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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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formt.
    Der Mann in der gesteppten Thermojacke zielt auf den anderen, dreht sich dann aber abrupt um, wirft seinen Ball und trifft Joonas Schulter.
    Minutenlang wirbeln Schneebälle in alle Richtungen. Joona rutscht aus und fällt hin. Der Bärtige verliert seine Mütze, und der andere rennt hin und füllt sie mit Schnee.
    Die Frau klatscht in die Hände und bekommt einen Schneeball an die Stirn, der kleben bleibt wie eine weiße Beule. Der Bärtige lacht aus vollem Hals und setzt sich mitten in einen Haufen alter Weihnachtsbäume. Der Mann mit der gesteppten Thermojacke tritt etwas Schnee in seine Richtung, hat aber keine Kraft mehr weiterzumachen. Er atmet rasselnd und sieht Joona an.
    »Wo zum Teufel kommst du eigentlich her?«, fragt er.
    »Von der Landeskriminalpolizei«, antwortet Joona und bürstet Schnee von seinen Kleidern.
    »Von der Polizei?«
    »Ihr habt mir mein Kind genommen«, murmelt die Frau.
    Joona hebt die Pelzmütze auf, schüttelt den Schnee ab und reicht sie dem Mann in der Thermojacke.
    »Danke.«
    »Ich habe den Wunschstern gesehen«, fährt die betrunkene Frau fort und sieht Joona in die Augen. »Ich habe ihn gesehen, als ich sieben war … und ich wünsche mir, dass du dich an den Feuern der Hölle verbrennst und schreist wie …«
    »Halt’s Maul«, röchelt der Mann in der Thermojacke. »Ich bin jedenfalls froh, dass ich meinen kleinen Bruder nicht abgestochen habe und …«
    »Ich will mein Geld haben«, ruft der andere grinsend.

39
    Als Joona nach Hause kommt, ist im Badezimmer das Licht an. Er öffnet die Tür einen Spaltbreit und sieht Disa mit geschlossenen Augen im Wasser liegen. Die Wanne ist voller Schaum, und sie summt etwas vor sich hin. Auf dem Badezimmerboden liegen ihre dreckverschmierten Kleider.
    »Ich dachte, sie hätten dich ins Gefängnis geworfen«, sagt Disa. »Ich hatte mich schon darauf eingestellt, deine Wohnung zu übernehmen.«
    Im Laufe des Winters hatte die Dienstaufsichtsbehörde gegen Joona ermittelt, weil ihm vorgeworfen wurde, er habe zeitintensive Fahndungsarbeit zunichtegemacht und die Eingreiftruppe des Staatsschutzes in Gefahr gebracht.
    »Ich bin offenbar schuldig«, erwidert er, hebt ihre Kleider auf und steckt sie in die Waschmaschine.
    »Das habe ich ja von Anfang an gesagt.«
    »Ja, das …«
    Joonas Augen sind plötzlich grau wie ein Regenhimmel.
    »Ist etwas?«
    »Es war ein langer Tag«, antwortet er und geht in die Küche.
    »Geh nicht.«
    Als er nicht zurückkommt, steigt sie aus der Wanne, trocknet sich ab und zieht ihren dünnen Bademantel an. Der beigefarbene Seidenstoff schmiegt sich um ihren warmen Körper.
    Joona steht in der Küche und brät kleine Kartoffeln der Sorte La Ratte goldbraun, als sie hereinkommt.
    »Was ist passiert?«
    Joona wirft ihr einen kurzen Blick zu.
    »Eins von Jurek Walters Opfern ist wieder aufgetaucht … der Mann wurde die ganze Zeit über gefangen gehalten.«
    »Dann hattest du also Recht – es gab einen Komplizen.«
    »Ja«, sagt er seufzend.
    Disa macht ein paar Schritte auf ihn zu und legt ganz sachte ihre flache Hand in sein Kreuz.
    »Kannst du ihn fassen?«
    »Ich hoffe es«, antwortet Joona ernst. »Ich hatte noch keine Möglichkeit, den Jungen gründlich zu vernehmen, er ist sehr mitgenommen. Aber er müsste uns eigentlich zu ihm führen können.«
    Joona schiebt die Bratpfanne zur Seite, dreht sich um und sieht sie an.
    »Was ist?«, fragt sie ihn und sieht ängstlich aus.
    »Disa, du musst den Platz in diesem Forschungsprojekt in Brasilien annehmen.«
    »Ich will nicht, und das habe ich dir auch schon gesagt«, widerspricht sie sofort und begreift erst dann, was er meint. »So kannst du nicht argumentieren. Ich pfeife auf Jurek Walter, ich habe keine Angst, ich kann mich nicht von Angst leiten lassen.«
    Er streicht ihr zärtlich nasse Haare aus dem Gesicht.
    »Nur für kurze Zeit«, sagt er, »bis ich die Sache geregelt habe.«
    Sie lehnt sich gegen seinen Brustkorb und hört den dumpfen Doppelklang der Herzschläge.
    »Es hat niemals einen anderen gegeben als dich«, sagt sie. »Als du bei mir wohntest, nachdem deine Familie verunglückt war, damals passierte es, das weißt du … ich wurde mit dir verbunden, ich … verlor mein Herz, wie man so sagt … aber genauso ist es.«
    »Ich mache mir nur Sorgen um dich.«
    Sie streichelt seinen Arm und flüstert, dass sie nicht wegfahren will. Als ihre Stimme stockt, zieht er sie an sich und küsst sie.
    »Aber wir haben uns doch all die Jahre

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