Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
Vom Netzwerk:
nach …« Sie runzelte die Stirn. »Hmm. Ich habe vergessen, nach wem ich ihn benannt habe. Komisch!«
    Jonathan kam aus Texas und hatte noch nie von einem Bosco gehört. »Ich habe kein Auto gesehen, als wir uns das erste Mal getroffen haben. In der Nacht mit dieser Gefängnissache.«
    »Bosco war in der Werkstatt. Vielleicht gefällt es ihm da, weil’s da wärmer ist. Oder aus irgendeinem anderen Grund. Jedenfalls verliere ich dauernd einen Keilriemen, oder es platzt ein Schlauch oder sonst etwas. Ich denke immer daran, das Wasser und all das andere Zeug rechtzeitig aufzufüllen, aber irgendwie …«
    »Die Kerle in der Werkstatt sabotieren wahrscheinlich den Wagen, damit du wiederkommen musst und sie dann rumhängen und dich anstarren können.«
    »Bosco wird normalerweise von einer Frau repariert. Von Adela.«
    »Na ja. Du hast wohl recht. Eine unbegründete sexistische Vermutung. Natürlich nur, wenn Adela nicht lesbisch ist.«
    »Nein, sie … wart mal.« Sie dachte tatsächlich einen Moment über diese Möglichkeit nach. »Weißt du, ich habe keine Ahnung. Es könnte möglich sein. Am besten sollte ich mir wohl einfach einen neuen Wagen besorgen. Typisch amerikanisch, so zu denken. Ich habe an die Energiekrise gedacht und habe mir dann einen gebrauchten Wagen gekauft, der so viel Sprit spart, dass er sofort für das ganze Land mitspart. Jetzt ist die Farbe schon so verblichen, dass er nur noch grau aussieht. Er hat Dutzende Beulen, und das Reifenprofil ist gleich null. Die meiste Zeit steht er auf Adelas Hebebühne, und niemand denkt heutzutage noch an Energiekrisen.«
    »Es kommt langsam eine neue auf uns zu. Wenn jeder sich wieder auf seine Beine und auf muskelbetriebene Motoren besinnt. Dann, wow … das werden sie in ihrer Brieftasche spüren.«
    »Wenigstens hat es Bosco heute Nacht hierhin geschafft. Ob er morgen früh wieder anspringt, nachdem er die Nacht hier im Schnee gestanden hat, ist eine andere Frage.«
    Der Sturm heulte gegen das Fenster, um den Satz zu unterstreichen.
    »Ich bin gerade diesem Unwetter entkommen«, sagte er. Von Eisblumen und smoggetränktem Schneematsch hin zu dem warmen Geschmack von Jamaica, der immer noch auf seinen Lippen lag.
    Im Moment waren Jonathans Erinnerungen an das, was mit ihrem Besuch bei Bauhaus verbunden war, vage und lückenhaft. Er hatte viele Details mitgehört, konnte aber erschreckend wenige davon einordnen. Cruz war nicht gerade in bester Erzähllaune gewesen.
    »Du hast Bauhaus erzählt, dass Cruz den Stoff die Toilette heruntergespült hat. Zwei Kilo.«
    »Ich habe gelogen. Zeig mich doch an. Ich habe auch die Pistole in der Keksdose nicht erwähnt. Cruz hat alles ziemlich gut eingewickelt. Wir müssen es jetzt herausholen, bevor Bauhaus noch auf irgendwelche Ideen kommt. Cruz ist zurzeit nicht in der Lage, irgendetwas zu holen; der Kerl im Knast hat bei seinem Arm ganze Arbeit geleistet. Aber Cruz kennt diesen Typ in Florida, Rosie. Der kann den Stoff zu Kohle machen.«
    »Und die Tasche ist auf dem Grund dieses Luftschachtes, habe ich das richtig verstanden?«
    »Die Knarre, der Stoff, alles. Wenn das Plastik nicht kaputtgegangen ist.«
    »Soll ich die Tasche raufholen?« Er war von seiner eigenen postkoitalen Hilfsbereitschaft überrascht. Niemand war vor so kurzer Zeit in Jamaica gewesen wie er. Er war geil, fühlte Besitzansprüche und wollte seine exponierte Stellung verteidigen. Er vermutete, es war alles rein instinktiv. Irgendein hormoninduzierter Impetus.
    »Cruz hat die Tasche drei Stockwerke tief heruntergeworfen, und die Chance, dass sie dabei kaputtgegangen ist, ist nicht gerade gering.« Je länger sie warteten, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass ihr potenzieller Weg in die Freiheit nur noch ein wertloser Klumpen weißen Schleims war. »Weißt du, ob es vom Keller aus einen Weg in den Luftschacht gibt?«
    »Keinen, den ich gesehen hätte.«
    Jonathan hatte sich nur ein einziges Mal in den eiskalten Waschkeller heruntergewagt. Es gab da viele schwer verrammelte Türen, einige davon mit dicken Vorhängeschlössern gesichert, und ein paar modrige Kellerräume. Alle waren in Benutzung. Kaltes Wasser tropfte von der Decke und sammelte sich in einer Pfütze in der Mitte des Zementfußbodens. Bei der Härte des Winters waren die Waschmaschine und der Trockner unbenutzbar. Wenn der Winter so weitermachte, würde Fergus bald heftigen Ärger kriegen. Jonathan sah keinen vernünftigen Grund, warum die Luftschächte Zugänge unter der

Weitere Kostenlose Bücher