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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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hakespeare hat schon recht gehabt: ›Als Erstes lasst uns alle Anwälte töten!‹ Nur hat er das Wichtigste vergessen: dass wir sie zuerst verkehrt rum an Bäume hängen und ihnen siedend heißes Olivenöl in den Arsch gießen sollten.«
    Stouder nickte dem hünenhaften Säufer hastig zu, der neben ihm an der Theke saß. Er wünschte sich, der Barkeeper  – allem Anschein nach der Einzige, der sich außer ihnen an diesem Vormittag im Brass Rail befand – hätte sich nicht so schnell verdrückt, nachdem er ihm ein Glas Hauswein eingeschenkt hatte. Obwohl »Hauswein« leicht übertrieben war, denn Stouders Merlot schmeckte eher wie die Flüssigkeit, die ein Stinktier absonderte, um sich zu verteidigen. Natürlich mochte der Geschmack auch mit seiner misslichen Lage zu tun haben.
    Und als wäre alles nicht schon schlimm genug, setzte sich auch noch dieser Trunkenbold neben ihn und rückte ihm auf die Pelle. Der Fremde sah aus wie Meister Proper: weißes T-Shirt, kahlköpfig, weiße Augenbrauen, aber kein Ohrring. Doch dass Stouder alles beflissen abnickte, was der Typ von sich gab, lag nicht so sehr an seinem gewaltigen Bizeps oder seinen Faustknöcheln, die dicken Baumwurzeln glichen, auch nicht an der Flasche Canadian Club Whisky, aus der er sich immer wieder nachschenkte, um ihn sogleich hinunterzukippen, ein Glas nach dem anderen, sondern vor allem an der Art, wie Meister Proper seine leidenschaftliche Abneigung gegenüber allen Vertretern des Anwaltsberufs zum Ausdruck brachte.
    »Wenn dich ein Klempner neppt, hast du hinterher wenigstens ein Scheißhaus, das wieder funktioniert. Aber diese verfluchten Anwälte scheren sich um so was überhaupt nicht. Man bezahlt sie dafür, dass sie das Juristenkauderwelsch durchgehen, wenn man ein Haus kauft. Sie wissen schon, das Kleingedruckte, obwohl sie nur so tun, als würden sie’s lesen.«
    Stouder nickte mehrmals.
    »Und dann schicken dir die Arschlöcher eine Rechnung, als hätten sie gerade einen Jahrhundertprozess verhandelt. Das kann doch nicht sein.«
    Stouder hatte am Abend zuvor eine weitere Nachricht von Richaard Gere erhalten. Die Botschaft war kurz und knapp: The Brass Rail, 29 and Lex, Dienstag, 10 Uhr . Stouder hatte die ganze Nacht überlegt, ob er die Behörden einschalten sollte, zu denen er schließlich selbst gehörte. Diese Ganoven würden schon sehen, welche Konsequenzen es hatte, einen stellvertretenden Generalbundesanwalt des Staates New York erpressen zu wollen. Doch er musste auch an sein kleines Geheimnis denken. Was wussten diese Leute und was hatten sie gegen ihn in der Hand? Er hatte seinen Terminplan für den Vormittag über den Haufen geworfen und vorgegeben, zum Arzt zu müssen.
    »Wenn ich nur an den Schwanzlutscher denke, der meine Scheidung übernommen hat. Der Typ hat mir jedes Mal, wenn er aufstand, um eine Büroklammer zu holen, achthundert Dollar berechnet. Der Einzige, der von einem Anwalt je etwas für sein Geld bekam, war O.J. Simpson.«
    Meister Proper war wirklich ein Mann mit tiefen Überzeugungen.
    Und so saß Stouder wider besseres Wissen da und nickte zu allem, was Meister Proper sagte. Längst fragte er sich, wie lange er sich das noch antun sollte, bis er aus der verdammten Kneipe verschwand.
    »Ehrlich gesagt, hab ich auch ein paar Sachen gemacht, auf die ich nicht stolz bin, und das hat die Ehe am Ende ruiniert. Ich geb’s offen zu. Meine Ex hat’s nicht vergessen, aber wir kommen einigermaßen miteinander aus. Verdammt, letzten Monat war ich bei ihr in der Wohnung auf ein paar Drinks, und sie hat mir die Eier geleckt. Aber darum geht’s nicht. Was ich sagen will: Die Rechnungen, die mir der Scheißkerl geschickt hat, waren einfach unverschämt. Das ist, wie wenn man einen Kerl tritt, der schon am Boden liegt.«
    Stouder nickte und wünschte sich weit weg von dieser widerlichen Kaschemme.
    »Das ging mir wirklich gegen den Strich«, fuhr der Säufer fort, »und zwar gewaltig. Jedes Mal, wenn eine neue Rechnung kam, war’s, als hätte er mir einen Korkenzieher ins Auge gerammt. Aber ich hab’s ertragen, klopfte ihm auf die Schulter, als die Sache ausgestanden war. Nach der letzten Rechnung hab ich ihn sogar auf einen Drink eingeladen, er hat die gleiche rote Pisse bestellt wie Sie. Bedankt hab ich mich für den Riesengefallen, den er mir getan hat, was man halt so sagt. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Stouder nickte.
    »Ich hab diesen Rechtsverdreher sogar ein paar Leuten empfohlen und ihm zu Weihnachten eine

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