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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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die Kraft. Sie gab ein bittersüßes Glucksen von sich. »Ich rede Unsinn. Aber das ist okay. Ich muss nicht immer vernünftig sein. Das hier ist klasse.« Sie hob den Becher, um einen Schluck zu nehmen, und Jonathan beobachtete die Wellen, die sich dabei bildeten. Ihre Augen weiteten sich, nur einen Bruchteil. »Oh. Puh. Das hier ist auch klasse. Kann man dich mieten? Was verlangst du? Schrubbst du auch Rücken?«
    »Prost.« Er nippte an seinem eigenen Kaffee und fühlte, wie sich die Hitze in seiner Brust ausbreitete, eine Woge der Wärme. Bis jetzt hatte er sich bei seinen Anti-Äh-Bemühungen ganz gut geschlagen. Er beglückwünschte sich selbst zu seiner coolen Haltung in der Gegenwart nackter Damen. Er dachte im Augenblick doch tatsächlich ganze Minuten lang nicht an Amanda.
    »Jetzt erzähl mir mal, was passiert ist, nachdem die Bullenkutschen Richtung Heimat gefahren sind.«
    Ihre Brauen ging hoch und wieder runter. »Na ja. Ich muss wirklich lernen, in Gegenwart dieser Arschlöcher den Mund zu halten. Man kommt einfach mit gar nichts durch. Man muss schon seinen Part spielen. Jede Person, die nicht eine konservativ bürgerliche Angst/Respekt-Haltung zeigt, muss damit rechnen, eingeschüchtert und provoziert zu werden, um zu ermessen, wie weit ihr Feindseligkeitspotenzial gegen Autorität ausgereift ist. Stammt von einem Typen namens Doc Stanley. Es gibt eine ganze psychologische Schule, die sich damit beschäftigt, wie man mit Situationen wie der heute Nacht umgeht. Stanley nennt es das« Polizeimeistern ». Der Sinn der ganzen Sache besteht darin, nicht verprügelt, brutal verhaftet oder erschossen zu werden. Da ich jetzt hier bin, hat es dann wohl doch irgendwie funktioniert. Ich rege mich bei so etwas immer so fürchterlich auf, dass ich einfach vergesse, die Klappe zu halten. Das bringt mich jedes Mal wieder in Schwierigkeiten. Jedes Mal.«
    Sie wechselte mit der heißen Tasse von der einen in die andere Hand und erzeugte so neue Wellenformationen, die das Bild ihres Körpers unter Wasser verzerrten.
    Jonathan verschlang sie mit den Augen. Wenn sie sprach, versuchte sein Verstand, die STOPP-Taste zu finden. Er musste sich dazu zwingen, halb intelligente Nicker und Grunzer beizusteuern. Protomännliche Versuche, deutlich zu machen, dass er nicht nur physisch, sondern auch mental Schritt halten kann. Er hoffte, dass mit dem Kaffee mit Schuss sein Kopf langsam wieder klarer werden würde, dass sich die scharfen Kanten glätteten, die die lange Nacht hinterlassen hatte. Seine Augenlider fühlten sich an, als seien sie mit Sandpapier gescheuert worden, und schmerzten jetzt, als strahle man sie mit Flutlichtern an. Du wirst wach bleiben, befahl er sich. Du wirst ihr zuhören.
    »Was ist nur aus all diesem Gerede über Recht und Gesetz geworden?«, fragte er. »Diese Miranda-Sache, nach der man seine Rechte vorgelesen kriegen muss?«
    In absolutem Unglauben traf ihr Blick auf seinen. Sie klickte mit ihrer Tasse gegen den Teil der Badewanne, wo sie auf die geflieste Wand traf. »Es tut mir Leid, dass ich es bin, die dir diese furchtbare Nachricht übermitteln muss, aber Supermicky ist nur eine Zeichentrickfigur. Superman ist nur ein Schauspieler. Und das Christkind waren auch nur deine Eltern.« Sie griff nach einem kaum benutzten Stück Seife und begann, mit den Händen Schaum zu produzieren.
    »Und die Fernsehbullen folgen den allgemeinen Vorschriften, von denen die wirklichen Bullen wissen, dass es die gar nicht gibt«, ergänzte er mit einer Mark-Twain-Paraphrase.
    »Außerdem hatte ich schon vorher mit Stallis zu tun. Ein wirkliches Schwein, und damit meine ich nicht nur Bullenschwein. Er ist ein Perverser. Er steht darauf, dass man ihm einen bläst, während man von einem anderen Bullen gefickt wird. Er nimmt Nutten hoch, damit er sie an den Ohren hat und ihnen ins Gesicht spritzen kann. Er steht darauf, es zu verschmieren, und dann muss man das ablecken. Tut mir leid, wenn ich dich mit solchen Details schockiere.«
    »Das ist schon okay.« Er erinnerte sich daran, seinen Kaffee den Rest des Weges bis zum Mund zu befördern. Die Tasse verharrte auf halbem Weg in der Luft.
    »Irgendwann erzähle ich dir mal eine Horrorgeschichte über Stallis und ein Mädchen, das sich Little Oral Annie nennt. Eine wahre Geschichte.« Schaum trieb auf der Wasseroberfläche, als sie sich einseifte. »Sagtest du nicht, du hättest einen Badeschwamm? Ich finde ihn aber nicht.«
    Er wühlte ein wenig herum und brachte ihn zum

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