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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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entschuldigend wieder aufblickte.Er hatte seine ganze Sicherheit verloren und seinen Witz, krank war er von dieser Geschichte, und Johann wußte, daß er hinter etwas her war, das er nicht finden würde. Er suchte, wo es nichts zu finden gab, und das war krank, und Johann fragte sich, warum Anatol nicht auch diese Treppe hinaufstieg und verschwand.
    Oder Barbara. Aber jetzt wollte er nicht an Barbara denken. Hier wollte er nicht an Barbara denken. Er lehnte gegen den kühlen harten Pfeiler. Also Barbara. Nein. Johann sah sich um, und noch immer stand außer ihm nur der Asiate dort. Barbara. Wie verbrachte Barbara eigentlich ihre Tage? Er hatte sie nie gefragt. Was tat sie, wie sah es bei ihrer Zeitung aus, mit wem unterhielt sie sich, tippte sie selbst in die Maschine? Es schien plötzlich sehr wichtig, und er hatte sie nie gefragt. Barbara. Nein.
    Und Peter natürlich. Peter, zu dem er später gehen würde. Am Abend. Peter. Die Nächte. Eine Herbstnacht ist keine Sommernacht. Die Stadt mit Peter im Sommer, die unendliche Stadt. Johann dachte an die kurzen Wege in der kleinen Stadt, aus der er kam. In fünf Minuten war man vom Freibad, wo die Stadt begann, über den Hügel an der Schule, man stieg wieder hinab, und war am Marktplatz und bei den Kinos, und man beschrieb einen kleinen Bogen, vorbei am See, an der Kongreßhalle, die Straße mit dem Fahrradladen und der Bäckerei entlang, und dann ging man über den Friedhof, um abzukürzen, an der Canisiuskirche vorbei, und da begannen die hohen Häuser, wo seine Eltern wohnten. Natürlich gab es auch einen direkten Weg von dort zum Freibad durch den Wald. Den hatte er im Sommer mit Uli genommen. Uli, der rechtschaffen werden wollte. Es war sein Lieblingswort. Er wollte hart arbeiten und ordentlich dafür bezahlt werden. Ordentlich, nicht zu gut. Es war egal, womit man Geld verdiente. Aber man brauchte es, sonst war man draußen. Wenn man irgendwie drin bleiben wollte,brauchte man es. Rechtschaffen. Was für ein Wort. Was wohl aus Uli geworden war. Vielleicht war er tatsächlich rechtschaffen geworden. Viel Geld war nur mit schmutzigen Dingen zu verdienen. Johann dachte an Bokassa. Man konnte alles tun. Und was war schließlich nicht schmutzig. Und was hieß das schon, schmutzig. Es kam nur auf die Momente an, die immer neuen Momente, die extremsten. Peter wollte an ihm riechen, aber Geld stinkt nicht, hieß es. Er lehnte am Pfeiler und blickte auf die große Uhr.
    Es war halb sechs, und jetzt strömten die Menschen, die Arbeitsschluß hatten, durch die Halle. Johann sah sich um. Der Asiate war verschwunden. Der Steinboden war voller feuchter schmieriger Abdrücke, Dreck.
    Dann sprach ihn ein Mann an. Johann wandte sich um. Es war ein älterer Mann, der in einem groben Anzug steckte, unter dem er einen bunten Pullover trug. Er sah komisch aus, Johann kannte den Typ, der trug tagsüber keine Anzüge. Er hatte schütteres graues gelocktes Haar, er war schwer, und sein Atem roch nach Bier. Johann hatte nicht verstanden, was er gefragt hatte.
    Was ist? fragte Johann.
    Der Mann fixierte ihn unruhig. Kommst du mit?
    Der Mann war Johann egal. Die Zelle war winzig für zwei, blaßgelb gekachelt. Sein Körper war Johann egal. Er war nur erstaunt. Der große schwere schnaufende Mann, der ihn ansah. Es war fast lustig.
    Du bist schön, sagte der schweratmende Mann. Johann schwieg. Du bist schön, Gott, bist du schön. Du bist jung. Wie alt bist du?
    Johann sah in die feuchten Augen des Mannes. Siebzehn, log er.
    O mein Gott. Du bist jung. Und wie schön du bist. Wie heißt du, sag mir wie du heißt.
    Johann schwieg.
    Sag mir deinen Namen. Bitte sag mir deinen Namen.
    Johann sah den Mann an. Er schwitzte und hatte feuchte dunkle Augen, und sein Gesicht verzerrte sich langsam zu einer weinerlichen Grimasse. Johann überlegte. Peter, sagte er dann. Er lehnte mit dem Rücken an den Kacheln, und dicht vor ihm stand der große Mann. Der alte Mann. Der sich heiß redete. Er plapperte hastig und unverständlich, und seine Hände berührten ängstlich und zitternd Johanns Schultern.
    O Gott, ich will dich sehn, laß mich dich sehn. Du ekelst dich vor mir, nicht wahr, o mein Gott, siebzehn bist du und so schlank, und dein Mund, Gott, ich kann nicht mehr, warum bist du mir nicht früher begegnet, nein, nein, nein, ich will ja nichts von dir, will dich doch nicht festhalten, aber ich brauch dich, du bist so jung, laß mich sehen, bist du kräftig, das spür ich, ich bin ein ekliger alter

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