Der Schädelring: Thriller (German Edition)
ihr Gehirn, widerklangen in der Stimme der Disponentin, im schwachen Rumpeln außerhalb ihres Fensters in der vorigen Nacht, in der drohenden Stimme während der Nacht der schwarzen Messe.
Nimm diese Hure, Judas Stone .
Es kam ihr vor, als ob sie schwebe, sie fühlte sich disloziert, außerhalb ihres Körpers und rang nach Luft.
Lauf zum Jeep. Geh weg von hier.
Außer –
Egal, wohin du gehst, du nimmst alles mit. Es gehört zu dir. Und er BESITZT dich .
Sie versuchte, sich zu entspannen und langsam von Zehn aus rückwärts zu zählen. Aber sie fand die Zehn nicht, konnte ihre Finger nicht leicht wie Ballone machen, konnte sich nicht genügend konzentrieren, um die Gedanken loszulassen. Nur ein Mensch konnte ihr nun helfen. Sie wühlte in ihrer Tasche herum und suchte nach weiteren Münzen, drückte auf den Empfängerknopf und gab die Münzen ein, während sie die altbekannte Nummer eintippte.
Dr. Forrest antwortete, ehe der erste Klingelton zu Ende war. „Wo sind Sie, Julia?“
„Es hat mich erwischt.“
„Beruhigen Sie sich, Julia, atmen Sie tief.“
„Ich kann nicht.“ Ihr Herz war nahe daran zu explodieren.
„Sie vertrauen mir doch, nicht wahr?“
Julia lehnte sich an die Wand des Ladens. Ein Fahrzeug flitzte auf der Hauptstraße vorbei, aber Julia schaute nicht einmal nach, ob es die Polizei war. „Warum war Snead in Ihrem Büro?“
„Sie haben ihn gebeten, dort zu sein. Erinnern Sie sich nicht?“ Dr. Forrests Ton wechselte von besorgt zu strafend. „Sie haben mich gestern Nacht angerufen.“
„Nein, Sie haben angerufen.“ Während sie es aussprach, kamen Julia Zweifel auf.
„Julia, Sie benötigen Hilfe. Sie brauchen meine Hilfe.“
„Sie haben über die Zeichnung des Pentagramms gelogen.“
„Julia, wollen Sie geheilt werden?“ Der Satz baumelte wie ein Leckerbissen vor einem gescholtenen Hündchen.
Julia schlug mit der Faust gegen die Wand. „Geheilt wovon?“
„Geheilt von Ihrem Widerstand. Lassen Sie es heraus, lassen Sie sich von ihm in Besitz nehmen. Er besitzt sie, aber sie waren ein sehr böses Mädchen. So schwierig.“
Julias Atem gefror in der Lunge. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Julia, wir alle versuchten, Ihnen zu helfen. Lanze, Lucius, Ihr Vater, alle. Das ist alles, das sie je gewollt haben. Dass Sie ihn aufnehmen, dass Sie die Hure Judas Stone werden.“
Julia konnte den Hörer nicht vom Ohr wegziehen. In jenem schrecklichen, dunklen Augenblick erkannte Julia, dass Dr. Forrest sie genauso besaß wie Dr. Lanze damals. Sie alle wollten, dass sie sich an jene Nacht erinnerte. Sie machten das Ungeheuer zur Wirklichkeit.
„Julia?“
„Ja.“ Das Wort kam mit einem Atemzug und einem Teil ihrer Seele über die Lippen.
„Wo befinden Sie sich jetzt?“
„Ich weiß es nicht.“
„Wir wollen Ihnen helfen. Er liebt Sie, Julia.“
„Julia?“
Die letzte Stimme kam nicht durch das Telefon. „Walter?“
Er rannte auf sie zu, hielt sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. „Beruhige dich. Es ist alles okay. Sie können dich hier nicht erwischen.“
Er nahm ihr den Telefonhörer aus der Hand und legte ihn auf. Eine Tür schlug zu. Der Mann im Arbeitsgewand schaute sie prüfend an und verzog den Mund. „Ist alles in Ordnung?“
„Atme“, flüsterte Walter. „Es geht ihr gut. Nur ein Schwindelanfall“, rief er dem Mann zu.
Der Mann nickte, als ob er ihnen nicht glaubte, und ging in den Laden zurück.
„Hör zu, Julia.“ Walters Gesicht war so nahe, dass sie seinen Atem spürte und die braunen, grünen und goldenen Tupfen in seinen Augen sah. „Du stehst auf Wolken, die Sonne scheint, du lachst und spielst. Weiches, goldenes Licht schimmert am Himmel. Mach dir keine Sorgen. Öffne dein Herz und –“
„Dieser Mann – er ruft wahrscheinlich die Polizei. Er ist mit von der Partie. Er ist einer von ihnen.“
„Ganz ruhig. Schau in die Ferne, dort wo sich die Berge mit dem Himmel treffen. Dort oben, wo die Wolken sind. Werde ein Berg. Selbst der Teufel kann einen Berg nicht zerstören.“
Julia schaute zu den dichten, gefalteten Wolken, die über dem Berggipfel hingen und auf die starken und zeitlosen Hügel, die gegen das Flusstal abfielen. Sie können einen Berg nicht zerstören . Dumm, aber es half. Vielleicht spürte Walter, dass sie noch nicht zu einem Sinneswandel bereit war und vielleicht hielt er mit seiner Verkaufsmasche für Jesus noch zurück. Jetzt jedoch war er ein Anker, so solide, wie sein metaphorischer
Weitere Kostenlose Bücher