Der Sandner und die Ringgeister
die Fendts?«
»Den Rest wissens ja oder können es sich denken.«
Die Janine hat den Dennis als Vater angegeben. Das Jugendamt hat sie als Pflegekind zu den Fendts gegeben.
»Die Frau Giese und die Fendts ham Bescheid gewusst, oder? Ohne die wär’s doch ned möglich gewesen.«
»Niemand hat etwas gewusst!«, widerspricht der Baulöwe.
»Sie ham doch jemanden gebraucht, der ein Aug drauf hat, dass die Janine ned umfällt«, poltert der Sandner los.
»Die ham nix gewusst«, wiederholt sein Gegenüber stoisch.
»Und das Jugendamt hat mitgetan?«
Mit der Frage erntet der Sandner bloß ein Achselzucken.
Ihm klappt es den Mund auf.
»Wenn ich Ihnen des glaub, ham Sie doch in ständiger Angst leben müssen, dass es aufkommt, dass jemand redet, von den beiden.«
»Damit hab ich mich ned beschäftigt. Wenn es ein Problem gibt, brauch ich eine Lösung. Ich hab mir so eine Geschichte ned erlauben können. Da schüttelt dir ja niemand mehr die Hand. Da ging’s um aktuelle Projekte, Ausschreibungen, eine Menge Geld und Arbeitsplätze. Ich hab ja Verantwortung. Ich hab glei handeln müssen.«
»Und hams jetzt wieder gehandelt? Wollt der Dennis nimmer mittun?«
»Ich bring doch niemanden um! Ich schau immer, was der nächste Tag bringt. Wenn was ned hinhaut, dann kommt was Neues. Aber gwies kein Mord.«
»Das soll ich jetzt glauben?«
Der Sandner weiß, dass der Auerhammer den ganzen Samstag Abend zu Hause gewesen sein will, gearbeitet. Und seine Frau hätte geschlafen. Die hätte auch ein Motiv. Wenn sie es denn gewusst hätte.
»Immerhin, mit dem Verschwinden von der Janine hams nix zu tun.«
»Wie meinens des? Die is doch abgehauen. Die ist doch jetzt in Berlin. Und wieso ich?«
»Herr Auerhammer, warum haben Sie mir des heut erzählt?«
»Sie hätten’s doch eh erfahren von Ihrem Kollegen aus Berlin.«
»Berlin? Ach, Sie ham mitgekriegt, wie der mich angesprochen hat? Des war kein Polizist. Glaubens im Ernst, der dürft nach München fliegen? Wo jeder Cent umgedreht wird? Da hätten wir höchstens ein Fax bekommen. Des wird ein Journalist gewesen sein. Die lassen sich immer was Neues einfallen.«
Der Auerhammer schaut ihn fassungslos an, während er munter weitererzählt.
»Vor einem Monat wollt sich einer in die Rechtsmedizin einschleichen, als angeblicher Bruder eines Mordopfers. Eine Minikamera hat er am Revers gehabt, wie der James Bond. Stellen Sie sich ...«
»Sie sand a Hund, Sandner«, unterbricht ihn sein Gegenüber.
Der Polizist stoppt seinen Monolog. Nichts Triumphales hat der Blick, den er dem Baulöwen zuwirft. Konzentriert ist er. »Beschreibens noch einmal genau, wie Sie das mit der Vaterschaft initiiert haben«, sagt er.
»Ja, mein Gott!«, bekommt er zur Antwort.
Eine halbe Stunde später kann der Auerhammer nach Hause gehen. Es sieht so aus, als hätt er das selber hinauszögern wollen. Langsam erhebt er sich, schwerfällig, dunkle Schweißflecke auf dem Hemd. Er ist bei seiner Version geblieben, alles allein eingefädelt zu haben.
Der Sandner glaubt ihm nicht. Und die Absolution hat er nicht erteilt. Er ist für das Begreifen zuständig. Manchmal schaudert ihn, was er alles verstehen soll. Er kommt nicht aus. Als würde er in handwarmer Scheiße baden, Tag für Tag.
»Wo würden Sie eigentlich eine Leiche verstecken?«, fragt er, als der Bauunternehmer schon halb zur Tür draußen ist.
»Was?« Er dreht sich um. »Eine Leiche? Welche Leiche?«
»Die Janine«, sagt der Sandner kalt. »Jemand könnt ein Interesse haben, dass niemand den Mund aufmacht. Kennen Sie so jemanden?«
»Nein«, sagt der Auerhammer, seine Stimme vibriert. »Aber verräumen würde ich eine Leich unter Beton, in einem Fundament, wenn Sie es genau wissen wollen. Sicher wäre das, das können Sie mir glauben.«
Es geht nichts über erprobte Erkenntnisse der Altvorderen. Darauf kannst du allzeit bauen.
»Aber warum sollte jemand das arme Madl umbringen?«, will er wissen, »des is doch kompletter Wahnsinn!«
»Wahnsinn, finden Sie? Kann schon sein. Na, außer Ihnen hat eh niemand die Wahrheit gewusst.«
Ob er ihn verstört hat, weiß der Sandner nicht.
Auerhammers Blick kann er nicht deuten. Grimmig sieht er aus, entschlossen. Die Entschlossenheit braucht er, sein Gang ist nicht leicht.
Mitleid hat der Sandner nicht. Das hebt er sich für Opfer auf.
»Da hätt ich doch die eine oder andere Frage«, sagt der Kare, als sie sich im Büro versammelt haben.
»Nur zu«, meint der Sandner, »sagt, was
Weitere Kostenlose Bücher