Der Schädelring: Thriller (German Edition)
Farben das dunkle Bild von Ricks Ziegenkopf vertrieben. Du lieber Himmel, wenn sie Dinge zu sehen begann, die nicht existierten, könnte sie sich ebenso gut sofort in die Gummizelle begeben. Visionen waren das Geschenk der Gesegneten oder der Verdammten. Zu welcher Gruppe gehörte sie?
Julia schrieb ihre Artikel fertig und ging ungefähr um sieben Uhr nach Hause. Sie fuhr mit der untergehenden Sonne um die Wette, da sie das Licht zu Hause nicht angelassen hatte. Es graute ihr vor dem, was womöglich im Schrank auf sie wartete. Sie kam an der Buckeye Creek Straße gerade beim Anbrechen der Dunkelheit an. Frau Covington saß auf ihrem Schaukelstuhl auf der Veranda, als Julia vorbei fuhr. Die alte Frau winkte sie heran.
Julia musterte das Mietshaus vorsichtig. Der Unhold hätte auf Kaution freigelassen und bereits wieder in seiner Wohnung sein können. Vielleicht beobachtete er sie mit dem Feldstecher. Der Wald war ruhig und die Bäume bereiteten sich auf den langen Winterschlaf vor. Die Berge waren solide und stark und friedlich und Julia glaubte beinahe, dass alles normal wäre, dass sie sich in Elkwood beschützt fühlen könnte und dass die Vergangenheit sie nicht mit ausgestreckten Armen und auf Zehenspitzen verfolgte.
Wenn Gott existierte, würde er sein weltliches Königreich sicherlich in dieser Festung aus Granit einrichten. Aber wären seine Türen dann offen oder würde er sich vor unerwünschter und ungesunder Gesellschaft hinter seiner Burg verschanzen?
Julia hielt im Garten beim Geländer der Veranda an. Frau Covington trank ihren Tee und zündete sich eine Zigarette an. Die rote Spitze glühte in der Abenddämmerung. „Wie geht’s Ihnen, Julia?“
„Gut, Frau Covington.“
„Nennen Sie mich Mabel, meine Liebste.“
„Gerne.“
„Die Polizei führte ein ziemliches Theater auf gestern Abend.“ Die Frau zog an ihrer Zigarette und das Licht warf eigenartige Schatten auf ihr faltiges Gesicht.
„Ja, sie verhafteten den Kerl, der in mein Haus eingebrochen war. Er stahl meine –“
„Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass Sie sich vor ihm hüten sollten?“
„Er war in mein Haus eingebrochen und –“
„Es war nicht das erste Mal.“ Frau Covington zog an der Zigarette und der Rauch kringelte sich vor ihrem Gesicht. Die Veranda quietschte im Rhythmus des Schaukelstuhls. „Sie haben ihn wieder gehen lassen. Ich sah ihn mit seinen Kollegen Bier trinken, als ob nichts geschehen wäre.“
„Die Polizei hätte heute hierher kommen sollen, um das Haus auf Fingerabdrücke zu überprüfen.“
„Sie können sich nicht auf das Gesetz verlassen. Sie müssen selbst auf sich aufpassen.“
Julia klopfte auf ihre Tasche. „Ich habe einen Pfefferspray und einen Baseballschläger unter dem Bett.“
Die alte Frau kicherte. „Ist genauso gut wie eine Pistole. Passen Sie auf, dass Sie sie an der richtigen Person anwenden.“
Der Tabakrauch, der Julia umwehte, roch zuerst süß, dann widerlich. „Bergbewohner sollten doch zuverlässige Menschen sein.“
„Das zeigen sie nur im Fernsehen. Menschen sind überall gleich. Es gibt gute und schlechte und manchmal kann man sie nicht unterscheiden.“
„Nun, ich war heilfroh, dass Walter hier war, als der Gauner ins Haus einbrach. Keine Ahnung, was sonst passiert wäre.“
Frau Covington hörte mit dem Schaukeln auf und neigte sich nach vorne. „Das war ja ein komischer Zufall, glauben Sie nicht auch?“
„Zufall?“ Julia glaubte eher an Glück. Und sie verdiente etwas Glück.
„Er war in letzter Zeit ziemlich oft hier.“
„Er sagte mir, dass er gestern für Sie gearbeitet hatte.“
Frau Covington drückte die Zigarette aus. Ihr Gesicht war im Halbdunkeln kaum erkennbar. Julia wunderte sich, weshalb sie das Licht auf der Veranda nicht wie gewöhnlich eingeschaltet hatte.
„Sicher hat er für mich gearbeitet. Aber das hätte er jederzeit tun können. Zudem war er zweimal bei Ihnen, als Sie weg waren. Er ging hinter das Haus, wo ich ihn nicht sehen konnte.“
Julia versuchte die Neuigkeiten mit dem zu vergleichen, was Walter ihr erzählt hatte. „Er scheint mir in Ordnung zu sein.“
Etwa so in Ordnung wie jedermann in dieser neuen Zukunft, in der mein Liebhaber mich angreift und meine Therapeutin Narben eines Pentagramms auf dem Bauch hat und die Bullen perverse Unholde frei herumlaufen lassen und geköpfte Leichen im Fluss schwimmen.
„Er beobachtet sie, aber ich beobachte ihn.“ Eine Katze tappte schattenhaft über
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