas passiert? Das passt doch nicht zusammen …«
    »Ich weiß, da hast du Recht, aber trotzdem … Ich muss das machen, ich werde ihn jagen, es spitzt sich alles zu.«
    Disa spürt Tränen in sich aufsteigen. Sie unterdrückt sie und wendet ihr Gesicht ab. Einst war sie Summas Freundin gewesen. So hatten Joona und sie sich kennengelernt. Und als sein Leben zerbrach, war sie für ihn da gewesen.
    Als es ihm besonders schlecht ging, durfte er eine Weile bei ihr einziehen.
    In jenen Nächten schlief er auf ihrer Couch, und Nacht für Nacht hörte sie seine Bewegungen und wusste genau, dass ihm nicht entgehen konnte, dass sie im Nebenzimmer wach lag. Sie wusste, dass er die Türöffnung zu ihrem Schlafzimmer betrachtete und daran dachte, dass sie dort lag und immer weniger Verständnis aufbrachte, dass sie sich immer verletzter fühlte, weil er sie so distanziert und kühl behandelte. Bis er eines Nachts aufstand, sich anzog und ihre Wohnung verließ.
    »Ich bleibe«, flüstert Disa und wischt sich Tränen von den Wangen.
    »Du musst verreisen.«
    »Warum?«
    »Weil ich dich liebe«, antwortet er. »Das musst du doch spüren …«
    »Und du glaubst, dass ich jetzt verreise?«, fragt sie ihn mit einem breiten Lächeln.

40
    In einem der neun Kästchen auf dem großen Überwachungsmonitor sieht man Jurek Walter. Wie ein eingesperrtes Raubtier dreht er eine Runde durch den Aufenthaltsraum, geht an der Couch vorbei, wendet sich nach links, geht am Fernseher vorbei an der Wand entlang. Dann weicht er dem Laufband aus, bewegt sich weiter nach links und geht anschließend wieder in seinen Raum zurück.
    Anders Rönn sieht ihn in einem der anderen Kästchen von oben und gleichzeitig auf dem zweiten Bildschirm.
    Jurek Walter wäscht sich das Gesicht und setzt sich, ohne es abzutrocknen, auf den Plastikstuhl. Während das Wasser auf sein Hemd herabtropft und trocknet, starrt er die Tür zum Flur an.
    My sitzt an ihrem Arbeitsplatz in der Überwachungszentrale. Sie sieht auf die Uhr, wartet eine halbe Minute, wirft einen Blick auf Jurek Walter, klickt die Zone an und verriegelt die Tür zum Aufenthaltsraum.
    »Heute Abend gibt es Frikadellen … die isst er gern«, sagt sie.
    »Tatsächlich?«
    Die täglichen Abläufe rund um ihren einzigen Patienten kommen Anders Rönn inzwischen so einförmig vor, dass es ihm schwerfallen würde, die Tage auseinanderzuhalten, wenn es die Visite auf Station 30 nicht gäbe, bei der die anderen Ärzte über ihre Patienten und Therapien berichten. Niemand erwartet inzwischen noch von ihm, ein weiteres Mal darüber zu berichten, dass die Situation im Sicherheitstrakt unverändert ist.
    »Hast du eigentlich jemals versucht, mit dem Patienten zu sprechen?«, fragt Anders Rönn My.
    »Mit Jurek Walter? Das darf ich nicht«, antwortet sie und kratzt sich an ihrem tätowierten Unterarm. »Es geht darum, dass er … er sagt Dinge, die man nicht mehr vergessen kann.«
    Seit seinem ersten Tag hat Anders Rönn nicht mehr mit Jurek Walter gesprochen. Er sorgt lediglich dafür, dass der Patient seine übliche Injektion Neuroleptika erhält.
    »Kennst du dich mit dem Computer aus?«, fragt Anders Rönn. »Ich habe es nicht geschafft, mich aus der Datenbank mit den Krankenakten auszuloggen.«
    »Dann wirst du wohl nach Hause gehen müssen«, sagt sie.
    »Aber ich …«
    »Das war ein Witz«, fällt sie ihm lachend ins Wort. »Die Computer hier unten hängen sich ständig auf.«
    Sie steht auf, nimmt die Fanta-Flasche vom Tisch und geht in den Flur hinaus. Anders sieht, dass Jurek Walter immer noch vollkommen regungslos und mit offenen Augen dasitzt.
    Es ist vielleicht kein reines Vergnügen, seine Facharztausbildung tief unter der Erde hinter Sicherheitstüren und Personenschleusen zu absolvieren, aber es ist fantastisch, einen so kurzen Weg zur Arbeit zu haben und die Abende zusammen mit Agnes verbringen zu dürfen, denkt Anders und folgt My. Sie geht mit entspannten Schritten durch den unbeleuchteten Korridor. Als sie in das hell erleuchtete Büro tritt, sieht er ihren roten Slip durch den weißen Stoff ihrer Schwesternhose hindurch.
    »Dann wollen wir mal sehen«, murmelt sie, setzt sich auf seinen Stuhl und holt den Computer aus dem Standby-Modus. Mit zufriedener Miene erzwingt sie den Abbruch des Programms und loggt sich anschließend wieder neu

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