Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
Vom Netzwerk:
ob es etwas Neues gab. »Erzählen Sie.«
    »Der Bürgermeister hat vorbeigeschaut. Wir wetten darauf, wen der Präsident zum Chef der Finanzaufsicht ernennt.«
    »Gibt es Favoriten?«
    »Jeder hat eine Vermutung, aber wissen kann’s keiner.«
    »Sonst noch irgendwas Neues für mich?«
    »Das Einzige, was mir noch einfällt, ist etwas, das mir ein Kollege erzählt hat – Mark Kolar, der Stabschef. Angeblich hat ihn irgendein Investmentmogul angerufen, um ein Gespräch am Montag früh zu vereinbaren. Der Typ wollte aber nicht sagen, worum es geht.«
    Der Koordinator spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. »Wie heißt der Arsch?«
    »Ein echtes Schwergewicht: Drake Hartzell. Kennen Sie ihn?«
    »Warum zum Teufel haben Sie mir das nicht gleich gesagt?« Die Nachricht schnürte ihm die Brust zu.
    Einige Augenblicke herrschte Schweigen.
    »Ich hab zur vereinbarten Zeit angerufen, aber Sie waren beim Baseballspiel.«
    Der Koordinator beendete das Gespräch und rief sofort Nick per Kurzwahl an. Ihm graute vor dem nächsten Anruf, den er machen musste, nachdem er Nick aufgefordert hatte, seinen Arsch sofort zu Hartzells Penthouse zu schwingen. Doch so nervös ihn Fiorellas Raubtier auch machte – der Chef würde ihn bestimmt dabeihaben wollen. Heute Nacht würde es verdammt ungemütlich werden, und sie würden seine Dienste benötigen. Hartzell hatte ihm offenbar nicht geglaubt, dass sie ihre Augen und Ohren auch auf höchster Ebene hatten. Es war gut, dass er sich noch einmal beim Baseballspiel amüsiert hatte, denn sein Schicksal würde sich nun fünf Tage früher als vorgesehen erfüllen.
    Der Koordinator blickte noch einmal zu Loni hinüber, die allein an ihrem Tisch saß, dann drehte er sich um und rannte zum Ausgang der Lobby, wo die Taxis standen.

39
    W ir haben einen Super-GAU, Agent Cady.«
    »Lassen Sie Ihre Scherze, Westlow!«, blaffte Cady ins Telefon.
    Es war halb zwölf nachts, doch Cady war hellwach. Ihn plagte das schlechte Gewissen, weil er weder Jund noch Preston von dem Handy erzählt hatte, das ihm Westlow im Central Park zurückgelassen hatte. Es widersprach allen Regeln, die beim FBI seit 1908 galten, als der damalige Justizminister Charles Bonaparte das Bureau ins Leben gerufen hatte. Andererseits hatten sie bisher nicht viel damit erreicht, sich an die Spielregeln zu halten.
    Und so saß Cady allein in seinem Hotelzimmer und starrte Westlows Handy an, das vor ihm auf dem Tisch lag. Er wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis es klingeln würde, und bis dahin würde er auf diesem Stuhl sitzen und warten. Es überraschte ihn ein bisschen, wie früh der Chessman anrief.
    »Eine junge Frau wird qualvoll sterben, wenn Sie nicht in einer Minute draußen vor Ihrem Hotel sind.«
    »Warum sagen Sie mir nicht einfach, was verdammt noch mal los ist?«
    »Ich erkläre Ihnen alles im Taxi«, erwiderte Westlow. »In welchem Hotel wohnen Sie?«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Die Uhr tickt.«
    »Holiday Inn Express, Fifth Avenue.«
    »Wir sehen uns in einer halben Minute oder gar nicht. Falls Sie Ihre Truppe rufen, fahre ich vorbei, Agent Cady, und Sie können morgen in der New York Times lesen, was passiert ist.«
    Cady war zwei Sekunden später draußen auf dem Flur und rannte zum Aufzug. Erneut verspürte er ein ungutes Gefühl im Magen, als er an Agent Prestons Zimmer vorbeilief.
     
    Cady stand draußen an der Straße und studierte den nächtlichen Verkehr in der Stadt, die niemals schläft. Er war ein Stück die 45 th Street entlanggegangen, um in einiger Entfernung vom Haupteingang des Hotels zu warten. Zwei freie Taxis hatte er schon weggeschickt, beim dritten schüttelte er nur den Kopf. Cady schaute auf seine Uhr, dann wieder auf den Verkehr hinaus. Es hatte leicht geregnet, die nasse Straße glänzte im Mondlicht. Cadys verkrüppelte rechte Hand steckte in seiner Jackentasche. Die Glock 22 fühlte sich schwer an.
    In seiner anderen Hand begann Westlows Handy zu vibrieren.
    »Mit wem haben Sie telefoniert?«
    »Wovon reden Sie?«
    »Vergessen Sie’s. Biegen Sie nach rechts auf die Fifth ab und gehen Sie geradeaus weiter.« Westlow trennte die Verbindung.
    Obwohl es viel zu spät zum Shoppen war, ging Cady zur Fifth Avenue. Es hatte mehrere Minuten gedauert, bis Westlow wieder angerufen hatte, nicht dreißig Sekunden, wie er gedroht hatte. Und nun hatte er versucht, ihm zu entlocken, ob Cady Verstärkung gerufen hatte. Westlow schien improvisieren zu müssen.
    Cady bog in die Fifth Avenue

Weitere Kostenlose Bücher