Der Schädelring: Thriller (German Edition)
verwitterten Scheunen und rostigen Traktoren.
„Meine Frau war schwanger, als sie verschwand.“
„Es tut mir Leid“, sagte Julia und realisierte, dass andere das Geheimnis erraten hatten. „Das muss schrecklich gewesen sein.“
Walter wischte mit einer seiner narbenbedeckten Hände die Augen. „Ich sollte wohl bis jetzt darüber hinweg sein. Es geschah vor sieben Jahren.“
Julia berührte sanft seinen Arm. „Du kannst der Vergangenheit nicht entkommen. Sie lebt in dir. Du musst sie herauslassen, um sie zu entschärfen.“
Du lieber Himmel, jetzt töne ich bald wie Dr. Forrest.
Walter nickte, als ob er sie kaum gehört hätte. „Die Knochen unter deinem Haus . . . glaubst du, dass es menschliche Knochen waren?“
„Wenn Hartley tatsächlich rituale Opfer ausgeführt hatte, dann könnte er dies mehrere Male getan haben. Ich weiß nicht, wie oft diese Gauner glauben, ihrem idiotischen Meister dienen zu müssen.“
Ein Kleinlaster kam ihnen entgegen, den ein Mann mit einer grünen Baseballmütze lenkte. Er winkte, als er vorbeifuhr. Eine Ziege befand sich auf der Ladefläche und kaute am Seil, mit dem sie an der Hecktür befestigt war. Julia starrte auf die gekrümmten Hörner, den zerzausten Bart und die schwarzen Augen, bis der Laster hinter einer Kurve verschwand.
„Wir befinden uns nun außerhalb der Stadtgrenze“, sagte Walter. „Sie werden wohl auch mein Haus überwachen. Ich wette jedoch, dass sie nichts vom Landstück in den Bergen wissen, das meinem Cousin gehört.“
„Glaubst du, dass wir dort sicher sind?“
„Ich weiß es nicht. Ich bin nicht einmal sicher, wovor wir fliehen.“
Julia dachte, dass Mitchell nun gelogen hätte. Mitchell hätte sein Kinn vorgeschoben und gesagt, „Mach dir keine Sorgen, ich passe auf dich auf.“
Ja, er hat tatsächlich auf mich aufgepasst. Mit seinen Fäusten.
Sie fuhren drei weitere Meilen auf der kurvigen Straße bergabwärts, bis sie zu einer kleinen Tankstelle kamen. Walter parkte hinter dem Gebäude, damit der Jeep von der Straße aus nicht sichtbar war. „Ich rufe das Büro des Sheriffs an“, sagte er. „Wir finden schnell heraus, ob Snead sich schon gemeldet hat.“
„Das Münztelefon befindet sich auf der Vorderseite des Hauses“, sagte Julia. „Hier kennen dich mehr Leute als mich. Ich bin hier ein Nichts. Lass mich anrufen.“
Walter öffnete den Mund, wie wenn er protestieren wollte, nickte dann jedoch. „Komm aber gleich zurück, wenn du etwas Verdächtiges siehst.“
„Mache ich“, sagte Julia und hing sich die Tasche über die Schulter. Ihre Beinmuskeln schmerzten vor Anspannung, als sie aus dem Jeep kletterte. Sie ging mit steifen Beinen zum Telefon und betrachtete die alten, abgeblätterten Schilder, die an der vorderen Seite des Ladens hingen. Ein Mann in einem Arbeitsanzug trat aus dem Laden, nickte ihr zu und ging wieder hinein. Es befand sich nur ein Auto an der Tanksäule, ein großer Chevy aus den Zeiten, zu denen Benzin noch billig war.
Julia blätterte im Telefonbuch und stellte erleichtert fest, dass die Seiten nicht herausgerissen waren. Sie fand den Eintrag, schob eine Münze in den Schlitz und wählte die Nummer. Eine Frau antwortete, deren Stimme klang, als ob sie soeben aufgewacht wäre. „Büro des Sheriffs.“
„Hallo“, sagte Julia. „Ich möchte . . . einige Knochen melden.“
„Knochen? Haben Sie ‚Knochen‘ gesagt?“
„Ja.“
„Was für Knochen?“ Die Frau gähnte.
„Ich glaube, dass es menschliche Knochen sind.“
„Ist dies einer dieser Schülerscherze? So einer, bei dem du diese lange Erklärung abgibst und ich dann sage ‚So, wo befinden sich die Knochen?‘ und du sagst ‚Auf dem Friedhof‘ und lachst dich dämlich.“
„Dies ist kein Scherz“, sagte Julia.
„Aha? Okay, ich falle darauf herein. Wo sind die Knochen?“
„Unter meinem Haus.“
Die Frau lachte. „Unter Ihrem Haus?“
Julia kaute am Daumen. Der Mann im Arbeitsanzug trat an das Fenster des Ladens und starrte sie an. „Ich heiße Julia Stone und ich wohne –“
„ Stone . Sie sind die Hure Judas Stone ?“
„Was?“ Unsichtbare Finger umklammerten ihren Hals.
„Er besitzt dich, du Hure, so gib ihm, was ihm gehört.“
Julia ließ den Telefonhörer fallen. Sie lehnte sich gegen die Telefonzelle. Ihr Kopf schwirrte und die Brust verengte sich. Dies war einer dieser großen Panikanfälle, eine tintenschwarze Flutwelle, ein Erdbeben unter ihren Füßen.
Er besitzt dich .
Die Worte rasten durch
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