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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Streicheleinlagen waren wirklich gut gewesen. Sie konnte fühlen, wie ihre Pussy bei jedem Herzschlag pulsierte. Jonathan war zuvorkommend und aufmerksam gewesen. Ihre Orgasmen waren echt gewesen, wenn auch nur schwach und ein wenig übertrieben. Sie konnte sich selbst stärker und heftiger zum Kommen bringen; aber trotzdem war das hier sehr angenehm gewesen. Sie hatte es am meisten gemocht, als sie sich vor ein paar Nächten nur aneinandergekuschelt und nebeneinander geschlafen hatten, obwohl sie seine Erektion fühlen konnte und das Gefühl der Unentschlossenheit, das von ihm ausstrahlte. Er hatte keine Eile. Bei den meisten ihrer Klienten lief es immer nur auf eines hinaus. Ausziehen, ficken, verschwinden. Jonathan war bereit gewesen zu warten, er war so zauderhaft, dass sie ihn schließlich verführen musste, das war einmal etwas anderes. Mit der richtigen Anleitung konnte er ein verdammt guter Bettgefährte sein. Es könnte ganz angenehm sein, ihn zu unterrichten.
    Sie hörte, wie die Wohnungstür entriegelt, geöffnet und wieder geschlossen wurde. Noch ein heißes Bad wäre jetzt bestimmt eine Wohltat. Die blauen Flecken, die sie sich eingefangen hatte, klangen schon wieder ab. Sie war froh, dass Bauhaus sie nicht auch noch geschlagen hatte, wie er es manchmal bei seinen Erniedrigungsszenarien machte.
    Als sie das heiße Wasser laufen ließ, wurde hinter ihr die Badezimmertür aufgestoßen. Die magere schwarze Katze schlüpfte in den Raum und zog eine Linie kleiner blutiger Fußstapfen hinter sich her.
     
    Noch bevor er an der Kellertreppe ankam, konnte Jonathan seinen Atem in der Luft sehen, als er sich bewegte. Er vermutete, dass Fergus, der Hausmeister, nicht in einer der Wohnungen im Erdgeschoss des Kenilworth residierte, die für ihn wohl zu sauber waren. Aber er hatte da ein schmieriges Büro, in dem Jonathan seinen Mietvertrag für das laufende Jahr unterzeichnet hatte. Die Vertragsdauer ergab auch metaphysisch gesehen Sinn: Wenn man hier länger als ein Jahr blieb, dann war man für alle Zeiten gefangen. Wenn man clever war, dann nutzte man dieses Jahr und sorgte dafür, dass man hier wieder herauskam.
    Jonathan bemerkte, dass in 107, der Wohnung unter seiner, immer noch Licht brannte. Das musste der alte Knacker sein, der fortwährend gegen die Juden wetterte. Vielleicht soff er und warf mit Dingen um sich, sobald er genügend getrunken hatte. Der Krach, den Jonathan einige Zeit zuvor gehört hatte, konnte daher rühren. Dann hatte jetzt der Alkohol sein Werk vollständig getan, und es war an der Zeit, die Ungerechtigkeiten dieser im Ganzen unfairen Welt zu verschlafen. Jonathan hörte keinen Fernseher, als er auf seinem Weg nach unten an der Tür vorbeikam.
    Im ersten Stock hatte jemand Klebeband über die Türen des nicht funktionierenden Fahrstuhls geklebt. Die Billigversion eines Polizeisiegels aus einem schlechten Film.
    Die Stufen wurden zu Stein, und die Fußleisten machten den rissigen Klötzen des Hausfundaments Platz. Hier unten gab es nur noch unzulängliche, nackte Glühbirnen und noch mehr verschlossene Türen, die lieblos überlackiert waren. Die Türen waren zerkratzt, Splitter herausgebrochen. Es sah aus, als hätte ein klauenbewehrtes Monster sich gewaltsam Einlass verschaffen wollen. Eine andere Tür, die Gott weiß wohin führte, war mit Holzbalken verrammelt, die man unter der Klinke verkeilt hatte. Es roch nach Farbe, Lösungsmitteln, nassen Putzlappen, Schimmel und Abwasser. Alles zusammen roch nach Mülldeponie.
    Jonathan wusste, dass Fergus Schlupfwinkel ein vollgestopfter Müllhaufen von Hausmeisterutensilien war – Eimer, Werkzeuge, Kisten mit schmierigem Klempnerzubehör, Säcke mit Gips und Kleister. Er hatte eine Kettensäge vom Tisch räumen müssen, um seinen Vertrag zu unterzeichnen. Das Wabengeflecht der Regale auf drei Seiten wurde von Kartons mit staubigen Glühbirnen, Dosen mit Schrauben und Muttern, einer Abflussspirale, farbverklebten Eimern und Pinseln, Elektrowerkzeug und ähnlichem Zeug heruntergedrückt. Vielleicht, nur vielleicht, würde Jonathan hier auch etwas finden, das sich als Kletterseil benutzen ließ. Das Seltsamste, was er damals in dem Büro gesehen hatte, waren zwei große Säcke mit Hundefutter, die in einer Ecke aneinanderlehnten. Seinem Geruch nach zu urteilen, fraß Fergus das Zeug selbst.
    Das Büro konnte sogar eine geheime Klappe oder so etwas haben, das direkt in den Luftschacht führte. Die Möglichkeit war verlockend, aber Jonathan

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