Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
Bones einen Fluch aus.
»Ich kenne einige Gregors, aber nur einen, den man den beschissenen Traumräuber nennt.« Seine Faust sauste herunter und schlug krachend die Armlehne ab. » So sieht für dich also ein angemessenes Maß an Sicherheit für meine Frau aus?«
»Ich bin nicht deine Frau.«
Bones warf mir einen ungläubigen Blick zu, während ich mir die Hand vor den Mund schlug. Wieso zum Teufel war mir das jetzt herausgerutscht?
»Was sagst du da?«, fragte Bones ungläubig.
Verdutzt fing ich zu stammeln an. »I …ich meinte bloß … ich kann mich nur daran erinnern, wie der Vampir in meinem Traum zu mir sagt: ›Er ist nicht dein Mann.‹ Und ich weiß, dass er dich damit meint, Bones. Das wollte ich sagen.«
Bones sah mich an, als hätte ich ihm gerade ein Messer in die Brust gestoßen, und Mencheres hatte wieder diesen kühlen, verschlossenen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Völlig undurchschaubar.
»Es ist immer das Gleiche. Jedes Mal, wenn es zwischen uns richtig gut läuft, kommst du und machst alles kaputt!«, fuhr ich Mencheres an.
»Du wolltest doch unbedingt nach Paris«, gab Mencheres zurück.
»Ja und? Hast du was gegen Franzosen?« Ich verspürte
plötzlich einen irrationalen Zorn auf Mencheres. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien. Warum kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen?
Dann riss ich mich zusammen. Was war los mit mir? Bekam ich meine Tage oder was? War ich deshalb so schräg drauf?
Mencheres rieb sich die Stirn. Sein feingeschnittenes Gesicht war im Profil zu sehen, als er sich abwandte.
»Paris ist eine wundervolle Stadt. Ich wünsche dir viel Spaß. Besuche all die Sehenswürdigkeiten. Aber geh nie ohne Begleitung aus, und wenn du wieder von Gregor träumst, Cat, lass nicht zu, dass er dich anfasst. Wenn er wieder in deinen Träumen auftaucht, lauf weg.«
»Also so einfach kommst du mir nicht davon«, sagte ich. »Wer ist dieser Gregor, warum träume ich von ihm, und warum nennt man ihn den Traumräuber?«
»Und vor allem: Warum erscheint er gerade jetzt – und warum ihr ?« Bones’ Stimme war kalt wie Eis. »Über zehn Jahre lang hat man weder etwas von Gregor gesehen noch gehört. Ich dachte schon, er wäre tot.«
»Er ist nicht tot«, bemerkte Mencheres mit leichter Bitterkeit in der Stimme. »Genau wie ich kann Gregor manchmal die Zukunft voraussehen. Eine seiner Visionen hat ihn dazu verleitet, sie ändern zu wollen. Als ich davon erfuhr, sperrte ich ihn zur Strafe ein.«
»Und was will er von meiner Frau ?«
Die letzten beiden Worte betonte Bones absichtlich und sah mich dabei mit hochgezogenen Brauen an, als erwartete er meinen Widerspruch. Der nicht kam.
»In einer seiner Visionen ist ihm Cat erschienen, und von da an wollte er sie für sich gewinnen«, erzählte Mencheres in nüchternem Tonfall. »Dann erfuhr er, dass sie durch den Bluteid an dich gebunden sein würde. Als Cat ungefähr sechzehn
Jahre alt war, wollte Gregor sie aufspüren und zu sich nehmen. Der Plan war ganz einfach: Wenn Cat dich nie kennenlernen würde, könnte sie sich nicht an dich binden.«
»Hinterhältiges Arschloch«, fluchte Bones, während ich mit offenem Mund dastand. »Dem werde ich zu seinem schlauen Schachzug gratulieren … während ich ihm das Herz mit Silber durchbohre.«
»Unterschätze Gregor nicht«, warnte Mencheres. »Vor einem Monat ist er mir entwischt, und ich habe keine Ahnung, wie. Cat scheint Gregor wichtiger zu sein als die Rache an mir. Seit seiner Flucht ist sie die Einzige, zu der er über Träume Kontakt aufgenommen hat.«
Warum sind diese verrückten Vampire bloß so scharf auf mich? Die Tatsache, dass ich einer der wenigen bekannten Vampirmischlinge war, hatte mir bisher fast nur Scherereien eingebracht. Gregor war nicht der Erste, der mich als eine Art exotisches Spielzeug haben wollte, aber ich gab ihm ein paar Punkte für den originellsten Plan.
»Und du hast Gregor über zehn Jahre lang eingesperrt, nur um ihn davon abzuhalten, in meine Zukunft mit Bones einzugreifen?«, fragte ich mit offener Skepsis in der Stimme. »Warum? Als Bones’ Erschaffer, Ian, das versucht hat, hast du dich doch auch nicht eingemischt?«
Mencheres’ stahlgraue Augen wanderten von mir zu Bones. »Es stand mehr auf dem Spiel«, sagte er schließlich. »Hättest du Bones nie kennengelernt, wäre er vielleicht weiter unter Ians Herrschaft geblieben, also nicht Oberhaupt seiner eigenen Sippe und mein Mitregent geworden, als ich ihn gebraucht habe. Das Risiko konnte ich
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