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Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Diamanten oder auch ohne Ring zufrieden gewesen. Die wertvollen Substanzen eines Schmuckstücks allein erzeugten keine Verbindlichkeit oder Liebe.
    Dr. Forrest würde morgen alles klären. Zuerst musste Julia eine Nacht überstehen. Vielleicht könnte sie sich so verhalten, als ob dies das Ende eines ganz normalen Tages wäre.  Es warteten Papiere auf ihrem Pult, Notizen für einen Artikel. Andere Aufgaben erforderten ihre Aufmerksamkeit. Die Wirklichkeit übte ihren eigenen speziellen Druck aus und die Wirklichkeit bot ihr auch eine Flucht von den dunklen Gedanken – wenigstens vorübergehend. 
    Julia schaltete den Computer ein und war überrascht, dass der Bildschirmschoner keine finstere Nachricht anzeigte. Andere Geräte schienen der unsichtbaren Macht des Bösen anzugehören, warum nicht auch ihr Computer? Es wäre durchaus möglich, dass ihr Toaster den Liedertext von Led Zeppelin rückwärts wiedergäbe.
    Sie stellte die Verbindung zum Internet her. Trotz der Arbeit, die auf sie wartete, las sie zuerst ihre E-Mail. Neben Kaffee war dies eine ihrer stärksten Abhängigkeiten. Einige Mitteilungen bei der Cardinals-Newsgroup wiesen auf einen möglichen Wechsel beim Management hin. Sue fragte, ob Julia sicher angekommen sei und teilte ihr mit, dass sie schon bald weitere Informationen über Snead haben würde. Der Leiter des Tierheims hatte ihr eine Dankesnachricht gesandt. Nichts von Mitchell. Große Überraschung.
    Die Unhold-Mail schien die Konten geschlossen zu haben.
    Julia beendete das E-Mail-Programm, ohne die Meldungen zu beantworten. Sie führte eine Suche nach „Satan“ durch, erhielt dann die naheliegende Antwort, www.satan.com. Es schien, dass die Eingabe von w-w-w Punkt, gefolgt von irgendetwas , zu den seltsamsten Websites führte. Sie rief einige davon auf, die selbsternannte Teufelsanbeter erstellt hatten.
    Die Erlasse waren nicht nur widersprüchlich und kindisch, sondern auch schlecht formuliert. Eine Person, die von der Macht des Herrschers der Welt erfüllt war, sollte sich wenigstens mit Rechtschreibprüfungsprogrammen auskennen. Weshalb konnten diese Menschen ihr verlogenes Getue nicht in einem von Feuer erleuchteten Spiegel betrachten und sich totlachen und zur Hölle fahren, dem Ort, nach dem sie so dringend suchten? Es schien jedoch, dass sie überhaupt nicht an eine Hölle glaubten und schon gar nicht an die Höllenstrafe. Sie verwendeten ihre Religion als Deckmantel für ihre Selbstnachsicht und Grausamkeit.
    Sie gelangte schließlich zur Website der offiziellen Satanskirche. Nachdem sie einige der Prämissen der Organisation gelesen hatte, die sich auf die Texte des verstorbenen Anton LaVey stützten, glaubte Julia, dass die Satanisten noch verrückter waren als sie selbst. Im Grunde genommen waren die kleinen Regeln und Rituale ebenso anspruchsvoll und mühsam wie die der diszipliniertesten und strengsten Religionen.
    Die neun satanischen Anweisungen, die elf satanischen Regeln der Erde, die neun satanischen Sünden. Somit hatte der Satanismus seine eigenen Sünden. Sein Tor ist ebenso gerade und der Weg dahin genauso eng wie die des christlichen Fundamentalismus. Das Lächerlichste an der ganzen Sache war, dass LaVey, der sich als Hohepriester von Satan aufspielte und dann die Frechheit hatte zu sterben, genauso besitzergreifend und geldgierig war wie der widerlichste aller korrupten christlichen Evangelisten.  Die satanische Bibel war sein so genanntes „Geschenk“ an die Welt. Jedoch war jedes noch so kleine Segment mit seinem Urheberrechtssymbol versehen, damit ja niemand das Wort ohne LaVey oder seine Nachkommen verkünden und einen Prozentsatz des Gewinns erhalten könnte. 
    Andere Insignien standen zum Kauf auf seiner Website bereit, zum Beispiel schwarze Kerzen, zeremonielle Gewänder und verschiedene Kräutertees. Und der Teufel akzeptierte Kreditkarten.
    Julia konnte diese eigennützigen Lehren sehr gut von den grausamen Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit unterscheiden. Dieses verpackte und eingeschweißte Produkt hatte keine Beziehung zu den Misshandlungen, die sie anhand der Teufelsanbeter erlitten hatte. Wie bei allen Religionen waren es nicht die Worte oder die Glaubensbekenntnisse oder die seit langem verstorbenen Propheten, die Verfehlungen definierten. Es waren die leibhaftigen Menschen , die stumpfsinnig alles schluckten, was man ihnen auftischte, die blind waren gegenüber dem wahren Charakter derjenigen, die ihnen den Segen verliehen.
    Julia

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