Der Schädelring: Thriller (German Edition)
über die Berge hinweg, als sie an der Tür warteten. „Wenn einer von uns vom Blitz erschlagen wird, dann erhält der andere das ganze Essen“, sagte Walter.
Die statische Elektrizität in der Luft erfrischte Julia. „Ich möchte zuerst sehen, was vorhanden ist, bevor ich mir Hoffnung mache.“
Sie rannten zum Jeep und Julia kletterte auf den Vordersitz, während Walter mit dem Reißverschluss an der hinteren oberen Seite des Segeltuchs kämpfte. Sie reichte ihm einen aufgerollten Schlafsack und schlang sich seinen Rucksack über die Schulter. Der Regen prasselte noch stärker nieder, als sie zur Hütte zurück eilten, und sie waren beide tropfnass, als sie keuchend vor dem Feuer ankamen.
Walter zog einige Büchsen aus dem Rucksack. „Sardinen oder Wiener Würstchen?“
„Gibt es keinen Kaviar da drin?“
„Nein.“ Er ließ sein unebenes Lächeln aufblitzen. „Habe auch keine Minztabletten. Ich habe nicht erwartet, dass ich bei meinem nächsten Besuch hier jemanden zufrieden stellen müsste.“
„Ich bin nicht schwer, zufrieden zu stellen.“ Julia schälte sich aus der Jacke, hing sie an einem Haken auf und überprüfte ihr Mobiltelefon. Noch immer kein Signal.
Walter zog ein kleines Bündel Kleider aus dem Rucksack. „Hier“, sagte er und warf sie Julia zu. „Du darfst dich nicht erkälten; das würde die Flucht vor den Teufelsanbetern noch erschweren.“
Julia starrte ihn an.
„Mach dir keine Sorgen. Ich gucke nicht“, sagte er. „Ich bin zwar kein Gentleman, aber ich bin ein Mann.“
Julia zog sich in die Ecke unter dem Dachboden zurück und drehte ihm den Rücken zu, als sie die Schuhe auszog und die Kleider wechselte. Sie schaute auf die Narben am Bauch hinunter. Ihr Zittern hatte noch einen anderen Grund als die Kälte. Walters Bluejeans und das rote Flanellhemd waren ihr zu groß, aber das trockene Tuch fühlte sich gut auf ihrer Haut an, und eigenartigerweise hatten seine Kleider eine beruhigende Wirkung. Sie ging mit den nassen Klamotten auf dem Arm zum Feuer zurück.
„Du kannst dich jetzt umdrehen“, sagte sie.
Walter konzentrierte sich auf das Öffnen der Büchsen und der Geruch des Essens vermischte sich mit dem Rauch. „Ich habe nicht gelogen“, sagte er. „Der Gauner ist wirklich aus deinem Fenster geklettert.“
„Ich weiß. Ich glaube, dass mein Verlobter – ich meine mein Ex-Verlobter –“
Walter schaute sie schließlich an und sein Blick war hungrig. „Du musst nicht allein sein. Du kannst dir gelegentlich von jemandem helfen lassen.“
Sie errötete und hoffte, dass man es im Licht des Feuers nicht sah. „Ich glaube, dass Mitchell ihn angestellt hat, um mich zu belästigen und damit ich mir einrede, verrückt zu sein. Er glaubte, ich würde nachgeben und dann wäre ich ihm ausgeliefert. Er schien von meinem Geld besessen zu sein, dabei habe ich gar keines.“
„Du klingst langsam so paranoid wie ich.“
„Es ist keine Paranoia, wenn sie dir wirklich nach dem Leben trachten.“
Julia breitete ihre nassen Kleider auf dem Steinofen aus. Dann genierte sie sich plötzlich, als sie ihren BH und ihr Höschen auf den Stein legte. Sie schimpfte innerlich mit sich selbst. Es machte keinen Sinn mehr, Geheimnisse zu haben. Geheimnisse hatten ihr noch nie etwas genützt.
Walter überreichte ihr die Sardinen. Julia hatte nur selten Sardinen gegessen und der Geruch hatte sie immer geekelt. Jetzt war jedoch der Hunger stärker als ihre Abneigung. Sie zog einen der kleinen, öligen Fische mit den Fingern aus der Büchse und aß ihn mit zurückgeneigtem Kopf, wie es ein Seehund getan hätte.
„Nun ist es an dir, nicht zu schauen“, sagte Walter und nahm noch weitere Kleider aus dem Rucksack. „Kann ich dir vertrauen?“
Julia leckte den Fischgeschmack von den Lippen. Nicht schlecht, etwas stark. „Meine Therapeutin sagte, ich solle niemandem vertrauen.“
„Therapeutin? Was kann eine Therapeutin dir sagen, was du nicht schon selbst weißt? Sie übertragen nur ihre eigenen Probleme auf dich, anstatt umgekehrt.“
Julia schaute ihn an. „Nun bin ich erleichtert. Du bist wirklich noch verrückter als ich.“
„Und nach dem Telefonanruf zu schließen, von dem du mir erzählt hast, ist deine Dr. Forrest noch übergeschnappter als wir beide zusammen. Dreh dich jetzt bitte um.“
„Ich bin auch kein Gentleman“, sagte sie.
Walter ging zur Ecke des Raums und wechselte seine Kleider, während Julia eine weitere Sardine aß und sich überlegte, ob sie versucht
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