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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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ebenen Erde haben sollten. Und der Grundriss des Hauses war so unübersichtlich, dass er da unten sowieso keine Ahnung hatte, in welche Richtung er gerade blickte. Jedes Stockwerk schien schief, die Gänge und Türen und Treppen alle in anderen Konstellationen.
    Er dachte darüber nach. »Wenn ich Fergus danach frage, fängt er nur an, sich Gedanken zu machen und sinnlos vor sich hin zu fluchen. Es ist wahrscheinlich besser, schneller und simpler, einfach den Schacht hinunterzuklettern und die Sachen hochzuholen.«
    »Was? So wie bergsteigen?«
    »Vom zweiten Stock aus ist das gar nicht so tief. Die Badezimmerfenster, die auf den Schacht hinausgehen, sind alle zugekleistert und vernagelt. Runter und wieder hoch. Und keiner merkt etwas. Dürfte das Einfachste sein. Und das Sicherste.«
    Sie starrte ihn an, als ob ihm plötzlich ein Horn gewachsen sei. »So etwas kannst du?«
    Er ballte beide Fäuste, damit die Sehnen hervortraten. »Ich hatte schon immer mehr Kraft in meinen Armen als in meinen Beinen. In Texas habe ich ein bisschen Klettersport betrieben und in Arizona ein bisschen Höhlenforschung. Mit dem richtigen Seil ist das kaum anstrengender, als Treppen rauf und runter zu gehen. Und außerdem, wenn ich da herunterklettere und du die Sachen hochziehst, dann gehen wir auch kein Risiko ein, dass uns irgendjemand auf der Treppe mit, wie sagt man doch, belastendem Material erwischt. Wir können die ganze Sache hinter meiner verschlossenen Tür – meinen beiden verschlossenen Türen – abziehen, und niemand kriegt es mit. Selbst wenn Bauhaus die Wohnung von Cruz von irgendjemandem überwachen lässt, wird der nichts ahnen können. Na, wie ist das?«
    Er genoss dieses plötzliche Gefühl, die Dinge im Griff zu haben. Ausnahmsweise gab er mal den Ton an.
    Jamaica hatte nicht die Absicht, so einen Glückstreffer infrage zu stellen. »Wann können wir das machen?«
    Er sah, worauf sie hinauswollte. »Warum machen wir es nicht gleich heute Nacht?«
    Er hatte einen guten Fick gehabt und war noch völlig aufgekratzt. Wenn er sofort handelte, konnte er Eindruck bei ihr schinden.
    »Du bist da, ich bin da. Ich habe heute auf der Arbeit sogar eine Taschenlampe mitgehen lassen, damit ich da selbst mal einen Blick hinunterwerfen kann. Wir haben dieses weiße Zauberpulver, wenn uns die Power ausgeht. Alles, was wir brauchen, ist ein Seil.«
    »Irgendwelche Ideen, wie wir an eines herankommen?« Ihr Gesichtsausdruck besagte: Ich wette, das ist eine dumme Frage.
    »Ich hatte schon gedacht, du würdest nie fragen.«
    »Moment mal.« Sie gab sich immer noch lüstern. »Wer hat eigentlich gesagt, dass ich mit dir schon fertig bin?«
    Er ließ seine Hand die Kurve ihres Schenkels entlanggleiten, liebkoste die Rundung ihres Hinterns, umfasste eine Brust, um die Warze mit dem Daumen zu kitzeln, und nahm ihre Hand in die seine, wobei er seine Finger mit ihren verschränkte und sie für einen Kuss an seine Lippen führte. »Nette Aussicht. Du kannst meine Belohnung sein, damit ich auch einen Ansporn habe.«
    Er war schon aus dem Bett und in Bewegung. Er unternahm schon wieder etwas, im Gegensatz zu seinen üblichen Handlungsmustern.
    Mit einem Mal fühlte er, wie sein Leben einen Gang zulegte und Tempo gewann. Das war die Gelegenheit, die alles ändern konnte, was bei ihm schieflief, und es war eine Gelegenheit, die genutzt werden wollte.
    »Was ist jetzt mit dem Seil?« Sie war schneller im Badezimmer als er.
    Er schlüpfte in eine herumliegende Jogginghose. Wo war die nur gewesen, als sie ihn nackt hatte herumstehen lassen? Er dachte an sie, wie sie jetzt auf der Toilette saß und hoffte, dass nicht alles von ihm jetzt durch den Abfluss lief. »Ich muss dafür eben nach unten laufen. Brauchst du etwas, während ich …?«
    »Hmmm.« Ihre Stimme hallte von den Fliesen zurück. »Vielleicht nur dich, in mir, noch einmal.«
    Seine Kehle schnürte sich augenblicklich zu. So gut konnte es für sie nun auch nicht gewesen sein. »Gib mir eine Verschnaufpause«, sagte er vorsichtig.
    »Jonathan.« Wieder diese vorwurfsvolle Ton. »Du hast dafür gesorgt, dass ich gekommen bin. Die Hälfte der Männer auf dieser Welt weiß nicht einmal, was eine Klitoris ist, geschweige denn, wo sie ist.«
    Sie wusste, damit würde er vor Selbstvertrauen einfach überfließen. Sie musste ihn gerade jetzt bei guter Laune und voller Tatendrang halten … aber nicht nur, damit er den Trottel spielte und Cruz’ Stoff zurückholte. Seine Stöße und

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