Der Schädelring: Thriller (German Edition)
Silberring oder nichts Lebendiges. Er war lediglich ein Symbol für die nackte menschliche Lust auf Macht. Er stand für die egoistische Befriedigung und falsche Duldsamkeit, ganz egal, was es kostete.
Und sie hatte ihr ganzes Leben lang zu diesem elenden Ziel beigetragen. Und nun hatte auch Walter dafür bezahlen müssen.
„Wir wollten, dass Sie sich Satan willig hingeben. Nach all den Jahren konnten wir Sie nur dazu bringen, ihn zu akzeptieren, indem wir Ihnen seine Macht zeigten. Satan verlangt von seinen Huren die totale Unterwerfung.“ Dr. Forrest grinste anzüglich. „Auf diese Art diene auch ich ihm.“
Ein Ruf ertönte im Wald und ein weiterer Schuss knallte. Julias Herz schlug höher vor Hoffnung. Walter muss noch am Leben sein.
Wenn er willens war, weiter zu kämpfen, dann war sie es auch. Sie hatte keine Pistole aber sie besaß eine andere Waffe. Es gab nur ein Ding, nach dem Dr. Forrest noch mehr verlangte als nach dem eingebildeten Segen des Meisters.
Jahrelang versuchten Menschen, aus mir jemanden zu machen, der ich nicht war. Vielleicht ist es jetzt Zeit, diese Person zu werden. Sehen wir mal, was Judas Stone fertig bringt.
„Ich . . . ich war willens“, sagte Julia. „Sie haben Recht. Ich war verwirrt. Sie und Dr. Lanze haben mir jedoch so sehr geholfen.“
Dr. Forrest strahlte vor Glück. „Dr. Lanze glaubte, es wäre das Beste, Sie von Mitchell wegzubringen. Lucius war ebenfalls dieser Meinung. Ich bin froh, dass sie Sie zu mir gebracht haben. Ich glaube, dass ich Sie verstehe. Wir sind uns ähnlich.“
„Ja“, sagte Julia. „Ich hätte es ohne Sie nicht geschafft. Ich wäre noch immer verloren.“
„Die Wahrheit wird Sie befreien.“
„Ich will frei sein.“
Die Augen der Therapeutin leuchteten irrsinnig. „Umarmen Sie ihn. Geben Sie sich hin.“
Erneute Rufe erklangen von den hohen Felsen herunter. Der Wind brüllte und die Wolken stießen zusammen wie die zerfetzten Segel von Kriegsschiffen. Der Himmel des späten Nachmittags war beinahe schwarz. Einer der vermummten Satanisten trat aus dem Wald auf die Lichtung. Es war Hartley.
„Bring die Hure“, sagte er. Seine Stimme klang gereizt.
„Was ist passiert?“ fragte Dr. Forrest.
„Triplett hat eine Pistole. Wir müssen uns beeilen. Bring sie zum Altar.“
Hartley verschwand erneut zwischen den Bäumen. Julia unterdrückte das Verlangen auszurufen. „Wenn Satan allmächtig ist, weshalb kann er dann die Kugeln nicht aufhalten?“ In allen Religionen, selbst in denen, die sich auf das Böse anstatt auf das Gute stützten, war der Glaube jedoch blind, schwach und am Ende menschlich.
„Ich will mich hingeben“, sagte Julia. „Ich bin nun geheilt.“
Dr. Forrest runzelte die Stirne. „Aber Sie waren wütend –“
„Nur auf mich selbst“, sagte Julia und ahmte den glückseligen Ton nach, den ihr Dr. Forrest während unzähligen Therapiesitzungen eingeflößt hatte. „Aber jetzt sehe ich klar. Der Meister hat sich so viel Mühe gegeben. Ich fühle mich geehrt.“
„Sie sind seine Liebste“, sagte Dr. Forrest. „Und ich habe mitgeholfen, Sie zu ihm zu bringen.“
„Bitte, nehmen Sie mir die Fesseln von den Füßen ab, damit ich freiwillig zu ihm gehen kann.“
Dr. Forrest zögerte.
„Sie haben gehört, was Bruder Hartley sagte“, fuhr Julia fort. „Wir haben nicht viel Zeit und ich glaube nicht, dass Sie mich tragen können, selbst wenn der Meister Ihnen Kraft gibt.“
Julia erstickte beinahe an der falschen Bezeugung, die sie vor sich hin plapperte. Sie versuchte sich an die Worte des Evangelisten auf dem falsch eingestellten – oder gefälschten – Videoband zu erinnern. Wenn sie den gleichen selbstgerechten Ton annahm und ihn zum Heil des „Meisters“ verwenden könnte, würde Dr. Forrest möglicherweise darauf hereinfallen.
„Ich will eine von euch sein“, sagte Julia. „Ich will in Ehrfurcht zu ihm gehen. Ich habe seine Macht gesehen. Nehmen Sie mir die Fesseln ab, damit ich ihn umarmen kann. Damit ich freien Willens zu ihm gehen kann.“
Die Satanisten verehrten den freien Willen beinahe so sehr wie ihre leere Gottheit und ihren eigenen Egoismus.
„Sie müssen gezeichnet werden“, sagte Dr. Forrest und rieb ihre eigenen Pentagramm-Narben durch ihren Mantel hindurch. „Sie müssen ihm mit Schmerzen und Blut dienen.“
Julia versuchte, ihrem Gesicht einen ehrlichen entzückten Ausdruck zu geben. Er fühlte sich dünn und falsch an. Dr. Forrest jedoch war blind. Sie sah nur, was sie
Weitere Kostenlose Bücher