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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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fest.
    Jetzt ist es zu spät, es sich noch einmal anders zu überlegen – sie ist unterwegs zu Jurek Walter.
    Die Gewebetapete an den Wänden ist voller Schrammen, und die Fußleisten sind abgeschabt. Auf der mattweißen Fläche des Fußbodens steht ein Karton mit alten Schuhschonern. Auf den geschlossenen Türen, an denen sie vorbeikommen, kleben kleine Plastikschilder mit Zahlen.
    Saga hat Bauchschmerzen bekommen und versucht stehen zu bleiben, wird aber weiter gestoßen.
    »Vorwärts«, sagt einer der Wärter.
    Die Isolierstation im Löwenströmschen Krankenhaus hat einen sehr hohen Sicherheitsstandard, so dass es im Prinzip unmöglich ist, in das Gebäude einzubrechen oder es zu verlassen. Die Isolierräume verfügen über feuerfeste und rauchdichte Stahltüren und versiegelte Decken und Wände, die mit fünfunddreißig Millimeter dickem Blech verstärkt sind.
    Als sie die Treppe zur Ebene Null hinabgehen, fällt hinter ihnen rasselnd ein schweres Stahltor ins Schloss.
    Der Stationswärter an der Sicherheitsschleuse nimmt die Tüte mit Sagas Sachen entgegen, wirft einen Blick in die Papiere und gibt Sagas Namen in den Computer ein. Auf der anderen Seite der Schleuse taucht ein älterer Mann auf, an dessen Gürtel ein Schlagstock baumelt. Er trägt eine große Brille und hat gewellte Haare. Saga sieht ihn durch das zerkratzte Panzerglas an.
    Der Mann mit dem Schlagstock nimmt Sagas Unterlagen an, blättert darin, schaut sie eine Weile an und blättert anschließend weiter in den Seiten.
    Saga hat solche Bauchschmerzen, dass sie sich eigentlich hinlegen müsste. Sie versucht, ruhig zu atmen, aber dann bekommt sie wieder Stiche und krümmt sich.
    »Still stehen«, sagt der Wärter tonlos.
    Hinter der Schleuse taucht ein jüngerer Mann in einem Arztkittel auf. Er zieht eine Zugangskarte durch das Lesegerät, tippt einen Zahlencode ein und kommt zu ihr heraus.
    »Na schön, ich heiße Anders Rönn und bin hier als stellvertretender Oberarzt tätig«, sagt er trocken.
    Nach einer oberflächlichen Leibesvisitation folgt Saga dem Arzt und dem Pfleger mit den gewellten Haaren durch die erste Tür der Schleuse. Sie riecht den Schweißgeruch der anderen in dem engen Raum, dann öffnet sich die zweite Tür.
    Saga erkennt jedes Einrichtungsdetail aus den Bauplänen wieder, die sie sich eingeprägt hat.
    Schweigend gehen sie um eine Ecke herum bis zu dem engen Arbeitsplatz in der Überwachungszentrale. Eine Frau mit gepiercten Wangen sitzt vor den Monitoren. Sie errötet, als sie Saga sieht, grüßt aber freundlich, ehe sie den Blick senkt und eine Eintragung in ihr Logbuch vornimmt.
    »My, nimmst du der Patientin bitte die Fußfesseln ab?«, fragt der junge Arzt.
    Die Frau nickt, geht auf die Knie und schließt sie auf. Ihre Haare laden sich an Sagas Kleidern statisch auf und stehen ihr vom Kopf ab.
    Der junge Arzt und der Pfleger begleiten sie durch die Tür, warten, bis es piept, und gehen dann zu einer der drei Türen in dem Gang.
    »Schließen Sie die Tür auf«, weist der junge Arzt den Mann mit dem Schlagstock an.
    Der Wärter holt einen Schlüssel heraus, schließt auf und bittet sie, hineinzugehen und sich mit dem Rücken zur Tür auf das rote Kreuz auf dem Fußboden zu stellen.
    Sie tut, was er sagt, und hört, wie der Mechanismus des Schlosses auf das Drehen des Schlüssels reagiert.
    Vor ihr gibt es eine weitere Metalltür, und Saga weiß, dass sie momentan abgeschlossen ist und in den Aufenthaltsraum führt.
    Bei der Einrichtung des Zimmers haben allein Sicherheitserwägungen und Funktionalität eine Rolle gespielt. Es gibt lediglich ein in der Wand verankertes Bett, einen Plastikstuhl, einen Plastiktisch und einen Toilettenstuhl ohne Brille oder Deckel.
    »Drehen Sie sich bitte um, aber bleiben Sie auf dem Kreuz stehen.«
    Sie befolgt die Anweisung und sieht, dass die kleine Luke in der Tür offen steht.
    »Kommen Sie bitte langsam her und strecken Sie die Hände heraus.«
    Saga geht zur Tür, führt die Hände dicht zusammen und streckt sie durch das enge Loch hinaus. Die Handschellen werden ihr abgenommen, und sie weicht erneut von der Tür zurück.
    Sie setzt sich auf das Bett, während der Wärter sie über die Regeln und Abläufe auf der Station informiert.
    »Sie haben die Möglichkeit, zwischen eins und vier im Aufenthaltsraum fernzusehen und die anderen Patienten zu treffen«, sagt er abschließend und sieht sie einen Moment an, ehe er die Luke schließt und verriegelt.
    Saga bleibt sitzen, jetzt ist

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