Der Schachspieler
Außerdem die gut zwölf Meter Schiffstau.«
»Die Bucht ist riesig, Agent Cady«, warf der AD ein. »Gibt es eine Chance, die Überreste der fünf vermissten Frauen zu finden?«
»Dazu kann ich Ihnen ein paar Dinge berichten, Sir. Ihr Boot war mit einem Echolot ausgerüstet, wie Fischer es verwenden.« Cady warf einen Blick auf seine Notizen. »Ein Humminbird Matrix 97 Combo, ein Highend-Ding mit einer Reichweite von weit über hundert Metern. Ich glaube aber nicht, dass sie das Gerät zum Fischen benutzt haben. Die Zalentines hatten keine Angelausrüstung an Bord, auch nicht in den Wohnungen. Keiner der beiden besaß einen Angelschein, und in einem nicht sehr angenehmen Telefongespräch mit Vance Zalentine habe ich erfahren, dass sie auch in ihrer Jugend nie angeln gingen.«
»Geangelt haben sie mit dem Ding in gewisser Weise auch: nach dem idealen nassen Grab.«
»Stimmt, Sir«, pflichtete Cady ihm bei. »Und was das betrifft, hatten wir Glück. Die She-Killer war mit einem Bluetooth-GPS-Gerät ausgestattet. So können Fischer bestimmte Koordinaten speichern und später zu einer Stelle zurückkehren, an der sie einen guten Fang gemacht haben. Wir vermuten, dass die Zalentines einige besonders tiefe Stellen in der Chesapeake Bay markiert hatten.«
»Was machen wir mit den Koordinaten?«
»Sie müssen bedenken, dass die Chesapeake Bay durchschnittlich sechs bis sieben Meter tief ist. Es gibt jedoch viel tiefere Stellen. Die Zalentines hatten zwei Stellen einprogrammiert. Leider liegt eine der beiden im tiefsten Bereich der Bucht, vor Bloody Point bei Annapolis. Diese Stelle, ›The Hole‹ genannt, liegt fünfzig Meter unter dem Meeresspiegel. Die Suche dort dürfte schwierig sein. Die zweite Stelle ist dagegen nur knapp zwanzig Meter tief. Die Taucher der Küstenwache sehen sich schon dort um.« Cady wandte sich an Detective Sears. »Allan und ich haben kurz vor dieser Sitzung einen Anruf der Küstenwache erhalten.«
Sears räusperte sich. »Die Taucher haben zwei weibliche Leichen an dieser Stelle gefunden. Beide scheinen nackt in eine Plane gehüllt worden zu sein, die mit dem gleichen Schiffstau verschnürt ist, wie wir es im Boot der Zalentines gefunden haben. Das Tau war durch siebzig Kilo schwere Hantelscheiben gefädelt, auch hier die gleichen Hanteln wie auf der She-Killer . Die Küstenwache sucht zwar noch weiter, doch ich vermute, dass sich die drei übrigen Opfer an der anderen Stelle befinden: The Hole.«
»Was ist mit den anderen Frauen, die die Zwillinge auf ihre Segeltouren mitnahmen?«, fragte Agent Preston. »Warum haben sie sie leben lassen?«
»Das dürfte zu ihrem Plan gehört haben«, antwortete Detective Sears. »Diese Rendezvous dienten dazu, bei den anderen Yachtbesitzern den Anschein der Normalität zu wahren. Bei diesen Gelegenheiten begnügten sie sich damit, mit den Mädchen Wein zu trinken und Käse zu essen und daran zu denken, was sie mit den anderen gemacht hatten.«
»Außerdem wollten sie bei diesen Mädchen kein Risiko eingehen«, übernahm Cady, »schließlich wurden sie mit ihnen gesehen. Von den fünf vermissten Frauen, deren Taschen wir im Souvenirschrank der Zalentines gefunden haben, waren Claire Townley und Jenny Granger junge Anhalterinnen, Meagan Wright gabelten sie in einem überfüllten Nachtclub in Virginia Beach auf, und Dayna St. Clair war eine Prostituierte aus Richmond, Virginia.«
»Der Kilometerstand ihrer Sportwagen«, warf Sears ein, »lässt vermuten, dass Alain und Adrien oft auf dem Interstate Highway unterwegs waren und nach einsamen Anhalterinnen Ausschau hielten, nach jungen Frauen, die sie auf ein Essen und ein paar Drinks einluden, denen sie vielleicht einen Schlafplatz für eine oder zwei Nächte anboten und einen Trip mit dem Segelboot. Unter A-1 finden Sie Namen, Alter und Adresse der Opfer. Meagan Wright, die sie in einem Nachtclub in Virginia Beach aufgabelten, war mit dreiundzwanzig die Älteste. Jenny Granger war erst sechzehn und wahrscheinlich als Anhalterin am Highway 81 unterwegs, bei Scranton, Pennsylvania. Sie sehen, die Zalentines nahmen weite Strecken in Kauf, damit die vermissten Mädchen nicht alle aus dem gleichen Gebiet stammten.«
Agent Preston wandte sich an den Assistant Director. »Was tun wir, wenn wir den Chessman erwischen? Nehmen wir ihn fest oder verleihen wir ihm eine Auszeichnung?«
»Ich sorge jedenfalls dafür, dass er vor der Giftspritze zweimal Extranachtisch bekommt«, antwortete Jund und wandte sich an
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