Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
tief in den Magen.
Schmerz erfüllte mein Unterbewusstsein, als die Mauer, die Bones zwischen uns errichtet hatte, einstürzte und seine Gefühle zu mir durchbrachen. Ich spürte die Qualen, die das Silber in Rücken und Bauch ihm bereiteten. Wobei die Bauchwunde viel heißer brannte, sodass selbst ich mir instinktiv den Bauch hielt. Wenn das nur ein Teil dessen war, was Bones spürte, dann musste sich der Schmerz für ihn wie kochende Säure anfühlen.
Das Messer in Bones’ Hand schlingerte und rutschte über Gregors Rücken, statt sich in das Herz seines Gegners zu bohren. Entsetzt beobachtete ich, wie Bones rückwärtstaumelte
und mit der Hand nach dem Messer griff, das ihm noch im Bauch steckte. Er zog es aus der Wunde, während Gregor aufstand, sein Arm und die Bauchverletzung, die ihm zuvor so zugesetzt hatte, waren verheilt. Bones wich mit unsicheren Schritten immer weiter zurück. Ich konnte meinen Aufschrei nicht unterdrücken, als Gregor Bones das Messer aus der Hand riss, und ihm einen so heftigen Fußtritt versetzte, dass er stürzte und auf dem Rücken liegen blieb.
Die Wut und der Schmerz, die mich dann überkamen, waren so tief mit meinen Emotionen verwoben, dass ich nicht wusste, ob sie von mir oder von Bones kamen. Obwohl ihm das Silbermesser nicht mehr im Bauch steckte, ließen seine Schmerzen nicht nach. Ich spürte, wie sie mit lähmender Intensität immer stärker wurden, in Wellen über mich hereinbrachen, bis nur der Arm, den Vlad mir um die Schultern gelegt hatte, mich noch aufrecht hielt.
Da stimmte etwas nicht. Die Schmerzen sollten nicht schlimmer werden; das Silber war draußen. Warum konnte er sich nicht bewegen? Steh auf , brüllte ich innerlich. Steh auf!
Bumm. Bumm . Mein Herz donnerte in meiner Brust, als Gregor sich mit vollem Körpereinsatz auf den unbewaffneten Bones stürzte. Vage hörte ich Annette schluchzen, spürte, wie Vlads Hand meine Schulter fester packte, aber alles außer den beiden Gestalten auf dem kalten Erdboden schien in den Hintergrund zu treten.
Wie in Zeitlupe sah ich Gregor das Messer heben. Wie er sich mit den Knien auf Bones Arme fallen ließ, ihn niederhielt, während Bones versuchte, ihn abzuwerfen. Beobachtete, wie das Messer sich auf Bones’ blutverschmierte Brust herabsenkte. Spürte Bones’ Verzweiflung, bitter wie Gift. Sah Gregors leuchtenden Smaragdblick durch die Menge schweifen, bis er mich gefunden hatte. Und dann lächelte Gregor.
Es war das gleiche Lächeln, mit dem er mich nach Rodneys Ermordung bedacht hatte. Befriedigt. Triumphierend. Mitleidlos. Gregors Klinge berührte Bones’ Brust, grub sich ihm in die Haut, und sein Lächeln wurde breiter.
Alles um mich herum wurde rot, und ein einziger Gedanke ergriff von meinem Körper Besitz. Nein.
Flammen erfassten Gregor so schnell, dass sie ihn eingehüllt hatten, bevor sich sein Lächeln verflüchtigen konnte. Ein Augenblick blieb mir Zeit, um zurückzulächeln … und dann barst Gregors Schädel. Seine Hände umklammerten noch das Heft des Messers in Bones’ Brust, aber dann kippte sein Körper zur Seite. Wo einst sein Kopf gewesen war, gab es jetzt nur noch Flammen.
Neben mir stieß Vlad einen entsetzten Fluch aus. Und da erst wurde mir bewusst, dass aller Augen auf mich gerichtet und meine Hände in blaues Feuer gehüllt waren.
»Sie muss sterben«, verkündete die Gesetzeshüterin.
34
Niemand versuchte die drei anderen Gesetzeshüter aufzuhalten, als sie vortraten und mich ergriffen. Ehrlich gesagt versuchte noch nicht einmal ich sie aufzuhalten. Ich war zu sehr darauf konzentriert, einen Blick auf Bones zu erhaschen, weil mir die Umstehenden inzwischen den Blick auf den Kampfplatz verstellten. Er hatte sich nicht bewegt, seit ich zuletzt einen Blick auf ihn hatte werfen können. Hatte ich Gregor noch rechtzeitig aufgehalten? Oder war sein Messer zu tief eingedrungen?
»Cat, was hast du getan?«, krächzte Vlad. Er konnte nicht aufhören, meine Hände anzustarren. Die Flammen erstarben
allmählich, bestimmt sehr zur Freude der Wachleute, die meine Arme festhielten.
»Alles okay mit Bones?«, wollte ich wissen, seine Frage ignorierend. Ein seltsamer Friede überkam mich. Ich hatte Gregor nicht bewusst diesen tödlichen Feuerball an den Kopf geschleudert, aber ich bereute es auch nicht. Selbst wenn ich Bones damit nicht rechtzeitig zu Hilfe gekommen war, würde es jetzt nicht mehr lange dauern, bis ich mit ihm vereint sein würde. Und Gregors Tod bedeutete Freiheit für meine
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