Der Schädelring: Thriller (German Edition)
beschaffen“, bemerkte Walter.
Sie rieb sich den Kopf und gähnte vor Erschöpfung. „Im Grunde genommen ist es nur Erde und Metall.“
„Ich gehe jetzt besser und lasse Sie schlafen.“
Weggehen und mich allein lassen mit der Nacht und den Schlössern und dem Pfefferspray und dem Baseballschläger und dem Schädelring und der verwunschenen Uhr –
„Kennen Sie sich aus mit Elektronik?“ fragte sie.
Walter neigte den Kopf fragend zur Seite. „Ein wenig, schon.“
„Ich habe eine Arbeit für Sie.“ Sie ging in die Küche und fühlte seinen Blick im Rücken. Sie wühlte im Abfall und zog die Weckuhr hervor, nahm sie aus der Plastiktüte und brachte sie Walter. „Könnten Sie nachsehen, ob sie jemand manipuliert hat?“
„Ist das der kaputte Wecker?“
Julia nickte. Sie wollte ihm nicht verraten, dass sie ihn eingeschaltet vorgefunden hatte und dass die Ziffern auf 4:06 Uhr steckengeblieben waren. Er sollte die Uhr unvoreingenommen untersuchen.
Ihre Finger berührten sich kurz, als er nach dem Wecker griff, und Julia fühlte ein eigenartiges elektrisches Prickeln. Es war ein ähnliches Gefühl wie letzthin, als sie den Schädelring an den Finger steckte.
Nein. Der Ring hatte keine Kraft. Die Uhr enthielt keine schwarze Magie. Satan existierte nicht und hatte deshalb keinen Einfluss in der Welt, mit Ausnahme im Gehirn von verzweifelten, leichtgläubigen Menschen.
Auch Walter hatte keine magischen Kräfte. Sie war einfach müde.
Er stand da und ihre Blicke trafen sich. Einen Herzschlag lang, zwei, drei. Sie schauten beide gleichzeitig weg.
„Hmm – ich werde mir das Ding mal anschauen“, sagte Walter. „Sie müssen mich aber nicht bezahlen.“
Er ging zur Haustüre und hielt den Wecker wie einen Fußball in der Hand. Er hatte es plötzlich eilig und benahm sich zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, etwas unbeholfen. Sie folgte ihm, trat jedoch nicht zu nahe an ihn heran.
Er hielt beim Eingang an und zeigte auf den Schläger, der in der Ecke stand. „Hätten Sie den tatsächlich benutzt?“
Sie lächelte. „Stellen Sie mich nicht auf die Probe.“
„Besser nicht.“ Er grinste mit seinen starken, leicht ungleichmäßigen Zähnen. Errötete er wieder? Keiner der Männer, die sie kannte, errötete. Rich O’Dell nicht und Mitchell war noch nie in seinem Leben rot geworden. „Bis später.“
„Auf Wiedersehen.“
Er trat ins Freie, in die Dunkelheit, wo die Nachtfalter sich um die Laterne auf der Veranda scharten. Die Studenten waren drinnen und setzten ihr Trinkgelage vor dem Fernseher fort. Vielleicht war das Festnehmen einer ihrer Freunde nur ein weiterer Grund für eine Party.
„Walter?“
Er hielt neben dem Jeep an; sein Gesicht war im Schatten. „Ja, bitte?“
„Ich heiße Julia.“
Er nickte.
„Vielen Dank“, sagte sie. „Für . . . na du weißt schon.“
„Ich würde die Tür abschließen“, sagte er. Dank der größeren Entfernung zwischen beiden klang er etwas mutiger. „Es gibt Vagabunden und Unholde überall, selbst in Elkwood. Gute Nacht, Julia.“
Sie winkte, schloss die Tür und stand eine Weile dagegen gelehnt. Sie hörte sich in Gedanken den Klang seiner Stimme an, wenn er ihren Namen aussprach. Sie verglich seine Aussprache mit der von Rick und von Mitchell, von dem Mitchell der unschuldigeren Vergangenheit.
„Juuulia“, hatte Walter gesagt mit einem langgezogenen, melodischen „uuu“, so wie es ihr Vater scherzend ausgesprochen hatte. Mitchells hochgestochene Freunde verwendeten die kürzere Form.
Sie nahm die hölzerne Schachtel aus ihrer Tasche und schaute sie prüfend an. Dieses Relikt passte nicht zu Elkwood, zu dem neuen Leben, das sie aufzubauen versuchte. So verkorkst wie Mitchell auch war, so hatte er vielleicht in dem einen Fall Recht gehabt. Vielleicht hätte sie die Vergangenheit ruhen lassen sollen.
Wenn ich stärker wäre, wenn ich meine Angst besser im Griff hätte, hätten wir uns schon vor Jahren heiraten können und ich wäre jetzt glücklich. Mitchell hätte nicht den Ausweg in die Gewalt –
Nein. Der Vergewaltigungsversuch war nicht ihr Fehler, egal, welche Streiche ihr Gehirn mit ihr zu spielen versuchte. Sie war auch nicht dafür verantwortlich, dass Mitchell einen Schurken aufgespürt und beauftragt hatte, in ihrer Unterwäsche zu wühlen und den Verlobungsring zu stehlen. Hätte er finanzielle Probleme gehabt, dann hätte sie den Ring ohne Weiteres versetzt und ihm das Geld gegeben. Sie wäre mit einem einfachen, kleinen
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