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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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waren sie an einer Abzweigung.
    Hier gehts weiter, sagte Peter.
    Der andere See ist sauberer. Barbara blieb stehen. Beide sahen auf Johann.
    Gehn wir dahin, wos sauberer ist, sagte Johann. Sie gingen schweigend zwischen den Bäumen hindurch, bis sie an eine Böschung kamen, unter der schwarzgrün im Mondlicht der See glänzte. Hohe Bäume standen dicht am Ufer, und eine Eiche breitete ihre Äste weit über das Wasser. Barbara stieg aus ihrem Hängekleid. Ihr Körper leuchtete weiß im Licht. Peter sah sie nicht an, während er sich auszog. Johann sprang ins Wasser und tauchte in der dunklen Kühle. Das Ufer fiel steil ab, und unter ihm wurde es eisig, und die Kälte umgab ihn sauber, und dann ließ er sich mit geschlossenen Augen auf dem Rücken treiben, die Ohren unter Wasser, den Mondschein auf seinem Gesicht, in absoluter Stille. Er bewegte sich nicht, sah und hörte nichts mehr, und nach einer Weile spürte er auch das Wasser nicht mehr. Es ging kein Wind, und der See war völlig ruhig. Der Verkehrslärm drang nicht bis hierher, um den Mond stand ein riesiger Hof. Barbara und Peter hockten am Ufer. Peter lag nach hinten gestützt und blickte an sich herab.
    Barbara, träumst du von Arabien oder wovon? fragte Peter.
    Ich träume gar nicht.
    Aber du bist nicht hier, sagte Peter.
    Ich denke nach.
    Wir werden uns nie viel zu sagen haben, was? sagte Peter.
    Warum?
    Leute, die viel nachdenken, und Leute, die das aufgegeben haben, kommen nicht zusammen.
    Man kann die Leute wieder zum Nachdenken bringen.
    Das heißt sie langweilen, sagte Peter.
    Man kann Leute auch langweilen, wenn man das andere überzieht. Was soll diese Spielerei mit dem Selbstmord.
    Das ist keine Spielerei.
    Und warum hast dus dann nicht getan?
    Ich hab wieder Geld bekommen.
    Und das ist ein Grund dagegen? fragte Barbara.
    Wenn man etwas damit anfangen kann, sagte Peter. Aber du, Baahbara, was könntest du damit anfangen?
    Ich will mich auch nicht umbringen.
    Eben, du brauchst es nicht. Aber du willst es natürlich auch. Was kannst du damit anfangen? Ich kann damit was anfangen. Aber du?
    Jedenfalls ist Geld bei mir in besseren Händen, sagte Barbara.
    Ja, weil du nichts damit anfangen kannst, sagte Peter. Du würdest es wegstecken, in ein Schatzkästlein, und ab und zu hervorholen, ums dir anzusehen, aber du hättest Angst, es rauszulassen. Du weißt nicht, wie sichs anfühlt, du meinst, der Geruch bleibt ewig an deinen Händen haften.
    Nein, aber du spielst damit rum und wirfst es weg, wie es dir in den Kram paßt. Du benutzt es, wie es dir in den Kram paßt. Aber so etwas geht nicht ewig. Und es macht schmutzige Hände.
    Dafür gibts Seen wie diesen, wo man sie sich wieder in Unschuld waschen kann. Peter lachte. Ach, Baahbara, du bist so vorsichtig. Du bist so bemüht, was vor und hinter dir ist, nicht aus den Augen zu lassen, daß dir das Jetzt wegschlüpft. Und außerdem –
    Was außerdem?
    Außerdem bist du genauso ein Egoist wie ich. Du bist nur ungeschickter. Du willst auch, was ich will, aber du weißt nicht wozu. Du hast es nie gewußt und willst es gar nicht wissen, und hast dich eingerichtet und die Tür zugemauert. Sicher bist du da drinnen, aber wenn du willst, daß jemand stehenbleibt, der draußen vorbeiläuft, kannst du nur rufen. Was anderes bleibt dir nicht. Ich kann ihn packen.
    Laß meinen Arm los.
    Peter zog seine Hand wieder zurück. Verzeihung.
    Nun hast du also Geld und mußt dich nicht umbringen, sagte Barbara. Wie lange nicht?
    Bis das Kapital aufgebraucht ist.
    Und dann?
    Vielleicht beschaffe ich mir neues.
    Und das willst du ewig so weitermachen?
    Ewig? Nein. Ewig ist ein Wort von dir.
    Ich weiß auch, daß es kein ewig gibt, sagte Barbara.
    Du bist eine Romantikerin.
    Und du ein Schwein.
    Glaubst du das wirklich? fragte Peter.
    Nein, sagte Barbara.
    Siehst du.
    Trotzdem wärs schön, wenn du anders wärst, sagte Barbara. Es ist so lächerlich, angesichts –
    Angesichts wessen?
    Angesichts wirklicher Probleme.
    Als ob das eine vom andern zu trennen wäre. Das denkst nur du, die niemanden braucht, die nichts braucht und nichts davon weiß.
    Ich nichts brauchen! rief Barbara.
    Was brauchst du denn? fragte Peter. Was brauchst du wirklich? Sei ehrlich.
    Im Gegensatz zu dir, was.
    Du bist die Ehrliche von uns beiden. Sag, Baahbara, was brauchst du wirklich?
    Johann stieg aus dem Wasser, nackt, die Schultern im Mondlicht, tiefe Schatten unter den Schlüsselbeinen, Tropfen rollten die Schläfen, die Brust, die Arme und Beine

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