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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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gern gewusst, was er sich dabei denkt. Emotionslos kommt es daher, wie der Wetterbericht im Fernsehen. Er grinst sogar ein bisschen.
    Sie hat das Gefühl gehabt, nahe dran zu sein, und jetzt wurden sie ins Aus geschossen. Die Fendts will der Muck selbst vernehmen in Co-Arbeit mit dem Wenzel. Belämmert schauen alle vor sich hin.
    »Einen Tag ham wir noch«, hört sie den Sandner sagen, »also legts ned die Füß hoch, sondern tummelts euch.«
    Ein Tag. Vierundzwanzig Stunden. Es muss etwas passieren.
    Ihr verhinderter Bodyguard, der Hintertupfinger Tarzan, reißt sie aus ihren Gedanken. Sie hat ihn gar nicht herumschleichen sehen.
    »Hast du Lust auf einen schnellen Kaffee?«, will er wissen.
    »A andermal gern, aber jetzt geh ich mit dem Hansi frühstücken.«
    Der steht grad neben ihr und schaut sie verblüfft an.
    »Schönheit siegt«, sagt er schulterzuckend zum Tarzan.
    Mit dem Praktikanten verlässt sie das Präsidium.
    »Um elf erwartet mich der Doktor Aschenbrenner. Da muss ich im Institut sein.«
    »Trifft sich gut«, meint die Wiesner kryptisch.
    »Gestern Abend hab ich die Liste abtelefoniert mit den Gästen von Erdlingers Beerdigung«, berichtet der Hartinger unverdrossen. »Ein Schulrat kennt die Auerhammers und die Fendts recht gut. Bei einer Turnhalleneinweihung unlängst im Westend sind sie zusammengesessen. Er weiß aber nicht mehr, ob er die Beerdigung erwähnt hat.«
    Ein Mosaiksteinchen. Ein Braver, der Hartinger. Sie müssen sich an etwas klammern. Der Kare gibt dem Sandner ein Zeichen und stellt ein Telefonat an ihn durch. Der Auerhammer.
    »Grias Eana, Herr Sandner.«
    Forsch klingt er, der Polizist geht mit dem Hörer etwas auf Abstand.
    »Herr Auerhammer, da schau her. Ist Ihnen noch etwas eingefallen?«
    »Naa – ich wollt einmal nachfragen, ob es schon etwas Neues gibt.«
    »Ich darf Ihnen doch über die Ermittlungen nix erzählen, des wissen Sie doch.« Der Sandner seufzt. »Aber mal ehrlich, wir treten auf der Stelle. Ich geb den Fall ab.«
    Vom Kare bekommt er einen neugierigen Blick.
    »So, auf der Stelle?«, hört er den Auerhammer grummeln. »Glaubens denn weiterhin, dass die Janine umbracht worden ist, gibt’s da irgendeinen Beweis?«
    »Mei, des werden wir wohl nie erfahren, aber ja, ich glaub, sie ist tot. Weil’s einen Grund dafür gäbe. Und weil sich keiner vorstellen kann, dass sie abgehauen wär ohne den Kevin.«
    »Ah, meinen Sie. Na dann – ich, äh, wollt Ihnen bloß sagen, heut um fünf setzt sich der Stiftungsbeirat zamm und mei Frau und ich werden bekanntgeben, dass wir uns zurückziehen von ›Helfen ist Zukunft‹. Ende Gelände. Dass mit Dreck geschmissen wird nach mir, is ja das eine, aber die andern ham damit nix zum tun.«
    Der Sandner nickt und lässt sich vom Auerhammer beschreiben, wo sie tagen werden. Gehobene Gastronomie, im Hirschen, in Grünwald. Er wär aber nicht dazu eingeladen.
    Der Auerhammer lacht rauh. Gequält klingt das, beinahe manisch. Wie lang der Staudamm noch halten wird, fragt sich der Sandner, nachdem er den Hörer auf die Gabel geworfen hat.
    »Wieso erzählst du dem Auerhammer des alles?«, wundert sich der Kare.
    »Der Auerhammer hat den Schlüssel in der Hand. Nur der weiß doch, wem er was gesagt hat. Wir stellen nur Vermutungen an. Da brauchen wir ihn.«
    »Du meinst, wenn er den Bursch nicht selber umgebracht hat, ahnt er zumindest, wie des zusammenhängen könnt?«
    »Wenn er ned ganz blöd ist – und wenn wir uns ned blöd verrannt haben.«
    »Und was ham mir davon?«
    »Langt es dir ned, wenn wir ihn verstören?«
    Verstört scheint eher der Hartinger zu sein, der dem Dialog mit offenem Mund gefolgt ist.
    »Äh, des ist vielleicht eine dumme Frage, aber ...«
    »Dann heb sie dir auf, bis sie was gelernt hat«, sagt der Sandner.
    »Wissens, was man über Sie sagt, Herr Sandner?«
    Die Oberkommissarin Walther lehnt sich zurück und nippt von ihrem Espresso.
    »Bei Ihnen im Glücksspieldezernat? Kann ich mir denken, was Ihr Chef, der Schachner, daherredet? Sollt ich das wirklich wissen?«, fragt ihr Gegenüber zurück.
    Unter anderen Bedingungen könnte sich der Sandner hier entspannen. Sie sitzen sich in einem kleinen, gemütlichen Café bei der Schwanthalerhöhe gegenüber. Nahe genug bei der Dienststelle und weit genug weg, keine Überraschungen zu erleben. Dass die Walther seine Einladung gleich angenommen hat, war der erste Schritt auf den Berg. Ob sie es dem Schachner getratscht hat, weiß er nicht.
    »Gewalttätig wären

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