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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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Kelch. »Nicht nur äußerlich.«
     
    »B-R-A-U-N«, buchstabierte Cady in sein Handy, während er nach Washington zurückfuhr. »Eric Braun.«
    »Sonst noch jemand auf der Liste, der beim Militär war?«, fragte Agent Preston.
    »Nein, Liz. Es ist einige Zeit vergangen seit damals, und Mrs. Kelch weiß nicht von allen alten Freunden ihrer Tochter, was aus ihnen geworden ist. Aber wenn Braun bei den Marines war, dann passt das haargenau. Braun kennt sich mit Waffen aus, er hätte die Fähigkeit, so etwas durchzuziehen, und ein Motiv.«
    »Ich lasse die Namen von Agent Schommer überprüfen.«
    »Danke, Liz«, antwortete Cady. »Ich glaube, wir kommen einen Schritt weiter.«

16
    Sechs Monate zuvor
     
    W as ist los, Papa?«
    Drake Hartzell blickte von seinem braunen Ledersofa zu Lucy auf. Er konnte sich nur annähernd vorstellen, welchen Anblick er bieten musste mit seinem zerknitterten Morgenmantel, dem wirren Haar, dem feuchten, geröteten Gesicht, eine leere Flasche Delamain-Cognac auf dem Perserteppich, ein ebenfalls leeres Glas daneben, vor sich zwei Aktenvernichter und sechs Müllsäcke, randvoll mit Papierschnipseln.
    »Hallo, Slim.« Hartzell wischte sich mit dem Unterarm übers Gesicht. »Gut geschlafen?«
    »Ich schon, Papa«, antwortete Lucy und setzte sich ihm gegenüber auf den Stuhl. »Was ist hier los?«, fragte sie besorgt.
    Hartzells Mut schmolz dahin. »Nichts, worüber du dir Sorgen machen musst, Slim.«
    »Warst du bei Dr. Hinderaker?«
    »Meinem Herz geht’s gut«, schnaubte Hartzell verächtlich. Er musste wirklich furchtbar aussehen. »Mir fehlt nichts.«
    »Du hast so stark abgenommen, Papa. Und ich merk doch, dass du schon seit Wochen nur noch trübsinnig bist.« Lucys Blick wanderte im Zimmer hin und her und fiel schließlich auf die Aktenvernichter. »Was verschweigst du mir?«
    »Ach, es sind nur die Finanzmärkte«, sagte Hartzell. »Die bringen mich noch um.«
    »Was da passiert, ist doch nicht deine Schuld, Papa. Es ist so, wie du immer sagst.« Lucy lehnte sich zurück und imitierte ihren Vater. »› Man muss kaufen, wenn die Kurse unten sind. Aktien zum Schleuderpreis .‹«
    Hartzell brachte beim besten Willen kein Lächeln zustande.
    »Papa?«
    Hartzell starrte seine Tochter an. Seine Unterlippe begann zu zittern.
    »Papa, jetzt machst du mir aber Angst. Du musst mir sagen, was los ist.«
    »Ich kann nicht, Slim«, sagte Hartzell leise und wünschte sich, er hätte das letzte Glas Cognac nicht getrunken. »Du wirst mich hassen.«
    Einige Augenblicke herrschte Schweigen zwischen ihnen. Lucy stand auf, ging um einen Reißwolf herum und setzte sich zu ihrem Vater.
    »Quatsch, Papa. Ich könnte dich nie hassen, nicht in hunderttausend Jahren.« Lucy nahm seine Linke in beide Hände. »Komm schon, raus damit.«
    Ohne sie dabei ansehen zu können, erzählte ihr Hartzell alles. Er begann mit seiner Herkunft, seinem richtigen Namen, seiner Kindheit in Liverpool, seinen Anfängen in Amerika. Er erklärte ihr in wenigen Worten, wie die Märkte funktionierten – was er auch seinen Kunden erzählte –, doch dann gestand er ihr, wie er die Märkte für sich nutzte, wie er das Geld umleitete, die Bücher fälschte und dass jetzt mit der Finanzkrise das ganze Kartenhaus vor dem Zusammenfallen stand.
    Hartzell spürte, wie sich der Griff ihrer Hände verstärkte. Immer noch unfähig, ihr in die Augen zu schauen, fuhr er fort, als würde er zum Fußboden sprechen. Er erklärte ihr die Tragweite der Situation, dass er wahrscheinlich wegen Fluchtgefahr ins Gefängnis musste. Dass sich der Prozess wahrscheinlich über Jahre hinziehen würde und ihn auch die besten Anwälte nicht davor bewahren konnten, den Rest seines Lebens hinter Gittern zu verbringen. Er habe immer gewusst, gestand er ihr, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Im Gegensatz zu Bernard Madoff habe er auch eine Ausstiegsstrategie vorbereitet und wäre auch längst untergetaucht, doch er konnte einfach nicht, weil es ihn buchstäblich umbringen würde, sie zu verlassen. Er erzählte ihr von seiner furchtbaren Angst, dass sie für seine Sünden bezahlen müsse und von den sensationslüsternen Medien verfolgt würde oder von den wütenden Anlegern, die er um ihr Geld geprellt hatte. Zuletzt versicherte er ihr, wie unendlich leid es ihm tue, dass er damit ihr Leben zerstöre.
    Hartzell spürte eine Träne neben seiner Nase hinuntergleiten, dann noch eine. Er entschuldigte sich noch einmal, als sie seine Hand losließ. Hartzell

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