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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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für eine lächerliche Figur er doch machte. Ein alberner Mann auf seinen Knien mit einem Ständer, der in die Luft ragte wie ein Cruise-Missile, das sein Ziel verloren hat.
    Damals nutzlos und heute immer noch.
    Der Sitz des Greyhounds war klassisch, glatt gescheuert wie ein Türknauf, der schon Millionen von schmierigen Händen gesehen hatte. Der Geruch von Desinfektionsmitteln hing in der Luft des Passagierraumes. Es erinnerte Jonathan immer wieder an den Waschraum einer Bar in Mexiko. Heruntergekommener Schuppen. In einem anderen Leben hatte er da eine unangenehme halbe Stunde verbracht und die ganze Zeit in das große Porzellan-Megaphon gereihert. Seit diesem Ereignis verzichtete er auf harten Alkohol. Nein danke. Gerade mal ein wenig Wein oder Bier mit Zitronensaft zum Essen. Amanda hatte zur Entspannung Dope geraucht, seit er sie kannte. Jonathan hatte festgestellt, dass er, wenn er genug rauchte, um davon benommen zu werden, zuerst aggressiv und dann hundemüde wurde und dass er darauf hin die nächsten anderthalb Tage mit einer wunden Kehle herumlaufen würde. Ihn interessierten die verschiedenen Techniken auch nicht – Hasch, Bongs, Joints. Amanda war eine Gelegenheitstäterin, sie nahm Drogen, weil es ihr gefiel, unregelmäßig und in Gesellschaft. Kokain zum Beispiel schnupfte sie nur auf Partys. Jonathan fand es eigentlich in erster Linie abstoßend, sich Pulver in die Nase zu ziehen, um in Stimmung zu kommen. Die Droge, auf die er stand, war Koffein, zusammen mit dem anderen weißen Killerstaub, Raffinadezucker. Kaffee törnte Jonathan an.
    Dope rauchen half Amanda, einige der Blockaden abzubauen, die sie grundsätzlich ihrer eigenen sexuellen Lust in den Weg stellte. Sie kam nur ganz schwer zum Orgasmus; es erforderte sehr viel Zärtlichkeit und eine Menge Geduld bei beiden Partnern. Die meisten der Männer in ihrer Vergangenheit hatten sich einen Dreck darum geschert. Deswegen war Amanda in dem Glauben aufgewachsen, sie sei frigide oder irgendetwas anderes stimmte mit ihr nicht. Sie schien am zufriedensten, wenn sie sich und ihre Partner dafür verantwortlich machen konnte, und den Rest der Welt gleich dazu.
    Das ist nicht mehr fair, schalt sich Jonathan selbst. Man muss sie nicht auch noch damit provozieren, dass man ihr erklärt, wie sehr sie es liebt, Opfer zu sein. Das zeugt nun nicht gerade von Einfühlsamkeit.
    Als Amanda damit begann, vor dem Sex immer einen Joint zu rauchen, war der Niedergang ihrer Beziehung nicht mehr zu übersehen.
    Ungefragt marschierte eine Anzahl von Bildern aus der Vergangenheit durch seinen Kopf. Die meisten davon Lappalien. Die Art, wie sie ihn im Supermarkt spielerisch an den Hintern fasste, oder auch nur, wie sie ihm sagte, was für einen knackigen Arsch er habe. Diese winterliche Fahrt nach Birmingham, bei der sie eine verrückte, hitzige Diskussion darüber hatten, nach welchen Kriterien man Filme beurteilen musste – während seine Hand in ihrer Leinenbluse steckte und ihre Brustwarzen stimulierte. Oder wie Amanda sich grinsend wie ein Derwisch um vier Uhr morgens über seinen Schwanz hermachte – während eines Nachtfluges nach Los Angeles. Das Fummeln und Kichern in der Umkleidekabine im Einkaufszentrum. Die erotischen Anrufe während der Arbeitszeit. Der Verkauf von Computergehäusen regte Jonathans Sinn für Romantik eigentlich nicht an. Der eine Abend, an dem er frustriert nach Hause gekommen war – er hatte zwei Tage später gekündigt – und Amanda in seinem Bett vorfand, in dem atemberaubendsten schwarzen Spitzennachthemd, das man sich vorstellen konnte. Die Art, wie sie gelächelt und gesagt hatte: ›Jonathan? Würdest du mir einen Gefallen tun …?‹
    Sie waren kurz darauf zusammengezogen.
    Er schreckte auf. Der Bus. Dunkelheit. Er hatte völlig die Orientierung verloren.
    Es war natürlich nicht nur der Sex. Er kam nur immer wieder darauf zurück, weil der Sex zwischen ihnen so verdammt gut gewesen war und weil es schon so ewig lange her war, dass Sex mit ihr eine Art von Liebemachen gewesen war. Zurzeit hatte er einen solchen Nachholbedarf, dass er den Kopf verlor, sobald eine hübsche Kellnerin auch nur in seine Richtung blickte.
    Es war nicht der Sex. Es war nicht etwas Bestimmtes. Es war … es war alles so verdammt kompliziert, so miteinander verwoben … Wenn man einen einzigen Auslöser für die ganze Misere dingfest machen wollte, dann würde das alles trivialisieren, was er mit Amanda geteilt hatte. Und gerade jetzt hatte Jonathan auch

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