Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Der Schädelring: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schädelring: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
Lufthauchs in den Dachbalken oder dem Rascheln eines Vorhangs. Sie schaute sich im leeren Raum um.
    Sie stieß sich vom Pult weg, schritt im Zimmer auf und ab und versuchte, nicht zu hyperventilieren. Die Dunkelheit draußen drückte gegen Türen und Fenster und suchte nach einem Eingang. Ihr Haus war schwach und wurde vom schattenhaften Wind geschüttelt.
    Sie rannte in das Badezimmer, drehte den Hahn auf und benetzte das Gesicht mit kaltem Wasser. Als sie sich im Spiegel betrachtete, erkannte sie sich kaum. Ihre Augen waren rot gerändert und wässerig, das Haar strähnig vor Schweiß. Die Haut war blass, es war die Haut einer wandelnden Leiche.
    Es war ihr Fehler. Wenn sie nicht immer die Nase in die Vergangenheit steckte, wenn sie nicht alles erforschen müsste, wenn sie nicht wissen wollte, würde sie nicht die Nerven über einen Schädelring und schwarzen Messen und falschen Propheten und rituellem Missbrauch verlieren. Wäre sie normal , dann könnte sie sich womöglich auf eine glückliche Zukunft freuen.
    Sie würde in Elkwood nicht isoliert und allein mit den Unholden sein, die sie mit Teufelsmasken bedrängten. Sie würde jedoch auch Dr. Forrest nicht haben. Dr. Forrest war das Licht in der Welt der Dunkelheit; sie führte sie durch die Tunnels der Vergangenheit zur wahren Julia Stone, die ganzheitliche Julia Stone, die im Licht stehen würde.
    Wenn sie nur diese Person bereits wäre anstelle der lahmen, schwachen Julia, die von Schatten angefressen und zwischen den Zähnen unsichtbarer Monsters zermahlt wurde.
    Als sie sich an der Wand des Badezimmers bis auf die kalten Kacheln hinuntergleiten ließ, brachen die Wände der Welt zusammen. Die Narben auf ihrem Magen pochten und die Luft roch nach Schimmel und Fäulnis. Die Temperatur schien um 10 Grad anzusteigen und das Zimmer wurde feucht wie ein Sumpfgebiet. Trotzdem klapperten ihr die Zähne und ihre Knochen klickten auf den Kacheln wie ein aufgehängtes, im Wind wehendes Skelett.
    Sie schlüpfte in das tintenschwarze Meer. Dieses Mal fegte die mächtige Welle über sie hinweg, erdrückte ihren Geist und durchnässte sie mit Verderben. Sie brauchte sich nur noch sinken zu lassen. Dies war das Vorzimmer zur Hölle, das Wartezimmer zum Rest ihres Lebens.
    Wurde sie dafür geboren? Um zu zerbrechen und verrückt zu werden, unterzugehen, ohne einen Hilfeschrei?
    Dr. Forrest hätte dies gar nicht gerne. Überhaupt nicht.
    Denn das ist nicht nur DEIN Fehler, Julia. Es ist IHR Versagen.
    Wollte sie wirklich die eine Person enttäuschen, die an sie glaubte? War dies die Vergeltung für den Menschen, dem sie so viel schuldete?
    Sie rang nach Atem; ihre Brust wurde von Stahlbändern erdrückt. Sie verschloss ihren Geist von den Fingern, die sich nach ihr ausstreckten, von den negativen Gedanken. Sie dachte an Licht, an Dr. Forrests ruhige Stimme.
    „Wir schaffen es, Julia.“
    Als ob die Therapeutin im gleichen Raum wäre. Julia atmete einen Zug abgestandener Luft ein.
    „Wir stehen es zusammen durch“, kam die beteuernde Stimme. „Erlauben Sie mir, dass ich Sie zurückbringe und dann nach vorne führe.“
    Ja, Dr. Forrest konnte sie retten.
    Julia atmete aus und versuchte, ihren Atem zu beruhigen. Sie ignorierte das stark klopfende Herz, wollte seinen unregelmäßigen Rhythmus nicht spüren. Ihr schweißgebadeter Körper fühlte sich an, als ob ihr schleimige Insekten über die Haut krochen.   
    Dr. Forrests Worte ertönten erneut wie eine Stimme in der Wildnis.
    „Ich bin für Sie da, Julia. Ich werde immer bei Ihnen sein. Ich werde Sie retten.“
    Julia konzentrierte sich auf das Gesicht der Therapeutin, machte sich in Gedanken ein Bild von ihr. Und Dr. Forrest lächelte.
    Julia lächelte ebenfalls. Jemand liebte sie. Jemand war besorgt um sie und wollte sie retten.
    Sie legte sich auf den gekachelten Boden und atmete leicht, bis sich ihr Schwindelgefühl legte. Die Schatten schlüpften in ihre Höhle zurück, die Panik verzog sich wie der morgendliche Dunst über dem See, die Wände der Furcht zerbröckelten.
    Sekunden oder Minuten später konnte sie wieder aufstehen. Sie wischte sich das Gesicht mit einem Tuch ab und vermied es, in den Spiegel zu schauen. Sie wollte sich nicht so sehen.
    Dr. Forrest würde nicht wollen, dass Julia sich in diesem Zustand sah.
    Sie ging in das Schlafzimmer und hielt sich dabei an der Wand fest. Im Zimmer herrschte noch immer die faule Atmosphäre des Unholds. Er hatte auf diesem Teppich gestanden, hatte diese Luft

Weitere Kostenlose Bücher