Der Schädelring: Thriller (German Edition)
glaubte. Die erste Regel der Opferrolle war der besessene Wunsch, anderen zu gefallen. Wenn Snead wollte, dass sie verrückt war, würde sie ihm den Gefallen tun.
„Wenn es der Meister so will“, sagte sie lächelnd und hoffte, dass ihr Gesicht die entsprechende Leere zeigte.
Snead stieß sie gegen die Felsen. Mit ihren auf dem Rücken gefesselten Händen verlor sie beinahe das Gleichgewicht. „Geh weiter“, sagte er zu ihr. „Es wird schnell dunkel. Ich habe keine Lust, die Nacht in diesem Wald zu verbringen, wo all diese Idioten mit Pistolen umher rennen. Man könnte sich ja verletzen.“
Sie begannen, den engen Pfad emporzusteigen. Auf beiden Seiten wuchsen Lorbeerbüsche mit wächsernen, dunklen Blättern. Das Gestrüpp war zu dicht, um an eine Flucht zu denken. Snead schob sie vorwärts und sie hatte keine andere Wahl, als in Richtung Gipfel weiter zu stolpern.
Die letzten Herbstblätter flatterten an den Bäumen und die Luft fühlte sich statisch an. Julia schaute sich nach einem Fluchtweg um. Sie fürchtete sich kaum davor, erschossen zu werden. Wenigstens wäre dies ein schneller und barmherziger Tod. Doch sie hasste den Gedanken, diesen Unholden gegenüber die Verliererin zu sein, nun da sie wusste, wie erbärmlich und schwach sie waren.
„Snead!“ schrie Hartley, aber seine Stimme verlor sich fast im Lärm des heulenden Windes.
Als Snead sich umdrehte, sprangen zwei vermummte Gestalten aus dem Lorbeergebüsch. Die eine Gestalt schwang einen langen, schweren Ast, mit dem er Snead auf den Rücken schlug. Der andere hielt Snead fest und ergriff seinen Arm. Während des Gefechts wurde Julia umgeworfen und fiel auf die Knie. Die Pistole gab zwei Schüsse ab und einer der Männer stöhnte vor Schmerz.
Julia erhob sich taumelnd. Hartley und Dr. Forrest eilten den Pfad empor. Die zwei vermummten Männer hielten Snead fest. Sneads Gesicht war vor Wut gerötet und Blut floss aus dem einen Bein.
„Verdammte Idioten“, fauchte Snead. „Seht ihr nicht, was er macht? Er will das Ganze für sich behalten. Das wollte er von Anfang an.“
„Nein, Judas Snead“, sagte Hartley schwer atmend. „Unser Meister will alles. Denn alles gehört ihm bereits.“ Hartley zog ein Messer aus seinem Umhang. „Einschließlich deiner armen Seele.“
Julia kroch vorsichtig gegen das Lorbeergestrüpp. Die Bruderschaft hatte sie einen Moment lang vergessen. Snead wehrte sich gegen seine Angreifer, konnte sich jedoch nicht befreien. Julia bemerkte, dass eine der vermummten Gestalten ein Loch im Rücken des Mantels hatte. Eine dunkle nasse Stelle umgab das Loch.
In das Herz getroffen und sie laufen noch immer umher. Aus was sind diese Leute geschaffen?
Hartley hob das Messer hoch und brüllte gegen den Himmel, „Nimm dieses Opfer an, oh Meister der Welt, obschon diese Seele wenig wert ist.“
Hartley neigte sich über Snead, der eine Reihe von Flüchen ausstieß. Julia schaute weg, als das Messer hinunterkam. Sneads Schrei wandelte sich in ein Gurgeln und wurde vom Wind übertönt. Julia schaute Dr. Forrest an. Die Augen der Frau glühten mit einer irren inneren Seligkeit.
Hartley erhob sich und wischte das Messer an seinem Mantel sauber. „Es tut mir Leid, dass ich diese Klinge mit seinem Blut verschmutzen musste“, sagte er lächelnd zu Julia. „Aber der Meister wird dir vergeben. Bist du bereit, die Markierung fertigzustellen und dich zu uns zu gesellen?“
Das Pentagramm. Hartley wollte die drei letzten Linien einritzen, um die Narbe zu vervollständigen. Danach kam der das Symbol umgebende Kreis und das Messer würde sich wie kaltes Feuer unter ihrer Haut anfühlen. Und letztendlich würde sie ihm gehören, mit Geist, Körper und Seele.
Und mit dem Treuhandfonds.
Wenn die Welt wirklich Satan gehörte, weshalb brauchte er dann drei Millionen Dollar? Sünden waren weit verbreitet. Das Böse war billig. Und geistige Leere war absolut kostenlos.
Sie konnte jedoch nicht fliehen, nicht mit gefesselten Händen und dem versperrten Pfad. Wenn sie sich in das Lorbeergebüsch stürzte, würde sie sich in den Zweigen verwickeln. Die Bergspitzen weiter oben waren zu gefährlich, als dass sie sich mit den Händen auf dem Rücken zurechtgefunden hätte. Zudem hatten die vermummten Brüder ihre grausame Effizienz bereits bewiesen.
Die beste Möglichkeit war, Zeit zu gewinnen. Walter würde nicht aufgeben, solange er noch am Leben war.
„Vereinigen Sie sich mit uns, Julia“, sagte Dr. Forrest. „Werden Sie die Hure
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