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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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abziehen kann, steht in den Sternen. Falle ist sowieso ein großes Wort, eher wird er ihm ein Steinchen in den Weg kullern, über das er stolpern könnte, wenn er die Augen grad woanders hat. Und wenn das Gefühl der Wiesner keine Luftnummer ist. Mit zweimal »wenn« würdest du beim Pokern nix zerreißen.
    Als endlich ein silberner Neunelfer angeschossen kommt, schlägt ihm das Herz höher. Jeans, Nappalederjacke und stämmige Figur, das muss er sein, der Auerhammer. Der Sandner achtet darauf, ein paar Schritte vor ihm Richtung Eingang zu kommen. Plötzlich nähert sich ihm von der Seite ein Mann. Einen schwarzen Ledermantel hat er an und einen Schlapphut. Das Gesicht beinahe nicht zu erkennen. Der Sandner weiter voraus, der Auerhammer dicht hinter ihm.
    »Sie sind doch Hauptkommissar Sandner?«, wendet sich der Hutträger ihm zu. »Kommissar Ecici, Kripo Berlin. Wir haben Neuigkeiten von der vermissten Janine Fetzner.«
    Der Sandner geht ruhig weiter. Schaut dabei den Sprecher an. Noch fünf Meter zum Eingang.
    »Wir haben sie aufgegriffen. Sie hat interessante Angaben zur Vaterschaft ihres Sohnes, da werden Sie kieken, ick ...«
    »Nicht hier auf dem Parkplatz, Herr Kollege. In einer Stunde im Büro, bei mir. Trinkens derweil einen Kaffee.«
    Lässig klingt das, nebensächlich, trotz übertriebener Lautstärke. Nur noch durch die Tür.
    Sandner schreitet aus, der Lederne hat offenbar ein anderes Ziel. Hinter ihm kommt niemand. Der Auerhammer muss stehen geblieben sein. Oben durchs Fenster beobachtet der atemlose Hauptkommissar, wie der sich eine Zigarette anzündet. Frankfurt war ausgemacht gewesen, nicht Berlin. Und der Miran hat ausgesehen, wie von der Gestapo, der Hirsch. Dass der so übertreiben musst? Hoffentlich kann er den Mantel zurückbringen, bevor der Besitzer ihn holen will. Wer trägt denn so etwas? Der Sandner hat einen Fluch auf den Lippen. Die Geschichte ist billig genug, eine Schmierenkomödie. Faschingstreiben.
    Der Auerhammer frisst das nur, wenn er nicht auf die Idee kommt, dass die Polizei Spielchen treiben könnte. Darauf kommt es an. Der Mensch gibt sich manchmal der Täuschung hin, weil er sich die Wahrheit gar nicht vorstellen kann. Hanebüchen mag es sein, aber kriminelle Phantasie brauchst du, dass du dir ausmalen kannst, ein Münchner Hauptkommissar lädt dich ins Theater ein.
    Oben im Büro trifft der Sandner auf eine grimmig dreinblickende Mitstreiterin. Allein sitzt sie an seinem Schreibtisch und fixiert ihn. Der Sandner beachtet sie nicht. Unruhig steht er in der Tür, ein flehmender Hengst.
    Wenn er nicht einfach umdreht, der Auerhammer. Dann wär er so schlau wie vorher.
    »Der Wenzel will, dass ich mich beim Auerhammer förmlich entschuldig«, kommt es von seinem Tisch.
    Der Sandner zuckt die Schultern.
    »Ja mei. Dann entschuldigst dich halt, wenn du magst. Aber erst red ich mit ihm.«
    »Wenn i mag? Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Grad ned. Sandra, bittschön, halt jetzt die Bapn.«
    Lautes Zeitungsrascheln bekommt er als Antwort. Dazwischen ein gezischtes Wort, das er nicht versteht. Etwas Kurzes mit P am Ende.
    Kruzifix, er kommt nicht! Zehn Minuten, seit er geparkt hat. Hat er seinen Anwalt verständigt? Andererseits bedeutet das, es hat ihn am Schlafittchen. Elf Minuten. Der Sandner muss etwas tun, sonst wird er einen Schrei lassen oder der Wiesner die Zeitung zerfetzen.
    »Gib mir gschwind die Nummer vom Auerhammer, Sandra. Ich will fragen, wo er bleibt.«
    »Nicht nötig.«
    Der Wenzel. Als tät er im Tarnmäntelchen durch die Gänge huschen. Nie siehst du ihn kommen.
    »Den Herrn Auerhammer hab ich grad in Empfang genommen, er wartet zwei Türen weiter. Da sind wir ungestört.«
    »Wir?«
    »Nach dem letzten missglückten Auftritt Ihrer Mitarbeiter halte ich es für besser, wenn ich ...«
    »Oiso gemma.«
    Der Sandner sieht, wie der Wenzel der Wiesner einen vielsagenden Blick zuwirft. Er zwinkert ihr zu und grinst kurz. Verwirrung stiften lernt er so allmählich.
    Der Sandner merkt gleich, dass er ihn ausnehmen und zubereiten kann. Fangfrisch. Aber so ein Hecht wie der Auerhammer ist ein wehrhafter Fisch. Noch zappelt er.
    »Machens den Rekorder bittschön aus«, begrüßt er sie.
    Der Sandner hat ihn grad eingeschaltet.
    »Dann hol ich eine Schreibkraft«, sagt er, »mein Gedächtnis ist grad einmal durchschnittlich. Überhaupt, grias Eana, Herr Auerhammer, Hauptkommissar Sandner.«
    Es folgt die geleierte Belehrungsformel, polizeilicher Rosenkranz.
    Der Auerhammer

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