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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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vor- und hinterher und den ruhigen Schlaf der Befriedigten.
    ›Nein.‹
    In der letzten Zeit waren ihre Bettspiele seltener geworden, beiläufiger, manchmal fast eine Art resignierter Pflichterfüllung.
    Er war, wie er jetzt sah, ein Idiot gewesen.
    Und so saß er jetzt hier und fuhr mitten in der Nacht in einem Greyhound nordwärts, mit einer gewaltigen Erektion, die sich gegen die Knopfleiste seiner 501 presste … und mit leeren Batterien. Er war der Dunkelheit dankbar, die der öffentlichen Peinlichkeit entgegenstand. Er war aber nicht dankbar für die Nacht, die ihn endlos an die letzte Nacht denken ließ, an der er mit Amanda geschlafen, aber nicht mit ihr gevögelt hatte.
    Es war die Nacht gewesen, in der Jonathan gehofft hatte, dass sich ihr gemeinsames Leben wieder in die alten Bahnen lenken ließ.
    In dieser Nacht war es kein Höllenmahl gewesen, wie er mittlerweile die steifen gesellschaftlichen Ereignisse getauft hatte, auf die ein gemeinsames Ausgehen in der letzten Zeit immer hinausgelaufen war – ein größtenteils geschmackloses Essen, untermalt von kopfschmerzerzeugenden Schweigeminuten und überhöflicher Nichtkommunikation. Nein. In dieser Nacht waren die Dinge hervorragend gelaufen. Keine Streitereien, so gut wie keine spitzen Bemerkungen. Amanda hatte sogar ein- oder zweimal laut aufgelacht, und der Gedanke schmerzte, dass er vielleicht dafür verantwortlich war, dass das Lachen aus ihren Augen verschwunden war.
    Zurück in ihrer Wohnung hatte er ihr ein heißes Bad mit einer Menge Ol und Badeschaum eingelassen. Sie ließ sich bis zur Nasenspitze hineingleiten und schmorte dort für eine halbe Stunde. Sie tauchte nur einmal auf, um ihn mit einem Mund voll weißen Cabernets zu küssen. Als sie von der Badewanne in die Dusche ging, leistete er ihr Gesellschaft. Sie seiften sich ein, wie sie es früher immer getan hatten, und sie schlüpfte als Erste heraus, um die CD in der Anlage im Wohnzimmer zu wechseln. Er kam in einer Dampfwolke heraus, in ein Handtuch gehüllt. Sie trug ihren blauen Lieblingskimono, ihr Haar lose und feucht und wild durcheinander. Der Saum des Gewandes strich über den Boden, aber die Konturen, die von dem glatten, geschmeidigen Stoff betont wurden, waren fast zu verlockend, als dass sie ein sterblicher Mann ertragen konnte.
    Sie waren müde. Zumindest bedeutete das einen Waffenstillstand. Sie bedeutete ihm, sich auf den Bauch zu legen, auf die kühlen blauen Laken, und dann setzte sie sich rittlings auf ihn und massierte die Verspannungen in seinem Rücken mit starken und erfahrenen Fingern. Ihr fester Venushügel bewegte sich aufreizend auf seinem Hintern. Danach massierte er sie. Sie hatte eine leichte Form von Marfans-Syndrom, einem Mangel an Gelenkschmiere. Dadurch hatte sie permanente Beschwerden. Sie konnte mit all ihren Knochen knacken wie ein LKW-Fahrer mit seinen Fingergelenken. Meistens schmerzten ihr die Schultern und Hände. Jonathan befürchtete die ersten Anzeichen von Arthritis. Noch zehn Jahre, und ihre Gelenke würden rheumatisch anschwellen.
    Für sie war es eine Form der Zärtlichkeit, ihn zu massieren, eine Form von ›ich liebe dich immer noch, trotz unserer Probleme‹. Für ihn kam es bei der Massage darauf an, welche Stellen er massieren musste und wie hart er jede Stelle anfassen musste, weil sie dort Schmerzen hatte.
    Hinterher waren sie eingeschlafen, in die Arme des anderen eingekuschelt, und jemand, der sie nicht kannte, hätte vermutet, dies seien zwei Leute, die sich liebten.
    Bis Jonathan zur Hälfte in sie eingedrungen war, leicht in die Umarmung der feuchten Umschlingung ihrer Mose geglitten war. Bis sie ›Nein‹ sagte.
    ›Nein. Jon. Nicht. Es tut weh.‹
    Er zog sich zurück und hielt inne. Er rang mit sich, um sie nicht trotzdem zu nehmen, weil er sie in diesem Moment so heftig begehrte. Er schob mit seinen Fingern ihre Schamlippen auseinander und versuchte es erneut. Es gab keinen Widerstand. Sie war tropfnass.
    ›Nein.‹
    Sie war zurückgezuckt und hatte sich ihm entzogen. Es war eine deutliche physische Zurückweisung. Sie wollte nicht sagen, dass ihr diese Stellung wehtat. Das war kein ›Nicht jetzt, aber in einer Minute‹.
    Jonathan machte sich von ihr los und fühlte einen Tropfen Feuchtigkeit auf seiner Wange. Sein Schwanz hatte arglistig einen Tropfen ihrer Feuchtigkeit direkt in seine Gesicht gespritzt. Das war beinahe symbolisch.
    Amanda hatte ›Nein‹ gesagt. Punktum.
    Und Jonathan hatte plötzlich eingesehen, was

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