Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)
Palme, geht um das Laufband herum und nähert sich erneut Saga.
»Die haben so eine Scheißangst vor mir, dass sie mich mit Suprefact vollpumpen … Denn ich bin eine verdammte Fickmaschine, ein fetter Sybian …«
Saga wirft einen Blick auf die Kamera und sieht, dass sie Recht hatte. Der Vorsprung aus Panzerglas vor dem Fernseher versperrt ihr die Sicht. Es ist nur ein schmaler Streifen, den das Kameraauge nicht einsehen kann, der höchstens einen Meter breit ist.
Bernie Larsson geht direkt durch die Palme, kippt sie dabei fast um und stellt sich am anderen Ende des Laufbands hinter Saga. Sie beachtet ihn nicht, geht einfach weiter und hört seine Atemzüge dicht hinter ihr.
»Schneewittchen, du schwitzt zwischen den Arschbacken«, sagt er. »Deine Möse ist jetzt bestimmt ziemlich verschwitzt. Ich könnte dir ein paar Papierservietten holen …«
Auf dem Fernsehbildschirm sieht man einen Koch, der undeutlich spricht, während er eine Reihe kleiner Krebse auf einen Grill legt.
Die Tür am anderen Ende des Raums geht auf, und Jurek Walter betritt den Aufenthaltsraum. Saga sieht flüchtig sein zerfurchtes Gesicht und hält auf der Stelle das Laufband an. Sie steigt herunter, keucht vor Anstrengung und geht zur Couch. Jurek Walter scheint sie überhaupt nicht zu bemerken. Er steigt auf das Laufband, schaltet es ein und geht mit großen Schritten los.
Das schwere Pochen seiner Füße hallt im Aufenthaltsraum wider.
Saga betrachtet den Koch, der die Ringe einer roten Zwiebel in einer Bratpfanne bräunt. Bernie Larsson nähert sich ihr lächelnd, wischt sich Schweiß vom Hals und geht einmal ganz eng um sie herum.
»Wenn du meine Skelettsklavin wirst, darfst du deine Möse behalten«, sagt er und tritt hinter sie. »Ich schneide das ganze Fleisch weg und …«
»Ruhe«, unterbricht Jurek Walter ihn.
Bernie Larsson verstummt plötzlich und sieht sie an, formt mit den Lippen das Wort »Hure«, leckt an seinen Fingern und grapscht nach ihrer Brust. Sie reagiert blitzschnell und fängt seine Hand ab, macht einen Schritt nach hinten, zieht ihn in den toten Winkel und schlägt ihm mit viel Kraft auf die Nase. Der Knorpel gibt nach, und das Nasenbein wird gebrochen. Sie fährt herum, nimmt den Schwung aus der Drehung mit und trifft Bernie mit einem schnellen rechten Haken am Ohr. Er fällt fast ins Blickfeld der Kamera, aber sie fängt ihn mit der linken Hand auf. Er starrt sie durch seine verrutschte Brille an. Blut läuft durch seinen Schnäuzer und über den Mund.
Saga ist noch immer voller Wut, hält ihn im toten Winkel fest und schlägt einen weiteren rechten Haken, der ihn sehr hart trifft. Sein Kopf schwingt herum, die Wangen flattern, und die Brille fliegt nach links.
Er sackt auf die Knie, sein Kopf pendelt nach vorn, Blut tropft vor ihm auf den Boden.
Saga hebt sein Gesicht an, sieht, dass er jeden Moment das Bewusstsein verlieren wird, und schlägt ihm noch einmal auf die Nase.
»Ich habe dich gewarnt«, flüstert sie und lässt ihn los. Bernie fällt nach vorn, fängt sich mit den Händen ab, steht auf allen vieren und wankt, während Blut von seinem Gesicht auf den Boden zwischen seinen Händen tropft.
Saga atmet schwer und weicht zurück. Jurek Walter ist vom Laufband heruntergestiegen und beobachtet sie mit seinen hellen Augen. Sein Gesicht zeigt keine Regung, und sein Körper ist seltsam entspannt.
Als Saga an ihm vorbei in ihr Zimmer geht, schießt ihr durch den Kopf, dass sie damit alles kaputtgemacht hat.
99
Als Anders Rönn sich einloggt, rauscht die Lüftung seines Computers. Der Sekundenzeiger auf der Uhr mit Bart Simpsons müdem Gesicht bewegt sich ruckend. Er ruft sich ins Gedächtnis, dass er etwas früher Feierabend machen muss, weil er im Informationszentrum für Autismus einen Kurs in sokratischem Dialog besuchen möchte.
Auf einem Merkzettel neben der Tastatur steht, dass momentan Recycling-Woche ist, aber er hat keine Ahnung, was das bedeutet.
Er gibt seine Identifikationsnummer und das Passwort ein, um die elektronische Patientenverwaltung des Sicherheitstrakts zu öffnen.
Er tippt Saga Bauers Personennummer ein, um eine Notiz zu ihrer Medikation in der Akte festzuhalten.
Fünfundzwanzig Milligramm Haldol Decanoat, schreibt er. Zwei intramuskuläre Injektionen in den oberen äußeren Quadranten der Glutealregion.
Es war eine richtige Entscheidung, denkt er und sieht vor sich, wie sie sich langsam mit entblößten Brüsten auf dem Fußboden wand.
Die Brustwarzen waren
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