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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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zu, dass Ihnen was passiert. Verdammt, Sie sind unser Goldesel. Wir lieben Sie.«
    In den letzten beiden Wochen hatte Hartzell zwei Geldwäscher aus Chicago mit allen Aspekten seines gigantischen Anlageschwindels vertraut gemacht. Er zeigte den Erbsenzählern, wie man’s machte und worauf es besonders zu achten galt, verriet ihnen seine speziellen Tricks. Dafür garantierte man Hartzell, dass man ihn und seine Tochter am Leben ließ und – nachdem er seine Schulden abgearbeitet und man sich seine erheblichen Ersparnisse einverleibt hatte – unbehelligt ziehen lassen würde.
    Der namenlose Gast, der Hartzells Leben bestimmte, hatte ihm die beiden Buchhalter augenzwinkernd als Smith und Jones vorgestellt. Die beiden quartierten sich im Gästezimmer ein, aßen mit ihm, arbeiteten mit ihm und wichen ihm nicht von der Seite. Die drei machten das Beste aus ihrer heiklen Situation, und die beiden Erbsenzähler zeigten große Bewunderung für das, was Hartzell auf die Beine gestellt hatte.
    »Betrachten Sie mich einfach als den Koordinator«, hatte der namenlose Mann in der Nacht seiner Ankunft gemeint. Jetzt schaute er nur noch alle zwei Tage vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und durch nachdrückliche persönliche Gespräche mit Hartzell weiterhin für den reibungslosen Ablauf zu sorgen. Am Ende jener ersten Nacht wurde den Hartzells mitgeteilt, dass sich St. Nick von nun an exklusiv um Lucy kümmern würde. Die hübsche Lady würde ihn hin und wieder zu sehen bekommen, vielleicht an einer Straßenecke oder neben einer Rolltreppe im Kaufhaus. Die meiste Zeit jedoch würde er unsichtbar bleiben, obwohl er sich immer in ihrer Nähe aufhalten würde. Und solange Lucys Vater mitspielte, würde St. Nick sie nicht anrühren. Das Phantom mit dem Messer würde Hartzell nie wiedersehen, es sei denn, er tat etwas, das dem Koordinator missfiel, und dann würde es das letzte Mal sein, dass Hartzell das Phantom sah … oder irgendetwas anderes auf dieser Welt.
    St. Nicks Verhalten änderte sich noch in jener furchtbaren ersten Nacht grundlegend: Er wandelte sich vom Folterknecht zum fürsorglichen Kindermädchen, legte ihr einen Eisbeutel auf die Stirn und machte einen kurzen Anruf, worauf zehn Minuten später ein klein gewachsener Mann mit Waschbärenaugen und Arzttasche erschien. Waschbärenauge leuchtete Lucy in die Augen, versorgte ihre Wunden und gab ihr genug Vicodin für fünf Tage. Er verordnete ihr viel Ruhe und meinte, dass sie zwar noch einige Tage Schmerzen haben würde, dass es jedoch nichts Ernstes sei. In einer Woche wäre sie wieder völlig gesund.
    Hartzell setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um der AlPenny Group ihre Investition in voller Höhe zurückzuzahlen, plus der fünfundzwanzig Millionen Zinsen, die der namenlose Koordinator verlangt hatte, der an Hartzells Esstisch saß und die New York Times las, als gehöre ihm die Wohnung. Und tatsächlich gehörte Hartzells Wohnung in Manhattan inzwischen der AlPenny Group. Der Verkauf war zu Beginn der zweiten Woche getätigt worden: Sie bekamen die Wohnung zu einem Spottpreis. Bereits zuvor hatten sie sich Andrew Piersons Villa samt Weinberg in der Toskana unter den Nagel gerissen. Der Koordinator hatte sich seit dem Vorfall mit Lucy und Nick wie der perfekte Gentleman benommen, dabei jedoch immer wieder mit einem verschlagenen Lächeln neue Forderungen überbracht, die Hartzell zu erfüllen hatte. Alle Transaktionen gingen reibungslos über die Bühne, mit dem bedauerlichen Nachteil für Hartzell, dass er für seine Güter in Wahrheit nichts bekam.
    Hartzell führte ein Rückzugsgefecht, er trennte sich von dem Gut in der Toskana, das ihm ohnehin nichts mehr genutzt hätte, weil die Leute aus Chicago nun seine Deckidentität als Andrew Pierson kannten. Und Hartzells Thron in Manhattan hätte sich Uncle Sam unter den Nagel gerissen, deshalb war auch das kein allzu bitterer Verlust. Der namenlose Koordinator, der gerade den Sportteil durchblätterte, hatte gemeint, Hartzell habe sogar die moralische Verpflichtung, das Penthouseapartment dem jungen Master Crenna zu überlassen. Es würde dem Jungen helfen, über sein gebrochenes Herz und Lucys Hinterlist hinwegzukommen. Der Junge muss ein ganz schön gebrochenes Herz haben , dachte Hartzell, als er die Dokumente unterschrieb.
    Hartzell murrte jedes Mal laut hörbar vor allem für Smith und Jones, wenn er der gefräßigen Bestie in Chicago wieder ein Kleinod abtreten musste, und gab sein Bestes, den Eindruck zu

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