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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Diamanten bezahlt, der in ihren Schneidezahn eingelassen war. Diese dunklen brasilianischen Augen. Und das alles war mit circa hundert Stundenkilometern auf den Beton geknallt. Steine sind härter als Fleisch.
    »Rosie, sie …« Cruz hatte sich noch nicht wieder im Griff. Er presste seine Augenlider zusammen und blinzelte dabei weißes Pulver heraus. Dann schluchzte er heftig auf, als sich die Tränen lösten und herabflossen. »Sie ist einfach gesprungen.«
    »Halt eine Minute lang die Klappe.« Rosie checkte die Idioten im Nebenzimmer eine Viertelsekunde lang abschätzig. Von denen würde in den nächsten fünf Minuten keiner irgendwelche Scheiße abziehen. Auf dem Video war das Special-Effekt-Feuerwerk gerade in vollem Gange. Er knallte die Tür zu und stand nach drei humpelnden Schritten direkt vor Cruz. Dieser starrte immer noch die geschlossene Tür an und fragte sich, wo Rosie geblieben war.
    Rosie war bekannt für seine Effektivität. Effektiv riss er Cruz zu sich heran und gab ihm links und rechts eine schallende Ohrfeige, dann ließ er ihn mit einer aufgeplatzten Lippe gegen die Wand knallen. Cruz’ Füße rutschten unter ihm weg. Eine winzige Kokainwolke hing zwischen ihnen, als Rosie ihn wieder auf die Füße zerrte.
    »Du Vollidiot«, grunzte er. »Warum konntest du nicht die Schnauze halten? Was zum Teufel ist los mit dir?« Er stampfte mit seinem gesunden Bein auf und führ sich dann mit der Hand durch sein schütter werdendes rotblondes Haar. Seine künstliche Sonnenbräune war makellos. Er musste einfach seine Wut an jemandem auslassen und hatte nur wenige Augenblicke, in denen er diesen überkochenden Mist in Ordnung bringen konnte.
    »Du Arschficker, du schwanzloses Spatzengehirn! Gottverflucht!« Noch eine Ohrfeige, noch ein Stoß, eine Art Ermahnung. »Warum, zum Teufel, hast du Chiquita gesagt, sie soll springen, wo du doch genau weißt, dass die blöd genug ist und wirklich springt?«
    »Ich habe ihr das nicht gesagt.« Cruz’ schleppende Stimme verriet, dass sein Verstand immer noch nicht ganz mitkam. »Ich habe gesagt, sie traut sich nicht.«
    »Klasse. Emilio wird sicher den Unterschied zu würdigen wissen.« Er trat einen Schritt zurück und wischte sich über das Gesicht, wobei seine Hände in einer gebetsartigen Haltung blieben, als er nach einem Plan suchte. Cruz konnte sehen, wie Rosie die Möglichkeiten gegeneinander abwog.
    Jeden Augenblick müssten sie jetzt das Geräusch von Sirenen hören.
    »Okay. Fünf Minuten, bis sie sich von der Pizza da unten auf der Terrasse losreißen können. Zehn Minuten, bis sie raushaben, welcher Balkon es war, falls sich nicht schon jemand über den Lärm der Party beschwert hat.« Was anzunehmen war. Er wühlte im Innern seines Verri-Uomo-Zweireihers – zu groß, von der Stange – und leerte seine Lederbrieftasche aus. Er quetschte ein dickes Bündel zusammengefaltete Hunderter in Cruz Hosentasche. Und dann fischte er eine stoffummantelte Ampulle hervor, hielt sie Cruz unter die Nase und zerbrach sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Oh … gottverdammt!« Cruz schüttelte sich heftig und hielt sich die Nase zu. Ihm war, als seien seine Nerven gerade abgefackelt worden. Sein Schädel drohte zu platzen.
    Rosie trat einen Schritt zurück. Erbrochenes auf seinen Schuhen wäre alles andere als cool.
    Während Cruz in die Knie ging und würgte, fuhr Rosie fort: »Die Bullen werden hier alles auf den Kopf stellen. Über die must du dir aber keine Gedanken machen. Über Emilio schon. Weißt du, was passiert, wenn Emilio hier auftaucht und du bist immer noch hier?«
    Das war wie ein Stoß vor den Kopf. Cruz sah auf. Ihm tat alles weh, aber sein Verstand hatte wieder eingesetzt. Er nickte schwach, sein schwarzer Haarschopf wippte. Die Erkenntnis hatte ihn auf einen Schlag erwischt und am Boden zerstört. »Eine von diesen Knalltüten nebenan wird Emilio erzählen, dass ich Chiqui gesagt habe … dass ich sie provoziert habe … sie soll springen. Und dann bin ich derjenige, der über den Balkon segelt.«
    »Und, mein Junge, wenn du so dumm sein solltest, immer noch hier zu sein, wenn Emilio auftaucht, dann werde ich ihm gottverdammt sogar dabei helfen. Du weißt, wie die Dinge liegen. Wie sie sein müssen.«
    Cruz wusste das und nickte. Er hatte kapiert.
    Wenn er zurückkam und seinen Lieblingsfick über die ganze Liegewiese verstreut fand, weil Cruz sie provoziert hatte, dann würde Emilio verdammt sauer sein. Er hasste Misstöne in seinem Sexualleben.

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