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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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denen?«
    »Die Fendts waren es doch!«, begehrt die Wiesner auf. »Das weißt du doch auch! Warst du in einem anderen Film am Morgen? Nur noch heut, dann sind wir den Fall los, und vielleicht kommen sie davon. Du hast den Wenzel doch erlebt. Die Großkopferten scheißen uns aufs Hirn! Ich weiß, des war ein Riesenschmarrn, es tut mir auch leid, aber ich wollt einfach irgendwas machen. Nicht bloß rumsitzen. Verdammt.«
    »Sehr emotionales Plädoyer, spontan, wie der junge Sandner – und du, Hansi?«
    »Das ist doch Scheiße hier. Geben Sie mir einfach einen Tritt, und gut ist es. Ich hol bloß noch meine Sachen.«
    »Du kannst sofort verschwinden«, bescheidet ihm der Aschenbrenner, »wenn du aber bleibst, dann eine unentgeltliche Stunde länger pro Tag. Und lass dich von den Sirenen daherin ja nicht mehr besingen.«
    »Und du, Sandra«, sagt der Sandner, »es steht dir frei, um Versetzung zu ersuchen, wenn dir die Arbeit mit mir ned passt. Ansonsten spuin mir daherin mit meinen Karten.«
    Der Aschenbrenner streckt dem Sandner die offene Hand entgegen. Der zeigt keine Reaktion.
    »Morgen kriegst dei Kugerl wieder«, sagt der.
    Die Wiesner und der Hansi schauen sich fassungslos an.
    Ungerührt blättert der Hauptkommissar im Protokoll.
    »Du hast Krawall gemacht, damit der Nachbar die Polizei ruft?«, fragt er die Wiesner.
    Sie nickt stumm.
    »Des hätt bös ins Aug gehen können«, sagt er.
    Der Aschenbrenner nickt und stößt einen Seufzer aus.
    »Immer ein Gfrett mit dem Personal.« Sein Blick ist ernst dabei.
    »Faltermayer, Klemens«, liest der Sandner laut. »Asche, hast grad Zeit? Fährst mich gschwind zu Fendts aufmerksame Nachbarn?«
    »Bin ich dein Chauffeur?«
    »Von deinen Klienten trenzt ja keiner, wenn er warten muss.«
    »Das ist Akkord, wie in der Fischfabrik, du Depp, weil ihr es immer brisant habts mit den Filets.«
    Einen seiner silbernen Ohrringe muss der Hansi beim Sandner abliefern. Der schaut ihn sich genau an, lässt sich zeigen, wie die Kugel als Verschluss dient. Dann schiebt er sich das Kügelchen in die Hosentasche und drückt dem Hansi seinen nun unvollständigen Ring wieder in die Hand.
    »Ein Ring, sie zu knechten«, zitiert der. Sein Ork-Shirt passt akkurat zum Spruch.
    »Bloß a Roulettekugel«, orakelt der Sandner.
    Die beiden reumütigen Delinquenten bleiben zurück.
    Der Aschenbrenner gibt Gas.
    Das Beste draus machen, improvisieren. Du brauchst ja ab und an eine glückliche Situation für die Torchance. Einnetzen steht auf einem anderen Blatt.
    Der Mann, der ihm auf sein Läuten hin aufmacht, beäugt misstrauisch seinen Ausweis. Faltermayer. Ganz in Beige gekleidet, als hätt er sein Gewand aus der gleichfarbigen Auslegware im Flur geschnitten. Selbst die Haarfarbe – wenn er sich auf den Boden legte, die perfekte Tarnung. So gelungen kennt der Sandner das von den Blattheuschrecken aus Hellabrunn. Mitte vierzig, mit Halbglatze und Brille.
    Dass sie der Polizei schon alles gesagt hätten, bekommt der Hauptkommissar von ihm verkündet. Mürrisch wirkt er über die Störung.
    Er wäre von einer anderen Abteilung, erläutert ihm der Sandner. »Wissens, Herr Faltermayer, der Herr Fendt gehört zum besonders gefährdeten Personenkreis, ein BGP, da sind weitergehende Ermittlungen vorgeschrieben.«
    »BGP? Wie meinens des? Meines Wissens ist der doch beim Baureferat?«
    »Eben. Schnackelts? Der hat Zugang zu den Grundrissplänen aller öffentlichen Gebäude.«
    Der Faltermayer wirft einen ehrfürchtigen Blick auf das Nachbarhaus, dann tritt er zur Seite, um den Sandner einzulassen.
    »Terrorismus?«, fragt er flüsternd.
    »Man muss in alle Richtungen denken«, kommt ihm der Sandner konspirativ.
    »Klemens, wer ist da?«, schnarrt eine Frauenstimme aus dem ersten Stock. Das wäre seine Mutter, die hätte alles mitbekommen und ihn genötigt, die Polizei zu rufen.
    Der Sandner schaut zur Stiege, an deren Geländer ein Treppenlift installiert ist.
    »Gehens nur rauf zu ihr«, ermuntert ihn der Faltermayer. »Die freut sich über jeden Besuch.«
    »Grias Eana, Frau Faltermayer, ich bin von der Polizei.«
    Die Frau sitzt in einem Stuhl neben dem Fenster. Vertrauter Tantengeruch. Ein einfaches rustikales Holzbett, ein Kruzifix, ein Tisch und ein massiver Kleiderschrank. Auf dem Tisch bilden diverse Saftflaschen, eine Blumenvase nebst vertrockneten Rosen und einige Pillenschächtelchen ein farbenfrohes Ensemble.
    »Wissens, mit dem Gehör ist des ein Gfrett«, sagt sie.
    »Von der Polizei bin

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