Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
Vom Netzwerk:
auch manches der Elementargeisterchen bekam eine gehörige Lektion erteilt und zog es vor, hinkend und jammernd in den Toten Park hinaus zu fliehen und sich in Sicherheit zu bringen.
    Das Büchernörgele hatte sich aus diesem lärmenden Tohuwabohu in die stille Bibliothek zurückgezogen, um in Ruhe seinem Bedürfnis zu frönen. Es zog den nächstbesten Folianten heraus und begann unverzüglich, nach Herzenslust daran herumzunörgeln. Doch das Zauberbuch ließ sich das nicht gefallen und schnappte nach ihm.
    Während die beiden noch kämpften, begannen auch alle anderen Bücher der Bibliothek lebendig zu werden. In Reih und Glied marschierten sie zu hunderten und tausenden aus den Regalen.
    Nun ist es ja eine bekannte Tatsache, daß Bücher sich oft untereinander spinnefeind sind. Schon bei ganz normalen Büchern wird jeder, der ein klein wenig Feingefühl besitzt, »Justine« nicht gerade neben »Heidi« stellen und »Die Steuergesetze« nicht gerade neben »Die unendliche Geschichte«, obwohl normale Bücher sich dagegen natürlich nicht wehren können. Aber bei den Büchern von Zauberern ist das anders, vor allem wenn sie die Fessel der Sklaverei abschütteln. So hatten sich binnen kurzem unter den zahllosen Büchern, je nach Inhalt, verschiedene Kampfgruppen gebildet, die mit aufgerissenen Buchdeckeln aufeinander losgingen und versuchten, sich gegenseitig zu verschlingen. Da wurde sogar das Büchernörgele von Furcht ergriffen und floh.
    Zuletzt fingen auch noch die Möbel an, sich an dem allgemeinen Getobe zu beteiligen. Schwere Schränke setzten sich ächzend in Bewegung, Truhen voll Hausrat oder Geschirr hopsten gravitätisch herum, Stühle und Sessel wirbelten wie Schlittschuhläufer auf einem Bein, Tische galoppierten und schlugen vorn und hinten aus wie Pferde beim Rodeo - kurzum, es war, was man einen richtigen Hexensabbat zu nennen pflegt.
    Die Wanduhr mit dem grausamen Spielwerk hieb sich nicht länger selbst mit dem Hammer auf den wehen Daumen, sondern schlug wild um sich. Ihre Zeiger dreh- ten sich wie Propeller, sie löste sich von der Wand und kreiste als Hubschrauber über dem Schlachtfeld. Und jedesmal, wenn sie über den Köpfen des Zauberers und der Hexe vorüberkam, die sich noch immer nicht rühren konnten, schlug sie mit voller Kraft zu.
    Inzwischen waren auch die letzten Elementargeister ins Freie geflohen und hatten sich in alle Winde zerstreut. Die Bücher, Möbel und Gegenstände, die sich bis jetzt hauptsächlich untereinander bekämpft hatten, richteten nun ihre gemeinsame Wut mehr und mehr gegen ihre Unterdrücker. Irrwitzer und Tyrannja wurden von fliegenden Büchern getroffen, vom Haifischkopf gebissen, von Glaskolben bespritzt, von Kommoden gepufft und von ausschlagenden Tischbeinen umgehauen, bis sie beide zur gleichen Zeit über den Boden kugelten. Aber dadurch war nun natürlich die wechselseitige Hypnose unterbrochen, und beide konnten sich aufrappeln.
    Mit gewaltiger Stimme donnerte Irrwitzer: »Haaalt!«
    Er hob die Arme, aus allen zehn Fingern schossen grünglühende Blitze in jeden Winkel des Labors, in alle anderen Räume der Villa Alptraum, durch die krummen Korridore, die Treppen hinauf bis in den Speicher und hinab bis in den Keller, dazu brüllte er:

»Ding und Wesen, nah und fern,
seid gehorsam meiner Macht!
Wieder seid ihr überwacht,
dienstbar einzig eurem Herrn.«

    Die entflohenen Elementargeister konnte er damit allerdings nicht mehr zurückzwingen, denn die hatten sich inzwischen vor seinem magischen Zugriff in Sicherheit gebracht, aber das ganze Tollhaus im Inneren der Villa stand im gleichen Augenblick still. Was in der Luft herumsauste, fiel polternd oder klirrend zu Boden, was ineinander verbissen oder verknäult war, trennte sich - alles lag reglos. Nur die lange Pergamentschlange, auf der das Rezept stand, krümmte sich noch wie ein riesiger Wurm, denn sie war in den offenen Kamin gefallen und verbrannte gerade zu Asche.
    Schwer atmend blickten Irrwitzer und Tyrannja sich im Labor um. Es sah zum Fürchten aus, nichts als zerfetzte Bücher, zerborstene Fenster und Gefäße, umgestürzte und demolierte Möbel, Scherben und Bruchstücke. Von den Wänden und von der Decke tropften die Essenzen und bildeten auf dem Boden rauchende Pfützen. Zauberer und Hexe waren nicht minder bös zugerichtet, voller Beulen, Schrammen und blauer Flecken, und ihre Kleider waren zerfetzt und besudelt.
    Nur der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch in seinem Glas aus

Weitere Kostenlose Bücher