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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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anreichern und, wie er hoffte, seinen ersten Gast beeindrucken. Er besaß sogar zwei Löffel!
    »Wie geht es uns denn da drinnen?« Er legte seine Finger um den Türspalt. Das war so weit, wie er sich hineintraute.
    Sie gab ein langes wohliges Grunzen von sich, dem zu entnehmen war, dass sie in der nächsten Zeit nicht in die Welt von kalter Luft und Schnee herauskommen würde. »Jonathan? Kannst du den Kaffee hier hereinbringen? Jonathan ist doch richtig, oder? Nicht John? Ich will den Kaffee wirklich, aber ich will auch nicht aus der Wanne raus.«
    »Wie möchtest du ihn?«
    »Ach, egal. Milch und Zucker, aber von beidem nur wenig.«
    Sein Dinobecher war immer noch bei Rapid O’Graphics. Er wählte für Jamaica eine Leihgabe von Bash mit einem zerklüfteten Halbmond und wissenschaftlichen Daten in weißer Emaille auf grauer Oberfläche. Für sich selbst kramte er einen Plastikbecher heraus, von dem er wusste, dass er in einer der Kisten war. Er versetzte ihren Kaffee mit einem großzügigen Schuss Baileys und hoffte, dass der Sprung am Henkel sie nicht stören würde. Oder ihr den Eindruck vermittelte, er wäre ärmlich.
    Er klopfte: »Zimmerservice. Vielleicht möchten Sie den Vorhang vorziehen.«
    Ihre Stimme kam durch die zur Hälfte geschlossene Tür zurück: »Stell dich nicht so an, Jonathan. Komm einfach rein und rede mit mir.«
    Dampf entwich. Der Spiegel am Waschbecken war beschlagen, und die Fliesen waren mit Kondenstropfen bedeckt. Das Fenster zum Luftschacht glich einer dreckigen Wandtafel. Die Katze leckte gemütlich über den Boden, wo der kackbraune Dreck vorher verspritzt worden war. Gott, war dieser ganze Mist wirklich in einer einzigen Nacht passiert? An diesem Morgen hatte er Camela noch bei Rapid O’Graphics ertragen und versucht, nicht mit gleichen Mitteln auf ihre Großkotzigkeit zu antworten, und er hatte Bedenken gehabt, weil er seinen wackligen Fuß bei Bash in der Tür aufgeben musste – und damit auch die kaum vorhandene Bindung an das für ihn unbekannte Territorium der Chicagoer Vorstädte. Dann hatte es ein verkochtes und überstürztes italienisches Essen mit Bash und seiner Geliebten gegeben, zum größten Teil in eisigem Schweigen, weil Camela sich in dem sonnte, was sie für einen Sieg hielt. Dann das Hin und Her mit Bashs Kombi, die Parade von Kisten. Drei Fahrten – aber nicht drei Fuhren. Jonathan wusste, dass er es unnötig ausgedehnt hatte. Aber was hatte er an diesem Abend denn auch sonst zu tun? Bash und Camela würden den Rest der Nacht die Matratzen quietschen lassen.
    All das war passiert, bevor die schwarze Katze ihn adoptiert hatte. Bevor seine Badewanne zugeschleimt worden war. Vor der Razzia und diesem Wahnsinn mit toten Babys, vor der Gestapo-Polizei, vor der Begegnung mit Cruz. Vor Jamaica.
    Bash würde grün vor Neid werden.
    Sie war bis zur Oberlippe untergetaucht. Nur ihre Brustwarzen durchbrachen die Wasserfläche. Mit geschlossenen Augen lud sie ihre Energiereserven wieder auf. Ihr Anblick präsentierte sich Jonathans Augen in einem Rahmen aus blauem Wasser. Mitten im tiefsten Winter schien der Mokkaton ihrer Haut unnatürlich und wurde auch nicht von Bikini-Streifen gebrochen. Ihre Augenbrauen, jetzt von Mascara und Wimperntusche befreit, hatten die gleiche Grundfarbe wie ihre Zehen. Jonathan tippte auf Sonnenbank. In der Mitte erregte das dunkle Dreieck ihrer Schambehaarung seine Aufmerksamkeit, eine einladende Landmarke auf einem See von Haut. Und dann bemerkte er, widerwillig, die Ansammlung von blauen Flecken auf ihren Schienbeinen, die Markierungen, wo ihre Oberarme hart und lieblos angefasst worden waren, die purpurnen Streifen, die sich auf der sanften Rundung ihrer Brüste abzeichneten, vielleicht von Cruz oder – schlimmer noch – von anderen. Jonathan verfolgte die Erhebung, die Konturen und die perfekte Abgrenzung der Warzenhöfe, so groß wie der Ring, den er mit Daumen und Zeigefinger beschreiben konnte. Die Warzen selbst saßen genau mittig, zwei weitere kleine Fingerkuppen. Das heiße Wasser hatte sie zur Farbe polierten Kupfers anlaufen lassen. Jamaicas Augenlider waren schwer und verhangen, so wie die der Katze, die sie in ihren Armen gehalten hatte. Sie streckte eine tropfende Hand nach dem Kaffeebecher aus. Jonathan beobachtete, wie das Wasser ihren Unterarm herunterlief, als sei dies ein Zaubertrick, den er nicht durchschaute.
    »Gott, ist das gut. Das ist die Krönung nach so einer Nacht.« Sie versuchte zu lachen, aber ihr fehlte

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