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Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Titel: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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jetzt?« fragte er ein wenig hilflos. »Was ihr da erzählt habt, klingt ja wirklich schrecklich.«
    Moritz, den der unerwartete Beistand von so hoher Seite von neuem mit heroischer Begeisterung erfüllte, schlug vor: »Wenn Monsignore vielleicht so gütig wären, höchstpersönlich die Glocken zu läuten...«
    Aber Sankt Sylvester schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, meine Lieben, so nicht! So geht es auf keinen Fall. Alles in der Welt muß seine Ordnung haben, Raum und Zeit und auch das Ende des alten Jahres und der Beginn des neuen. Da darf nicht mutwillig etwas geändert werden, sonst ginge ja alles drunter und drüber...«
    »Was hab’ ich gesagt?« meinte der Rabe vergrämt. »Nix is’ es! Alles war umsonst. Ordnung muß sein, auch wenn die ganze Welt dabei zum Teufel geht.«
    Sankt Sylvester überhörte Jakobs ungebührliche Bemerkung, denn er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
    »Ach ja, ach ja, das Böse, ich erinnere mich...«, seufzte er. »Was ist eigentlich das Böse und warum muß es in der Welt sein? Wir disputieren bisweilen darüber, dort oben, aber es ist wahrhaftig ein großes Rätsel, sogar für unsereins.«
    Seine Augen nahmen einen abwesenden Ausdruck an.
    »Wißt ihr, meine kleinen Freunde, von der Ewigkeit her gesehen nimmt es sich oftmals ganz anders aus als im Reiche der Zeit. Da sieht man, daß es eigentlich letzten Endes immer dem Guten dienen muß. Es ist sozusagen ein Widerspruch in sich selbst. Immer strebt es nach der Macht über das Gute, aber es kann ja ohne das Gute nicht sein, und würde es je die vollständige Macht erlangen, so müßte es gerade das zerstören, worüber es Macht zu haben begehrt. Darum, meine Lieben, kann es nur dauern, solange es unvollständig ist. Wäre es ganz, dann würde es sich selbst aufheben. Darum hat es eben keinen Platz in der Ewigkeit. Ewig ist nur das Gute, denn es enthält sich selbst ohne Widerspruch...«
    »He!« schrie Jakob Krakel und zupfte mit dem Schnabel heftig an dem goldenen Mantel. »Nix für ungut, Euer Merkwürden - Verzeihung, Hochwürden wollt’ ich sagen - aber das is’ im Augenblick alles ziemlich wurscht, mit Verlaub. Bis Sie mit Ihrer Füllosofíe fertig sind, is’ es nämlich für alles zu spät.«
    Sankt Sylvester hatte sichtlich Mühe, in die Gegenwart zurückzufinden.
    »Wie?« fragte er und lächelte verklärt. »Wovon haben wir doch noch gesprochen?«
    »Davon, Monsignore«, erklärte Moritz, »daß wir unbedingt jetzt gleich etwas unternehmen müssen, um schreckliches Unheil zu verhindern.«
    »Ach ja, ach ja«, sagte Sankt Sylvester, »aber was?« »Wahrscheinlich, Monsignore, kann uns jetzt nur noch eine Art Wunder retten. Sie sind doch ein Heiliger. Könnten Sie nicht einfach ein Wunder tun - nur ein ganz kleines vielleicht?«
    »Einfach ein Wunder!« wiederholte Sankt Sylvester ein wenig betreten. »Mein lieber kleiner Freund, so einfach ist das nicht mit den Wundern, wie du dir das vorstellst. Keiner von uns kann Wunder tun, es sei denn, er wird von oben damit beauftragt. Ich müßte dazu erst ein Gesuch einreichen an höherer Stelle, und es kann lange dauern, bis es bewilligt wird - wenn überhaupt.«
    »Wie lange?« fragte Moritz.
    »Monate, Jahre, Jahrzehnte vielleicht«, antwortete Sankt Sylvester.
    »Zu lang!« krächzte Jakob verdrossen. »Da kann’s uns gestohlen bleiben. Wir brauchen jetzt gleich was, auf der Stelle.«
    Sankt Sylvester bekam wieder seinen weltfernen Blick.
    »Wunder«, sagte er mit ehrfürchtiger Stimme, »heben nicht die Ordnung der Welt auf, sie sind keine Zauberei, sie kommen aus einer höheren Ordnung, die dem begrenzten irdischen Verstand unbegreiflich ist...«
    »Schon recht«, schnarrte Jakob Krakel, »aber wir haben’s leider mit Zauberei zu tun, und zwar heut’ nacht noch.«
    »Nun ja, nun ja«, meinte Sankt Sylvester, der wieder Mühe hatte, aus seinen höheren Gedankensphären herabzusteigen, »ehrlich gesagt, meine kleinen Freunde, ich verstehe euch ja, aber ich fürchte, sehr viel ist es nicht, was ich für euch tun kann. Ich bin mir auch durchaus nicht sicher, ob es mir überhaupt erlaubt ist, so eigenmächtig zu handeln. Aber da ich nun schon einmal ausnahmsweise hier bin, gäbe es da vielleicht doch eine kleine Möglichkeit...«
    Moritz stieß den Raben an und flüsterte: »Siehst du, er hilft uns.«
    Aber Jakob erwiderte skeptisch: »Abwarten.«

»Wenn ich euch vorhin richtig verstanden habe«, fuhr Sankt Sylvester fort, »dann würde also ein einziger

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