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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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ich«, schreit der Sandner sie an.
    »Was plärrens denn so? Ich bin doch nicht dorad. Seit meine Augen nicht mehr so mittun, hör ich alles. Jedes Rascheln, da kommt man kaum zum Schlafen. Kein Spaß, das Alter, das kann ich Ihnen versichern. Aber Sie sind nicht da, um sich so ein Geschwätz anzuhören.«
    »Des passt schon, Frau Faltermayer. Alt müssen wir alle werden, wenn’s uns ned jung derpackt. Was hams denn vorhin gehört?«
    »Dass sich da jemand rumtreibt, bei den Fendts. Schauens, des is ja fast unter meinem Fenster. Die depperte Garage. Und dann hab ich gehört, wie eine Scheibe kaputtgeht. Und eine Gestalt gesehen, die weggerannt ist, aber Sie wissen ja, meine Augen sind nicht mehr zuverlässig. Ich hab nach meinem Sohn gerufen, aber der hat sich wie immer im Keller verschanzt. Er ist ja grad krankgeschrieben und bastelt da unten den ganzen Tag herum.«
    Der Sandner unterdrückt seinen Impuls, zu fragen, was der Faltermayer im Keller zu schaffen hat. Bomben basteln oder Modelleisenbahn?
    »Also bin ich nunter, und mein Sohn hat Ihre Kollegen gerufen.«
    »Sie sind sehr aufmerksam.«
    »Gezwungenermaßen. Was glauben Sie, wie oft ich auffahre, seit der Fendt sich letztes Jahr diesen lächerlichen Unterstand für sein Auto hingepflanzt hat. Ich sag immer zu meinem Sohn, er soll mit ihm reden, dass er die Türen nicht immer so knallt. Als er noch bei der Straße geparkt hat, war das ja kein Problem.«
    »In der Nacht wird er aber ein bisschen rücksichtsvoller sein, oder?«
    »Ja, was glauben denn Sie? Erst am Wochenende bin ich mitten in der Nacht aufgefahren, weiß der Teufel, wo er da hin musste.«
    »Am Samstag?«
    »Ja, des war der Samstag, weil ich dem Klemens am Sonntag beim Frühstück noch einmal gesagt hab ...«
    »Mitten in der Nacht ist des schon saublöd, wenn man so hochschrecken muss.«
    »Ja, ich hab auf den Wecker gschaut. Halb zwölfe war’s und rums und Motor an. Da schert der sich nix. Und kurz drauf sind sie wiedergekommen.«
    »Sie?«
    »Ja, zweimal hat es gescheppert. Mein Gedächtnis ist ausgezeichnet. Wie sind wir jetzt darauf gekommen? Wieso wollens des eigentlich wissen? Es geht doch um heut?«
    »Mei, ich hab mir grad gedacht, vielleicht red ich mal mit ihm über Rücksichtnahme. So als gestrenger Polizist.«
    »Als Mann tät schon reichen. Mein Sohn ist dazu wohl nicht in der Lage.«
    Der Sandner hat ein Glas Multivitaminsaft mit der alten Dame getrunken und geplaudert, bevor er sich wieder auf den Weg macht. Wie sich das verhielte, mit den BGPs, begehrt der Faltermayer noch von ihm zu wissen, als er sich von ihm verabschieden will. Schließlich wäre er selbst mit Verwaltungsaufgaben im öffentlichen Nahverkehr beschäftigt.
    Kein unrechter Mensch, der Faltermayer, nur halt ein bisschen beige.
    Wenn der Sandner ein Feldherr wäre, alternativ Minister, könnte er seine Soldaten versammeln und eine Tüte voll mit pathetischen und anspornenden Worthülsen verteilen. Greifts zu, kostet nichts, bester Zeitpunkt. Und lasst euch dabei ergänzend von meinem kämpferischen Mienenspiel inspirieren.
    »Wieso schaust du eigentlich so gefährlich zufrieden aus?«, wundert sich der Kare. »Bist du Masochist?«
    Der Sandner schaut irritiert von seinem Schreibtisch auf. Es stimmt. Auf eine bestimmte Art und Weise ist der Sandner zufrieden. Mit sich im Reinen.
    Es läuft darauf hinaus, alles auf eine Karte zu setzen. Spitz auf Knopf. Eine müßige Frage, ob er hingehetzt wurde oder es provoziert hat.
    »Warst du schon einmal im Hirschen, drunt in Grünwald, Kare?«
    »Freilich, jeden Samstag, Stammgast, mein Schmiergeld verprassen.«
    »Da musst deine Gewohnheiten ändern, weil heut is ja ned Samstag.«
    »Geht des auf Spesen?«
    »Nur, wenn du ein Hauptkommissar wärst.«
    Gehauen ist der Wald, bereitet das Feld.
    Sie sitzen im BMW. Der Hartinger, der Kare, die Wiesner und der Sandner.
    »Du magst dem Meininger kei gmahde Wiesn übergeben, eine Brandrodung muss es mindestens sein, oder?«, hat der Kare grad bemerkt. Der Sandner muss feststellen, dass er mit geschlossenen Augen nicht herausfinden kann, ob der Hartinger oder die Wiesner am Steuer sitzt. Aktuell ist es die Wiesner, die den Wagen gen Grünwald jagt.
    »Von van Leydens Handy is zweimal bei Fendts angerufen worden«, sagt er. »Vor dem Mord und danach.«
    »Woher ...?«
    »Is wurscht«, wischt der Sandner die naheliegende Frage beiseite.
    »Ham wir auch was, was zumindest von Weitem wie ein Beweis ausschaut, oder spieln wir an

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