Der Schädelring: Thriller (German Edition)

geöffneten Augen da. „A . . . aber der Meister –“
    „Der Meister lächelt, Judas Forrest“, sagte Hartley. „Wir verbreiten Bosheit. Die Liebe zum Geld ist die Quelle allen Übels.“
    „Und wir nehmen einen Anteil des Gewinns für uns“, sagte Snead. „Nun, mein Anteil wird etwas größer sein. Immerhin habe ich die Drogen aus dem Schließfach mit den Beweisen gestohlen. Ich war derjenige, der dafür sorgte, dass die vermissten Personen auch vermisst blieben und nicht irgendwo als Knochen aufkreuzten. Und ich will die Hälfte.“
    „Das war nicht Teil des Abkommens“, sagte Hartley langsam.
    „Neues Abkommen.“ Snead zog eine Pistole aus dem Mantel und einen Moment lang dachte Julia, er würde Hartley erschießen. Stattdessen trat er neben Julia und drückte ihr die Waffe an den Kopf.
    „Hör auf“, befahl Hartley. „Sie ist die Einzige, die Geld aus dem Treuhandfonds abheben kann.“  
    Der Pistolenlauf fühlte sich kalt an Julias Schläfe an. Sie hielt den Atem an und zählte langsam rückwärts. Wenn sie sterben musste, dann wollte sie nicht in der Dunkelheit eines Panikanfalls sterben. Sie wollte beim Sterben denken, was die Zukunft hätte bringen können, eine Zukunft, die von der nie stattgefundenen Vergangenheit weg führte. Sie wollte geheilt sterben.
    Sie visualisierte die Berge, dort wo die Gipfel mit den Wolken zusammentrafen. Walter wartete an diesem imaginären Horizont. Und vielleicht stand etwas hinter ihm, der Schatten seiner Seele, das Licht seines Herzens.
    Walters Gott hatte diese Welt der Krankheit, der Lust und der Gier überlassen, doch selbst eine schwache Hoffnung auf Rettung war besser als die Gewissheit des Nichts.

 
     
    29
     
    Die kalte Pistole brachte Julia in die Realität und auf die windige Waldwiese zurück. Drei Millionen Dollar. Der Preis für Julias Seele.
    Mitchell musste vom Treuhandfonds gewusst haben. Mit seinen Verbindungen wusste er womöglich bereits davon, bevor sie miteinander ausgingen. Nun verstand sie seine Besitzgier besser. Geld und gestohlene Unterwäsche. Zwei Wege in Mitchells wertloses Herz.
    Schade, dass sie tot sein würde, bevor sie die Genugtuung hatte, ihm ins Gesicht zu lachen.
    „Komm“, sagte Snead zu ihr und hielt die Waffe weiterhin auf sie gerichtet. Es war eine schwarze automatische Pistole des gleichen Typs wie die, die Walter Mitchell weggenommen hatte.
    Dr. Forrest stand neben Hartley. Sie hielt die Hände unter dem Kinn gefaltet. Hartley blickte finster drein. Der Wind zerzauste sein dünnes, weißes Haar. Der umliegende Wald war dunkel geworden. Schwarze Schatten füllten die Räume zwischen den Bäumen.
    Der Donner war näher gekommen und der Boden unter Julias Füßen schien zu zittern.
    „Sie bleibt hier“, sagte Hartley. „Sie gehört dem Meister.“
    „Lass den Scheiß“, sagte Snead. „Wir sind jetzt allein. Du kannst mit deiner Teufelsshow aufhören.“
    „Sie gehört ihm“, sagte Hartley.
    „Dieser Plan war von Anfang an Mist. Glaubst du wirklich, dass sie nun dem Hexenzirkel beitreten und uns das Geld freiwillig geben wird? Ich sehe nicht ein, weshalb wir all die Jahre verschwenden mussten, um die Seelenklempner mit ihrem Kopf spielen zu lassen. Der beste Weg, mit einem Kopf zu spielen, ist eine Kugel hindurch zu jagen.“
    „Du vergisst deine Position“, sagte Hartley. „Ich bin der Hohe Priester hier.“
    „Hexenzirkel innerhalb von Hexenzirkeln“, sagte Snead. „Und wen musst du am Geschäft beteiligen? Wie viele andere Menschen erhalten einen Teil des Geldes des Teufels?“
    „Bruder Snead, widersprich dem Meister nicht“, bat Dr. Forrest. „Judas Stone wurde ausgewählt. Sie wurde dazu geboren, eine von uns zu werden.“
    „Verdammt nochmals, Schwester“, spottete Snead. „Du scheinst auf deine eigene Gehirnwäsche hereingefallen zu sein. Du kannst hier bleiben und versuchen, den Polizisten all diese Leichen zu erklären. Den echten Polizisten. Ich andererseits, werde diese Hure mit nach Memphis nehmen und wir werden in Stones bevorzugte Sparkasse spazieren und eine kleine Abhebung vornehmen.“
    Er drückte die Pistole stärker an Julias Schläfe. „Nicht wahr, Schwester?“
    Wenn sie erwarteten, dass Julia nach all den Jahren missbräuchlicher Psychotherapie geistesgestört war, dann würde sie sie nicht enttäuschen. Immerhin hatten Dr. Lanze und Dr. Forrest ihr jahrelang falsche Erinnerungen eingeredet, ihre Vergangenheit verdreht und sie dazu gebracht, dass sie an Ungeheuer