Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)
seinen kahlen Schädel. »Es ist unmöglich, auch nur annähernd einen Ort zu bestimmen. Felicia befindet sich aller Wahrscheinlichkeit nach in Schweden, aber selbst das ist nicht sicher.«
Magdalena geht zum Whiteboard und listet die wenigen Informationen auf, die sie über die Kapsel haben: Beton, Elektrizität, Wasser, Legionellen.
Da Mikael den Komplizen niemals gesehen oder sprechen gehört hat, wissen sie nur, dass er ein Mann ist. Das ist alles. Mikael war sich sicher, dass das Husten, das er gehört hatte, von einem Mann kam.
Alle anderen Ansätze zu einer Personenbeschreibung sind mit den Fantasien der Kinder über den Sandmann verknüpft.
Joona fährt mit dem Aufzug ins Foyer, verlässt das Präsidium und geht zu Fuß in den Stadtteil Birkastan, wo sich in einer Dachgeschosswohnung in der Rörstrandsgatan 19 Athena Promachos befindet.
Wenn die Göttin Pallas Athena als wunderschönes Mädchen mit Lanze und Schild abgebildet wird, nennt man sie Athena Promachos, und sie ist die Göttin des Kampfs.
Athena Promachos ist auch der Name der geheimen Fahndungsgruppe, die gebildet worden ist, um das Material zu verarbeiten, das Saga Bauer bei ihrem Einsatz als verdeckte Ermittlerin hoffentlich liefern wird. Die Gruppe taucht in keinen Protokollen oder Finanzplänen auf, weder bei der Landeskriminalpolizei noch beim Staatsschutz.
Athena Promachos besteht aus Joona Linna, Nathan Pollock, Corinne Meilleroux vom Staatsschutz und dem Techniker Johan Jönson.
Sobald man Saga in den Sicherheitstrakt des Löwenströmschen Krankenhauses verlegt, werden sie sich rund um die Uhr in der Wohnung aufhalten, um alles, was sie hören, zu bearbeiten und zu analysieren.
Drei weitere Polizisten aus der Fahndung gehören zu Athena Promachos. Diese drei werden in einem Minibus des Grünflächenamts auf dem Krankenhausgelände für den Empfang der Signale des Glasfasermikrofons zuständig sein. Das gesamte Material wird auf Festplatten gespeichert, verschlüsselt und mit einer Verzögerung von etwa einer Zehntelsekunde an den Computer von Athena Promachos weitergeleitet.
75
Anders Rönn schaut noch einmal auf die Uhr. Der neue Patient aus Säter ist unterwegs. Der Transportdienst hat angerufen, um sie vorzuwarnen, dass der Mann unruhig und aggressiv gewesen ist. Im Wagen haben sie ihm zehn Milligramm Stesolid gegeben, und Anders Rönn hat vorsichtshalber eine Spritze mit weiteren zehn Milligramm vorbereitet. Ein älterer Pfleger namens Leif Rajama wirft die Verpackung der Kanüle in den Müll und stellt sich anschließend breitbeinig und einsatzbereit neben ihn.
»Ich glaube eigentlich nicht, dass er noch mehr brauchen wird«, sagt Anders, und es gelingt ihm nicht ganz, so sorglos zu lächeln wie sonst.
»Das hängt normalerweise davon ab, wie sehr sie die Leibesvisitation beunruhigt«, sagt Leif Rajama. »Ich versuche, mir immer vor Augen zu halten, dass meine Aufgabe darin besteht, Menschen zu helfen, denen es schlecht geht … auch wenn sie selbst das vielleicht gar nicht wollen.«
Der Wärter auf der anderen Seite des Panzerglases erhält die Nachricht, dass der Transporter auf dem Weg nach unten ist. Es donnert metallisch in den Wänden, und unmittelbar darauf hört man einen gedämpften Schrei.
»Das ist erst der zweite Patient«, meint Anders Rönn. »Wir haben keine Ahnung, wie es sein wird, wenn erst einmal alle drei da sind.«
»Das wird schon funktionieren«, erwidert Leif lächelnd.
Anders Rönn schaut auf einen Monitor und sieht die Treppe im Weitwinkelformat. Zwei Sicherheitsbeamte begleiten einen Patienten, der nicht in der Lage zu sein scheint, alleine zu gehen. Ein kräftig gebauter Mann mit einem hellen Schnäuzer und einer Brille, die auf seinem schmalen Nasenrücken heruntergerutscht ist. Er schließt die Augen und schwitzt so, dass ihm Tropfen über die Wangen laufen. Seine Beine geben nach, aber die Wärter halten ihn aufrecht.
Anders wirft Leif einen kurzen Blick zu. Sie hören den blonden Patienten wirres Zeug reden. Irgendetwas über tote Sklaven und dass er sich in die Hose gemacht hat.
»Ich stehe bis zu den Knien in Pisse und werde …«
»Halt still«, kommandieren seine Begleiter und legen ihn auf den Boden.
»Aua, das tut weh«, jammert der Mann.
Der Wärter hinter dem Panzerglas ist aufgestanden und erhält vom Leiter des Transports die erforderlichen Papiere.
Der Patient liegt keuchend und mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Anders Rönn sagt zu Leif, dass sie wohl doch kein
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