Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Glockenton aus dem Neujahrsgeläut genügen, um die Umkehrwirkung des archälolinearen...« Er blieb stecken.
»Satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsches«, verbesserte ihn Moritz hilfreich.
»Richtig«, sagte Sankt Sylvester, »damit also die Umkehrwirkung desselben aufgehoben werden würde. War es nicht so?«
»Genau so haben wir’s gehört«, bestätigte der Kater, und der Rabe nickte.
»Und ihr meint, schon allein damit würde sich an der schrecklichen Sache etwas ändern?«
»Sicher«, meinte Jakob, »aber nur, wenn die zwei Teufelsbraten nix davon mitkriegen. Sie würden Gutes wünschen, um Böses zu tun, aber es würde Gutes dabei herauskommen.«
»Nun ja, nun ja«, überlegte Sankt Sylvester, »einen einzigen Ton aus meinem eigenen Neujahrskonzert könnte ich euch ja wohl schenken. Ich hoffe nur, es wird niemandem auffallen, daß er fehlt.«
»Bestimmt nicht, Monsignore«, rief Moritz eifrig, »bei einem Konzert kommt es auf einen Ton mehr oder weniger nicht an, das weiß jeder Sänger.«
»Könnt’s nicht vielleicht ein bißchen mehr sein?« schlug Jakob vor. »Ich mein’ bloß, für alle Fälle und um sicher zu gehen.«
»Mehr auf gar keinen Fall«, sagte Sankt Sylvester streng. »Eigentlich ist schon das zu viel, denn die Ordnung der Welt...«
»Alles klar!« unterbrach ihn der Rabe schnell. »Man wird doch wohl mal fragen dürfen. Aber wie soll das denn eigentlich gehen, Hochwürden? Wenn Sie jetzt den Ton läuten, dann hören ihn die zwei Bösewichter doch auch und sind gewarnt.«
»Jetzt läuten?« fragte Sankt Sylvester und sein Gesicht nahm schon wieder diesen entrückten Ausdruck an. »Jetzt läuten? Das wäre doch ganz sinnlos, denn dann wäre es ja eben kein Ton aus dem Neujahrsgeläut. Das findet doch erst um Mitternacht statt, und das muß auch so bleiben, weil der Anfang und das Ende...«
»Eben!« schnarrte der Rabe grimmig. »Wegen der Ordnung. Bloß is’ es dann halt einwandfrei zu spät, is’ es dann.«
Moritz winkte ihm, still zu sein.
Sankt Sylvesters Blick schien in weite Fernen zu gehen. Er sah plötzlich viel größer und sehr ehrfurchtgebietend aus.
»In der Ewigkeit«, sprach er, »leben wir jenseits von Raum und Zeit. Es gibt kein Vorher und kein Nachher, und auch Ursache und Wirkung folgen einander nicht, sondern sind ein immerwährendes Ganzes. Darum kann ich euch jetzt schon den Ton schenken, obgleich er erst um Mitternacht erklingen wird. Seine Wirkung wird der Ursache vorausgehen wie bei so vielen Gaben, die aus der Ewigkeit stammen.«
Die Tiere sahen sich an. Keines von beiden hatte verstanden, was Sankt Sylvester da eben gesagt hatte. Der aber strich langsam mit behutsamen Fingern über die mächtige Wölbung der größten Glocke, und plötzlich hatte er ein klares Eisstückchen in der Hand. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er es den Tieren hin, die es von allen Seiten beäugten. Im Inneren des Eiskristalls glänzte und funkelte ein überirdisch schönes Lichtlein in Gestalt einer einzelnen Note.
»Hier«, sagte er freundlich, »nehmt es, bringt es schnell dorthin und versenkt es unbemerkt in dem höllischenundsoweiter Punsch. Aber werft es ja nicht daneben und verliert es nicht, denn ihr habt nur dieses eine, und ein zweites kann ich euch nicht mehr geben.«
Jakob Krakel nahm das Eisstückchen vorsichtig in den Schnabel und machte, da er ja nichts mehr sagen konnte, nur noch ein paarmal »hm! hm! hm!«, wobei er sich jedesmal verbeugte.
Auch Moritz vollführte einen eleganten Kratzfuß und maunzte: »Ergebensten Dank, Monsignore. Wir werden uns Ihres Vertrauens würdig erweisen. Aber könnten Sie uns vielleicht noch einen letzten Rat geben? Wie sollen wir jetzt noch rechtzeitig dorthin kommen?«
Sankt Sylvester schaute ihn an und holte seine Gedanken noch einmal weit, weit aus der Ewigkeit zurück.
»Was hast du gesagt, mein kleiner Freund?« fragte er und lächelte, wie eben Heilige lächeln. »Wovon sprachen wir gerade?«
»Verzeihung«, stammelte der kleine Kater, »es ist nur, weil ich glaube, ich schaff’s nicht mehr, den ganzen Turm wieder hinunter zu klettern. Und der arme Jakob ist auch mit seinen Kräften am Ende.«
»Ach so, ach so«, antwortete Sankt Sylvester, »nun, ich denke, das ist kein Problem. Ihr werdet ja mit dem Glockenton fliegen, es wird nur ein paar Sekunden dauern, bis ihr dort seid. Haltet euch nur gut aneinander fest. Aber nun muß ich euch wirklich Lebewohl sagen. Es war mir eine große Freude, zwei so
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