Der Schacht
kratzte an den Steinen und wirkte so bedrohlich, dass das Holz in den Wänden vor Angst stöhnte und knirschte.
»Bin ich dein Freund?« Er unterbrach seine Beschäftigung an der Kochplatte, um sie direkt anzusehen.
»Sicher.« So einfach war das. »Wir haben doch schon so viel zusammen durchgemacht, oder nicht?«
Egal, wohin er sich auch wandte, er fühlte sich nervös, aufgeregt, unsicher. Jamaicas Gegenwart, so nahe bei ihm, brachte ihn durcheinander. Vielleicht war das auch die Nachwirkung des Kokains.
Das Wasser kochte. »Und wie sieht jetzt der Lagebericht über deinen Kumpel Cruz aus?«
»Sie haben ihn für einen Tag im Krankenhaus behalten. Haben ihn wahrscheinlich mit Schmerzmitteln abgefüllt. Was für eine Farce.« Sie hatte Cruz selbst nicht gesehen, aber sie hatte erfahren, dass einige der Verletzungen, die er sich im Oakwood-Knast eingefangen hatte, geröntgt werden mussten. Sie lehnte sich auf der Couch halb zur Seite und klemmte sich ein Handgelenk unters Kinn. Ihr Ellbogen sank in die Matratze ein. Sie machte es sich bequem wie eine schläfrige Katze und hatte ihren Spaß dabei, Jonathan bei seinen Aktivitäten zu beobachten, der immer noch mit seinem Handtuch bekleidet war.
»Was nimmst du?«
»Da waren wir schon einmal.« Sie genoss es, sich spielerisch zu geben, zum Teil auch, weil ihn das offenbar so durcheinanderbrachte. »Ich nehme … alles.«
Sie bekam wieder die Mondtasse, den Becher für Jonathans »Gäste«.
Sich auf der Matratze neben ihr niederzulassen würde zu weit gehen. Stattdessen wollte er eine noch unausgepackte Kiste aus dem Rattangeflecht des Schaukelstuhls räumen.
Jamaica sah, wie er seine Entscheidung traf. Als er sich zu dem Stuhl umdrehte, riss sie ihm das Handtuch weg.
»Wow, ein niedlicher Knackarsch.« Sie grinste lüstern.
»Verdammt!« Er bekam sofort eine Gänsehaut. Er versuchte so zu tun, als ob nichts wäre, und streckte eine Hand nach dem Handtuch aus, während er am ganzen Körper errötete.
»Das gefällt mir.«
»Was?«
»Du hast nicht versucht, deine Blöße mit der anderen Hand zu bedecken.«
»Das wäre ja wohl ein bisschen albern. Da ist ja nichts, was du nicht schon gesehen hast, oder?« Sein Arm blieb ausgestreckt – so hätte er auch einem griechischen Bildhauer Modell stehen können. Schwanz auf der Suche nach einem Feigenblatt.
»Ich wette, du bist Linksträger.«
»Was?« Beinahe hätte er versucht, nach dem Handtuch zu grapschen, aber sie zog es besitzergreifend weiter zu sich heran. Seine Stimme war zu einem Kieksen geworden. Das war absurd, dieses Wortgeplänkel im Adamskostüm. Das war schon nicht mehr komisch, das war grotesk. »Dürfte ich … bitte.«
»Das ist eins meiner Lieblingsworte.« Sie stand auf, hielt ihm das Handtuch hin …
und warf es dann ins Badezimmer, jenseits seiner Reichweite.
Bevor Jonathan hinterhersprinten konnte, überbrückte sie die Distanz zwischen ihnen. Sie nahm seinen anschwellenden Penis in die eine Hand, seinen Nacken in die andere und zog ihn stürmisch an sich zu einem langen Kuss.
Er hielt seine Lippen fest geschlossen, die Zähne aufeinandergepresst, sein Gehirn im offensichtlichen Widerstreit mit dem Rest seines Körpers.
Sie hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Er begehrte sie so heftig, dass er keinen zusammenhängenden Satz mehr herausbekam. Sein Widerstand schmolz wie Eis in einer Mikrowelle. Er wurde unten hart und gab oben nach. Er gestattete es seinen Armen, sich um sie zu legen.
Er erwartete eine groteske Orgie aus Blasen und Pumpen, ein hektisches Gevögel, wie er es bei einer Nutte erwartete. Damit würde sie dem Bild entsprechen, das er ihr übergestülpt hatte, als er mit dem Anblick von Bauhaus’ Schwanz zwischen ihren Lippen konfrontiert worden war.
Sie wusste das und handelte gegen dieses Klischee.
Die Hand, die seinen Schwanz hielt, war untätig und behielt nur den liebevollen Griff bei. Er wurde hart wie eine Dampframme, sein Skrotum zog sich zusammen, seine Eier schmerzten, so groß war sein Verlangen, in sie einzudringen. Für den Augenblick verzichtete sie auf lüsternes Zungenspiel und küsste nur sanft seinen Nacken, seine Ohrläppchen, seine ekstatisch geschlossenen Augenlieder. Sie strich mit ihrem Gesicht über seine nackte Brust, fühlte, wie sein Herz den Takt beschleunigte, und hörte, wie sein Atem stoßweise kam.
Nur keine Eile.
Sanft und sacht streichelte sie ihn, bis er zitterte. Seine Beine versagten ihm den Dienst.
Jonathan fand sich plötzlich
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