Der Schacht
und war erleichtert, als er ordentliche Dampfschwaden hochdriften sah. Sie stand hinter ihm und lehnte sich an das Waschbecken, um ihm zuzusehen.
»Tut mir leid, dass ich kein Badeöl oder so etwas habe.«
»Das ist schon okay.« Sie war jetzt barfuß und kleiner, weniger wie eine Statue, mehr wie ein Mensch. Ein angenehm ruhiges Lächeln zeigte sich in ihren Mundwinkeln, wurde aber vom Gesprächsthema Lügen gestraft. »Sie werden Cruz vierundzwanzig Stunden festhalten, bevor sie ihn gegen Kaution rauslassen. Das ist das übliche Prozedere. Sie wollen ihn erst einen Tag lang in die Mangel nehmen.«
Wasser strömte in die Badewanne. »Wie hast du das geschafft?«, fragte er. »Ich meine, die Kaution und das? Warum haben sie euch nicht einfach beide dabehalten?« Er fühlte, dass er rot wurde, als er die Frage stellte, die er eigentlich stellen wollte. »Ich meine … wie bist du da so schnell herausgekommen?«
Jamaica seufzte. Es war der Ton von Was tut ein nettes Mädchen wie du in so einem Job? Sie konzentrierte sich auf die Badewanne. »Weil ein paar Dinge sich einfach nie ändern und die Welt sich immer weiterdreht und, ach Scheiße, weil sie einfach nicht hinter mir her waren …«
Das war genau die Antwort, die er befürchtet hatte. Er fühlte sich um so vieles jünger als Jamaica. Er fühlte sich wie ein naives Arschloch.
Sie lächelte wieder. »Hey … nicht traurig sein.« Ihre Stimme war stoisch. »Sex mit Cops ist nicht so, als würde man Liebe machen. Das ist nicht mal so wie Sex mit richtigen Leuten. Es ist einfach nur der Grund dafür, warum der große Gott das Mundwasser erfunden hat.« Sie ließ das sacken und fügte dann hinzu: »So, ist die Badewanne jetzt fertig?«
Er testete das Wasser und verbrühte sich fast die Hand. »Vielleicht sollte ich ein wenig kaltes Wasser nachlaufen lassen.« Er wollte sich eigentlich gar nicht mehr umdrehen, um so der Versuchung nichts ein weiteres Mal ins Auge blicken zu müssen. Als ob er eine Wahl hätte.
Sie drehte sich um, um Handtücher zu holen, und ließ ihr Oberteil dabei an dem Türknauf hängen, der früher einmal aus geschliffenem Glas bestanden hatte und jetzt einfach eine farbverschmierte Erhebung war, die sich nur schwer in irgendeine Richtung drehen ließ. Er sah ihren bloßen Rücken, die Art, wie sich ihr Rock bewegte, wenn sie ging.
»Bubbeiwasser ist sowieso schlecht«, rief sie aus dem anderen Raum herüber.
»Wieso das?«
Sie kam wieder mit einem weißen Handtuch, dass sie sich um die Taille geknotet hatte. Ansonsten war sie nackt bis auf die Katze, die sie in den Armen hielt, und die sich warm gegen ihre Brust schmiegte. Die Katze schien auf verschlafene Art glücklich, an einem so strategisch wichtigen Platz zu liegen.
Hey Kumpel, sieh genau hin.
»Dämliche Katze«, murmelte Jonathan. »Sie treibt sich hier nur herum, wirklich. Was sagtest du über Bubbeiwasser?«
»Das neigt dazu, an Stellen zu bubbeln, an denen es nichts zu suchen hat. Davon kann man Sachen wie Blaseninfektionen und so was kriegen.«
»Tatsächlich? Wie furchtbar.« Er zog den Plastikduschvorhang halb vor und tauchte dabei die Wanne in blau schimmerndes Licht. »Alles zu ihrer Verfügung, Madame. Ich werde mich in die Küche zurückziehen und Jeeves anweisen, ihnen einen Tee zu servieren.«
Sie antwortete mit einem höflichen Knicks und behielt die Katze da, wo sie war. Auch jetzt war das vorgetäuschte Schamhaftigkeit, die Jonathan immens erotisch fand.
Er zog die Tür halb zu. Er brauchte ihr nicht zu sagen, dass … wenn sie etwas brauchte …
Die Geräusche, die sie machte, als sie sich unter die heiße, glatte Oberfläche des Wassers gleiten ließ, waren nicht nur wohliger Natur. Er stellte sich vor, wie das Wasser auf blauen Flecken, auf Kratzern und vielleicht auch Schlimmerem brannte. Reinigende Schmerzen, wie das Ausbrennen einer Wunde. Ihre gedämpften Protest- und Jammerlaute, die sich an der halbherzigen Verfliesung des Bades brachen, machten einem wohligen, lang gezogenen »Mhmmmmm« Platz.
Nach der Wärme des Badezimmers schien das Wohnzimmer umso kälter. Jonathan genoss die Wärme, die von der Kochplatte ausging, und den belebenden Geruch von Kaffee. Bash hatte kleine Probefläschchen von Kahlua und Baileys mit zu dem zusammengeklaubten Inhalt der Küchenkiste gepackt. Bash schien immer in Geberlaune zu sein; seine Schränke enthielten Unmengen von Sachen, die er selbst nie anrührte.
Mit Bashs Einzugsgeschenk konnte er den Kaffee
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