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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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Geschäftsmann und auch als Ehrenmann kann ich so etwas nicht auf mir sitzenlassen.
    Johann betrachtete Bokassa, wie er den Tisch abräumte, und Peter beobachtete Johann aus den Augenwinkeln.
    Jetzt habe ich dich traurig gemacht, sagte Bokassa.
    Gar nicht, sagte Peter.
    Doch, doch, ich sehs doch. Weißt du was? Ich leihe euch heute nacht meinen Wagen. Das wird dich auf andere Gedanken bringen.
    Alter Scheißnigger, sagte Peter.
    Bokassa lachte laut.
    Peter, ich liebe dich, und du weißt es. Aber vergiß mich nicht.
    Peter schüttelte den Kopf.
    Bokassa zwinkerte. Ich vergesse dich auch nicht.
    Das Auto war ein grau glänzendes Porsche-Cabriolet. Bokassa drückte Johann die Schlüssel in die Hand. Dann ging er zurück ins Haus. Das Jackett spannte über seinen Oberarmen.
    Der Wagen war eine schimmernde Silberader im Stollen der Nacht, als sie über den Kaiserdamm in Richtung Avus schossen. Johann saß am Steuer. Die Lichter und der Fahrtwind strudelten in ihrem Haar.
    Was hat er vorhin über dich erzählt? fragte Johann.
    Nichts, sagte Peter. Ich habe damals die Rosa-Bar aufgemacht.
    Dann waren sie auf der Avus, und Johann wechselte auf die linke Spur und bohrte sich in die Nacht. Der Boxermotor röhrte.
    Kannst du nicht schneller? fragte Peter.
    Johann klammerte die Hände um das Lenkrad und gab Gas. Er fühlte, wie seine Hände und sein Nacken feucht wurden.
    Wie schnell sind wir? fragte Peter.
    Hundertsiebzig.
    Der Wagen bringt doch mehr, sagte Peter.
    Johann nahm vorsichtig die rechte Hand vom Lenkrad, legte den fünften Gang ein, packte das Lenkrad wieder und drückte das Gaspedal durch. Jetzt war seine Stirn naß. Dann verschwammen die Straße und die schwarze Wand der Bäume und das Gefühl, in einem Auto zu sitzen, und er fühlte nichts mehr als das Brausen in der Dunkelheit, als würde er nackt ins All fliegen.
    Wie schnell? fragte Peter.
    Johann senkte die Augen auf die Tachonadel. Sie zitterte.
    Zweihundertzwanzig, sagte er.
    Wieviel? schrie Peter durch den Fahrtwind.
    Zweihundertzwanzig! schrie Johann und umklammerte das Lenkrad.
    Gib mir eine Zigarette, Johnny, sagte Peter und beugte den Kopf ein wenig herüber und öffnete die Lippen. Johann sah ihn aus den Augenwinkeln an. Peter lächelte.
    Johann schwitzte, der angespannte Fuß auf dem Gaspedal bebte, und er nahm eine Hand vom Lenkrad und fingerte in der Brusttasche.
    Hier ist mein Mund, sagte Peter.
    Johann drehte den Kopf und steckte Peter die Zigarette in den Mund. Die Straße vor ihm war ein heller Strahl ausBeton, nicht breiter als das Auto, der sich vor ihm rauschend in die Nacht fraß.
    Feuer? sagte Peter.
    Johann griff nach dem Feuerzeug, und wandte den Kopf. Peter sah ihn an, und im Schein der Flamme glänzten seine Augen. Plötzlich schlingerte der Wagen, Johann hatte das Lenkrad bewegt, er packte es wieder mit beiden Händen, und für einen Moment tanzte das Auto auf dem schmalen Band den nächtlichen Abgründen an beiden Seiten zu, und die Scheinwerfer beleuchteten irrsinnig die Arabesken der anthrazitfarbenen Silhouette des Waldes und rissen Stücke aus der Dunkelheit, dann hatte Johann den Wagen wieder unter Kontrolle, bremste ab und fuhr auf der letzten Ausfahrt vor Dreilinden von der Autobahn ab. An einer Ampel blieb er stehen und wischte die nassen Hände an seiner Hose ab.
    Peter grinste und legte den Arm um seine Schulter: Schade, was?
     
    Der Sommer dehnte und dehnte sich leuchtendgrün über der Stadt, die sich staubig und nach Sonnenöl duftend in ihren Mauern räkelte und die Kühle der Nacht schlürfte. Wenn Johann Barbara traf, war nie viel Zeit, denn ständig wartete Peter mit der Verheißung abendlichen Ertrinkens und der Wiedergeburt am nächsten Morgen. Barbara nahm es schweigend hin, daß Johann die Nächte nicht mehr bei ihr verbrachte, und er fragte nicht weiter. Von Anatol sah er überhaupt nichts mehr. Manchmal spät, wenn er nach Hause kam, hörte er hinter Anatols Tür das Klavier, das immergleiche Tonfolgen durch das offene Fenster in die Dunkelheit hinausspuckte, wo sie sich in den Klangteppich der Nacht einwoben. In der Wohnung war ein ständiges Kommen und Gehen, Johann traf seine Mitbewohner meist an der Tür. Nur Wolfgang war in Urlaub gefahren und verbrachte den Sommer in Spanien. An einem Abend fuhren Peter undJohann zu Henna und seinem Freund Horst, dem halben Menschen. Henna war geschieden und lebte in Steglitz in einem Haus am Kreisel, das er von seinem Vater geerbt hatte. Er hatte erfolglos ein

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