Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)
Stesolid mehr benötigen werden, und zieht anschließend seine Zugangskarte durch das Magnetkartenlesegerät.
76
Jurek Walter geht mit monotonen Schritten auf dem Laufband. Sein Gesicht ist nicht zu sehen, aber sein Rücken bewegt sich mit drahtiger Zielstrebigkeit.
Anders Rönn und Sicherheitschef Sven Hoffman stehen in der Überwachungszentrale des Krankenhauses und blicken auf den Monitor, der den Aufenthaltsraum zeigt.
»Du weißt, wie man den Alarm auslöst und wie man vorgeht, wenn Alarm ausgelöst wird«, sagt Hoffman. »Du weißt, dass jemand mit einer Zugangskarte die Pfleger begleiten muss, wenn sie Kontakt zu den Patienten haben.«
»Ja«, antwortet Anders Rönn ein wenig ungeduldig, »und die Sicherheitstür hinter ihnen muss geschlossen sein, ehe man die nächste öffnet.«
Sven Hoffman nickt:
»Wenn Alarm ausgelöst wird, sind die Wärter innerhalb von fünf Minuten hier.«
»Es wird bei uns keinen Alarm geben«, erklärt Anders Rönn und sieht auf dem Monitor, dass der neue Patient den Aufenthaltsraum betritt.
Sie beobachten den Patienten, der sich auf die braune Couch setzt und eine Hand vor den Mund hält, als müsse er einen Brechreiz unterdrücken. Anders Rönn denkt an das handgeschriebene Krankenblatt aus Säter, in dem von Aggressivität und wiederkehrenden Psychosen sowie einer narzisstischen und antisozialen Persönlichkeitsstörung die Rede war.
»Wir werden uns selbst ein Urteil bilden müssen«, sagt Anders Rönn. »Außerdem werde ich bei jedem kleinsten Anlass sofort die Dosis seiner Medikamente erhöhen …«
Das Bild auf dem großen Computerbildschirm vor ihm ist in neun Einzelbilder für die neun Kameras der Station unterteilt. Die Schleusen, Sicherheitstüren, Flure, der Aufenthaltsraum und die Zimmer der Patienten werden gefilmt. Es gibt nicht genug Personal für eine lückenlose Überwachung der Kamerabilder, aber es muss immer jemand auf der Station sein, dessen Hauptaufgabe ihre Überwachung ist.
»Du wirst bestimmt die meiste Zeit im Büro sein, aber es kann nicht schaden, wenn alle wissen, wie die Sachen hier funktionieren«, meint Sven Hoffman mit einer Geste zu den Monitoren.
»Wenn wir mehr Patienten bekommen, werden wir uns wohl gegenseitig helfen müssen.«
»Die Grundregel lautet, dass das Personal jederzeit wissen muss, wo sich alle Patienten aufhalten.«
Sven klickt eines der Einzelbilder an, woraufhin das Kamerabild auf dem Nachbarmonitor auftaucht, so dass Anders plötzlich die Krankenschwester My sehen kann, die eine nasse Daunenjacke aufhängt.
Unerwartet scharf wird der Umkleideraum mit der flachen Bank, den fünf gelben Stahlschränken, der Dusche und den Türen zu Toilette und Flur wiedergegeben.
Unter einem schwarzen T-Shirt mit dem Bild eines Todesengels sind die Konturen von Mys Brüsten zu erkennen. Sie hat sich auf dem Weg zur Umkleide beeilt, und ihre Wangen sind gerötet. In ihren Haaren glitzert geschmolzener Schnee. Sie holt ihre Arbeitskleidung heraus, legt sie auf die Bank und stellt ein Paar weißer Birkenstock-Sandalen auf den Fußboden.
Sven klickt das Bild fort und vergrößert stattdessen das vom Aufenthaltsraum. Als My beginnt, ihre schwarze Jeans aufzuknöpfen, muss Anders sich zwingen, den Blick von dem kleinen Bild abzuwenden.
Er setzt sich und versucht, möglichst teilnahmslos zu klingen, als er sich erkundigt, ob die Aufnahmen gespeichert werden.
»Dafür haben wir keine Genehmigung … nicht einmal in Ausnahmefällen«, antwortet Hoffman lächelnd und zwinkert ihm zu.
»Schade«, sagt Anders Rönn und fährt sich mit der Hand über die kurzen braunen Haare.
Sven Hoffman überprüft, dass die Kameras in allen Räumen funktionieren. Anders Rönn muss sich auf dem Monitor durch die Flure und Schleusen klicken.
»Wir decken jeden Winkel ab …«
Einige Meter entfernt öffnet sich eine Tür, die Kaffeemaschine surrt, und My betritt die Überwachungszentrale.
»Warum hockt ihr denn hier zusammen?«, fragt sie mit Lachgrübchen in den Wangen.
»Sven geht mit mir das Sicherheitssystem durch«, antwortet Anders.
»Und ich dachte schon, ihr hättet mir beim Strippen zugeguckt«, sagt sie scherzhaft seufzend.
77
Sie schweigen und betrachten das Bild aus dem Aufenthaltsraum. Jurek Walter geht mit regelmäßigen Schritten auf dem Laufband, und Bernie Larsson rutscht auf der Couch langsam immer tiefer. Sein Hemd rutscht hoch, und sein dicker Bauch bewegt sich im Takt der Atemzüge. Sein Gesicht ist verschwitzt, sein Bein
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