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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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Stimme: Johann, kein Scheißer kann dich davon abhalten zu tun, was du willst.
    Johann wollte hinein, aber die Hand hielt ihn fest.
    Geh nach Hause.
    Johann riß sich los, torkelte ein paar Schritte zurück undging dann auf die Gestalt los. Dann lag er auf dem Boden, und sein Kopf schmerzte.
    Jemand hob ihn hoch und führte ihn weg und setzte ihn auf eine Bank. Es war Horst, der halbe Mensch.
    Da waren auch Peter und Henna. Johann blickte in die grünen Augen in dem weißen Gesicht.
    Johann, du läßt diesen Scheißkerl doch wohl nicht mit so was davonkommen?
    Johann schüttelte den Kopf und stand auf.
    Los komm, sagte Peter.
    Jemand sagte: Laß gut sein, du übertreibst.
    Peter sagte: Komm, wir gehn rein. Ich hab noch Durst.
    Johann stand auf und folgte Peter, der im Eingang verschwand. Johann sah, wie eine Gestalt sich vor die Tür schob.
    Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich verpissen? Johann schlug nach dem Mann. Der stellte sich in Positur, boxte Johann in den Magen und dann gegen den Kopf. Johann fiel.
    Als er aufwachte, brannte sein Gesicht, obwohl es in kühler, körniger Feuchte lag, auf Asphalt, wie er bemerkte. Eine zarte Hand berührte seine Wange. Eine sanfte Stimme redete zu ihm, die sich wie eine kühle Salbe, wie ein Windhauch über sein Gesicht legte. Er öffnete die Augen. Es war Peter. Komm, wir gehen nach Hause.
     
    Anfang September gab es ein Wochenende mit Regen und einem Temperatursturz. Der Sturm wusch das Sonnenlicht von den Häusern, und Kreuzberg strahlte in metallischem Grau, Straßen, Häuserfronten, Eisenkonstruktionen und Himmel, und das dünne Laub wurde von Windstößen gebeutelt. Danach gab es noch eine heiße Woche, aber der Himmel war höher und herbstlicher geworden, und es war klar, daß dieser Nachsommer nur auf der Übereinkunft bestand, den Herbst noch eine Weile nicht wahrzunehmen.Dieses Wochenende war das eigentliche Ende des echten Sommers.
    Sie saßen in Peters Wohnung und rauchten und würfelten.
    Was tut man, wenn der Sommer vorbei ist? fragte Johann.
    Peter antwortete nicht. Er sah auf die Würfel. Er gewann.
    Johann zuckte die Schultern. So viel Geld hab ich nicht.
    Das hat mir schon mal jemand gesagt, sagte Peter. Der gute Anatol. Warum spielst du dann?
    Johann sah ihn an.
    Anatol hat ganz entrüstet gesagt, wir seien doch Freunde.
    Johann sagte nichts.
    Du weißt, wer nicht mitsetzen kann, ist draußen. Ausgeschieden. Ausgespien. Fertig.
    Überall? fragte Johann.
    Überall und bei jedem, sagte Peter.
    Johann nickte.
    Wie willst du also zu Geld kommen? fragte Peter.
    So wie du, zum Beispiel.
    Peter schüttelte den Kopf. Du kennst dich nicht aus. Du kennst niemanden. Was willst du denn tun? Vergiß es.
    Nein, sagte Johann. Ich meine, man kann alles verkaufen. Er schleuderte die Würfel in den Filzteller.
    Peter öffnete die Augen.
    Johann setzte sich auf. Mich so gut wie alles andere.
    Dich? Jemand so Unberührbaren?
    Eben drum.
    Peter sah ihn an. Läßt sich damit Geld machen?
    Das solltest du am besten wissen.
    Da täuschst du dich. Nie mit Sachen Geld verdienen, die dir Spaß machen.
    Johann nickte. Glaubst du nicht, daß damit Geld zu verdienen ist?
    Hast dus schon versucht?
    Johann sagte nichts.
    Du hasts noch nicht versucht.
    Johann schwieg.
    Jedenfalls hast du recht: Du brauchst Geld, sagte Peter. Wenns das ist, was du tun willst, mußt dus schnell tun.
    Spielts denn eine Rolle, was es ist?
    Nein, sagte Peter.
    Eben, es bleibt sich ganz gleich.
    Und du bleibst ganz unberührbar? fragte Peter.
    Johann sagte nichts.
    Du machst es, und danach kommst du zu mir.
    Warum?
    Weil ich dann an dir riechen werde. Weil dann der Staub der Unschuld von deiner Haut sein wird.
    Johann schwieg.
    Kann ich damit was gewinnen? fragte er schließlich.
    Viel. Immer schneller und immer leichter. Bis zum Schluß.
    Der Schluß interessiert mich nicht.
    Gut so, sagte Peter.
    Johann spürte die Luft zwischen ihren Körpern. Er konnte alles tun. Ohne Ausnahme. Alles.
     
    In der letzten heißen Woche des Nachsommers fuhren sie mit Barbara nachts zum Baden in den Grunewald. Sie gingen in der Dunkelheit über den weichen Waldboden. Es roch nach Nadeln. Sie gingen hintereinander, Johann vorneweg.
    Ziehen wir uns hier schon aus, sagte Barbara in der Dunkelheit. Es ist noch wunderbar warm.
    Zu viele Glassplitter und kaputte Bierflaschen, sagte Peter. Man schneidet sich die Füße auf.
    Ich hab nicht vom Barfußgehen gesprochen, sagte Barbara.
    Wir halten dich nicht ab, rief Peter.
    Dann

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