Der Schädelring: Thriller (German Edition)
die Veranda.
„Nun, wenn Sie ihm nicht trauen, wieso lassen Sie ihn dann hier arbeiten?“
„Er gehört zu den Bergen. Ich habe einige seiner Verwandten gekannt und er tat mir Leid, als es ihm schlecht ging. Vielleicht ist er nicht unschuldig, aber bis jetzt habe ich noch keinen Riss in seiner Geschichte gefunden. Und ich beobachte ihn seit langem. Deshalb behalte ich ihn im Auge.“
„Es scheint ihm gut zu gehen.“ Julia trat von einem Fuß auf den anderen und verschob den Traggurt ihrer Tasche auf die andere Schulter. Sie wunderte sich, ob die Tür zu ihrem Haus unverschlossen war oder ob wohl Walter sich im Schrank versteckt hatte und auf sie wartete. Er hatte einen Schlüssel zu ihrem Haus.
Julia bewegte sich in Richtung Verandatreppe und fühlte sich verloren, obwohl sie sich in der Nähe des Geländers befand. In einer der Wohnungen wurde das Licht eingeschaltet und Julia fragte sich, ob es wohl das Fenster des Unholds war. Würde er es wagen, zum zweiten Mal einzubrechen, um ein weiteres Stück Reizwäsche zu stehlen oder gar den Verlobungsring zu entwenden?
Vielleicht hatte Walter einen geheimen Plan und sein liebenswürdiges Gesicht war nur die Maske eines soziopathischen Mörders.
Nein. Julia weigerte sich, so etwas zu glauben, nicht von dem Mann, der gestern Abend bei ihr im Wohnzimmer saß. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er seine sanften aber starken Hände jemandem um den Hals legen und zudrücken würde. Das Gesicht, das sich beim Lächeln zu vielen Falten verzog, konnte sich nicht in eine strafende, mörderische Maske verwandeln. Und sein christlicher Glaube schien aufrichtig sein. Walter war einfach nicht in der Lage, jemanden ohne guten Grund zu verletzen.
Aber auch Mitchell hatte seine gewalttätigen Tendenzen sorgfältig in Schach gehalten und seine Augen hatten die eigenartigen Stürme verhüllt, die in ihm wüteten.
„Die Polizei war wieder hier“, sagte Frau Covington.
„Gut. Sie sagten, dass sie den Einbruch weiter untersuchen wollten.“
„Sie schienen nicht viel getan zu haben. Sie waren eine Weile in Ihrem Haus.“
„Im Haus drinnen? Woher hatten sie den Schlüssel?“
„Anscheinend braucht niemand einen Schlüssel, um das Hartley-Haus zu betreten.“ Frau Covington unterbrach ihr Schaukeln; die Katze fauchte, sprang auf die Terrasse und huschte weg. „Sie haben Besuch.“
Julia betrachtete den verschwommenen Umriss des runzeligen Gesichts der Frau. Der Wind hatte etwas gedreht und die Blätter rauschten. In der Ferne war ein Automotor zu hören, der zuerst ein leises, dann ein stärker werdendes Geräusch von sich gab. Scheinwerfer strahlten um die Ecke und erhellten Frau Covingtons Haus. Es war Walters Jeep.
„Wenn man vom Teufel spricht“, murmelte Frau Covington.
Walter parkte den Wagen vor Julias Haus, stieg aus und ging zur Veranda. Er trug etwas bei sich; Julia konnte jedoch nicht erkennen, was es war.
„Hallo, Frau Covington“, sagte er und fügte leiser hinzu, „Tschüss, Julia. Wollte nur mal sehen, wie es dir geht.“
„Grüß Gott, Walter“, sagte Frau Covington. „Sagen Sie mal, wird Ihre Tante Peggy dieses Jahr wieder ihre Apfelbutter zubereiten?“
„Sobald alle Äpfel heruntergefallen sind.“
„Sie war schon immer die beste Köchin der Familie Triplett, meiner Meinung nach. Sagen Sie das aber nicht Ihrer Mutter.“
Walters Grinsen war im schwachen Licht aus den Wohnhäusern kurz erkennbar. „Ich bin nicht so dumm wie ich aussehe.“ Dann wandte er sich an Julia. „Ich habe mir das Gerät angesehen, das du mir zum Reparieren gegeben hast.“ Er hielt den Sack hoch, den er bei sich trug.
„Toll“, sagte Julia. Sie wollte nicht in Gegenwart von Frau Covington über die vom Teufel besessene Uhr sprechen. Sie hielt Julia wahrscheinlich ohnehin für bekloppt, wenn sie sah, wie Julia die Schlösser ständig zwei Mal überprüfte, ihre Fenster in der Sommerhitze geschlossen hielt und sich im Dunkeln kaum je nach außen wagte.
„Wann werden Sie mit dem Mulchen fortfahren?“ fragte Frau Covington.
„Ich hab’s mir notiert“, sagte Walter. Er trat näher an Julia heran. „Hast du je etwas von der Polizei gehört?“
„Der Gauner wurde entlassen“, sagte sie. „Ich nehme an, der hat Freunde.“
„Überrascht mich nicht.“
Frau Covington schaute ihnen im Dunkeln zu. „Ich muss gehen, Frau Covington. Wir sehen uns morgen wieder“, sagte Julia.
„In Ordnung“, sagte Frau Covington. „Denken Sie daran, was ich Ihnen
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