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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Vorschein. Die Katze war offenbar wieder irgendwie verschwunden. »Ach so. Die Antwort auf deine Frage lautet ja. «
    »Welche Frage?« Sie setzte sich mit einem Platschen in der Wanne auf.
    »›Schrubbst du auch Rücken?‹ Ja, tue ich.«
    »Junge, habe ich gehofft, dass du das sagen würdest.« Sie lehnte sich vor, wobei sie kaum die Beine spreizen musste. Ihre Knie durchbrachen nicht die Wasseroberfläche. Sie war ziemlich gelenkig. »Nun, hier ist ein Rücken in bequemer Reichweite. Und ich bin mir sicher, dass ein bisschen Übung nicht schaden kann.«
    »Nicht nötig. Ich habe den schwarzen Gürtel im Rückenschrubben.« Er streckte seine Hand aus, damit sie ihm die Seife reichen konnte. Sie trank, und er schrubbte.
    Er dachte an sein eigenes Leben in der letzten Zeit und war plötzlich unerwartet tolerant. Wer war er denn, dass er über jemanden wie Jamaica zu Gericht sitzen durfte? Jeder tat das, was er zum Überleben eben tun musste, wie man so schön sagt. Erst wenn man das geklärt hatte, konnte man sich darum kümmern, zu leben und nicht nur zu überleben.
    Obwohl er noch gar nicht wusste, ob Bash ihm den Wagen wieder leihen würde, um Cruz aus dem Knast zu holen, versicherte er ihr, dass das gar kein Problem wäre.
    »Ist es schon hell?« Sie blickte auf die Schwärze, die das Fenster zum Luftschacht bildete. Sie lehnte sich zurück und stemmte sich gegen den Druck, den er mit dem Schwamm ausübte.
    Es war Samstagmorgen.
    Er hatte gerade beschlossen, dass er heute nicht zur Arbeit musste. »Es ist schon hell, aber es regnet. Die Fenster sind vereist. Die Straßen werden höllisch glatt sein.« Auf dem verharschten Schnee würde sich eine spiegelglatte, durchgehende Eisfläche bilden. Darüber zu fahren oder auch nur zu gehen wäre so, als versuche man zu jonglieren, während man auf einem Stuhl sitzt, der mit nur einem Bein auf einem Eiswürfel balanciert.
    Es war die Antwort der Natur auf Jonathans überhebliche Einschätzung, dass das Wetter nicht mehr schlimmer werden konnte.
    Ihre schimmernden bernsteingrünen Augen suchten erneut seinen Blick: »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich hier für ein paar Stunden hinlege? Ich muss mich dann irgendwann bei Bauhaus melden, aber eben erst irgendwann. Er wird sowieso nicht selbst mit mir reden, weil ich erst vor Kurzem mit den Bullen zu tun hatte. Du hast eine Matratze, oder?«
    Sein Herz tat wieder einen Sprung. »Äh … eine Matratze.« Dies »Äh« ließ sich nicht unterdrücken. »Ja. Mein Freund – Bash – hat mir ein paar Bettlagen und Decken und so etwas besorgt, und ich habe einen guten Schlafsack, der besser ist als ein Überbett. Du kannst die Matratze haben, und ich nehme den Schlafsack und …«
    »Ich glaube, wir werden auch beide auf die Matratze passen, Jonathan.« Sie schloss ihre Augen und lächelte über einen Witz, den nur sie mitbekommen hatte. Sie sah seine Verwirrung, die Aufregung, die sich auf seinem Gesicht zeigte, einander widersprechende Signale. Seine Hormone und sein Adrenalinspiegel waren in hellem Aufruhr. »Hör auf, so ritterlich zu sein, und tu mir einen Gefallen. Wir haben uns heute Nacht völlig mit Koks zugedröhnt, und wenn ich mich jetzt hinlege, dann schlafe ich wie ein Stein. Ich will in dem Zustand nicht allein schlafen. Ich will, dass mich jemand festhält, während ich vor mich hin schnarche. Wenn du eine ausführlichere Erklärung willst, dann muss ich leider passen. Ich kann dir keine liefern. Reicht das?«
    Er schluckte hart. »Ja, sicher.« Er hatte einen Kloß in der Kehle.
    »Klasse. Und jetzt mach, dass du hier rauskommst. Ich will nicht, dass du die roten Striemen siehst, die diese Wanne auf meinem Arsch hinterlassen hat.«
    Er lachte erleichtert auf und reichte ihr ein frisches, noch zusammengefaltetes Handtuch.
    »Danke schön. Glaubst du, dass du ein T-Shirt oder so etwas finden könntest, das ich im Bett tragen kann?«
    »Das bezweifle ich«, sagte er. Jonathan, der Frivole.
    Jetzt musste der Radiator, den Bash ihm geliehen hatte, beweisen, dass er auch funktionierte. Jamaicas Erwähnung von Schlaf hatte seinen Müdigkeitsknopf plötzlich voll aufgedreht. Seine Füße und seine Schultern kamen auf einmal auf die Idee, bleiern gegen ihre neuen längeren Arbeitszeiten zu protestieren. Zu viel zu tun gehabt.
    Irgendjemand war dabei, ihm Geld zukommen zu lassen. Vielleicht wurden gerade in dieser Minute geheime Komplotte geschmiedet, um die Kaution für Cruz zu überbringen. Das würde vielleicht alles

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