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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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noch einmal auf einen kurzen Abstecher zur Pension. Aber nicht zum Schlafen! Ich will etwas holen, das uns im Verlauf dieser Nacht möglicherweise noch gute Dienste leisten wird …«

26
     
     
    »Jetzt!«, flüsterte Hippolit, kau in dass die letzten Silben der Formel seine Lippen verlassen hatten. »Dein Part, Jorge!«
    Folgsam trat der Troll um die Ecke des breiten, mit kostbaren Teppichen ausgelegten Korridors. Im gedämpften Licht mehrerer Gaslampen war zu erkennen, dass die Partielle Nacht, die Hippolit gewirkt hatte, einwandfrei funktionierte: Die beiden Wachmänner vor der schnitzwerkverzierten Tür aus Noriseiche schienen von einer wabernden, pechschwarzen Wolke umgeben, die sie vollständig einhüllte und ihnen nicht den kleinsten Rest klarer Sicht ließ. Aus dem Innern der Sphäre drangen überraschte Rufe. Für die beiden Wächter war es, als sei mit einem Mal sämtliches Licht ringsum erloschen. Wohin sie sich auch bewegten, die künstliche Finsternis wich ihnen nicht von der Seite.
    Bevor die Wachen zu viel Tumult veranstalten oder den auf rund zehn Schritte begrenzten Aktionsradius der Partiellen Nacht verlassen konnten, war Jorge bei ihnen und schickte seine rechte Faust zweimal rasch hintereinander ins Innere der Schwärze. Ein doppeltes Aufstöhnen war die Folge, dann hörte man zwei Körper auf die Teppiche plumpsen.
    Hippolit bog um die Ecke und hob die Partielle Nacht auf. Am Boden lagen zwei identisch gekleidete Zwerge, beide bewusstlos, einer mit einem rasch zuschwellenden Auge, einer mit auffällig schiefer Nase.
    »Im Dunkeln ist nicht gut zielen«, bekannte Jorge und quetschte die schlaffen Körper unter eine breite Anrichte, damit sie nicht sofort entdeckt wurden. »Aber immer noch besser, als unschuldige Tiere umzunieten.«
    Hippolit sah überrascht von der dünnen Röhre auf, an der er sich zu schaffen gemacht hatte, einer Gasleitung, die in Kopfhöhe an der Wand des Korridors verlief und neben der Tür im dahinterliegenden Raum verschwand. »Ich hatte den Eindruck, dein Verhältnis zu Barryner Hirten wäre seit deinem letzten Zusammentreffen mit diesen Biestern, respektive: ihren Ausscheidungen, kein ungetrübtes mehr?« Er streifte die eingetrockneten grünen Flecken auf Jorges Jacke mit einem beiläufigen Blick. »Außerdem sind die Hunde draußen nur bewusstlos. Sie auszuschalten war unumgänglich, sonst hätten sie uns gnadenlos verbellt.«
    »Das verstehe ich. Dennoch besagt ein altes Trollsprichwort: Was du Tieren antust, das lässt Batardos auch dir angedeihen -bei Batardos!«
    Ungerührt beendete Hippolit sein Hantieren an der Gasleitung und wandte sich der Tür zu. »Würde das stimmen, hätte er längst dafür gesorgt, dass du von einer Hundertschaft Krügerschweine aufgefressen wirst. Und jetzt komm schon! Uns bleibt höchstens eine Viertelstunde, bis die Wachmannschaft, die nachts hier patrouilliert, das Fehlen dieser beiden Gestalten bemerken wird. Bis dahin muss erledigt sein, was wir zu erledigen haben.«
    Er drückte die Klinke, und die schwere Tür glitt geräuschlos auf. Dahinter lag, soweit es sich im Schein einer einzigen brennenden Kerze sowie dem spärlich vom Flur hereinfallenden Licht erkennen ließ, ein weitläufiges Zimmer, in dessen Mitte ein riesiger, annähernd quadratischer Schemen auszumachen war.
    Sie traten ein. Hippolit schloss leise die Tür hinter sich, dann huschten sie durch die Dunkelheit auf den Umriss zu, der sich als bis unter die Decke reichendes Himmelbett herausstellte. Zwischen Bergen aus Kissen und Laken lag eine nicht übermäßig große Gestalt und schnarchte rhythmisch vor sich hin.
    Hippolit berührte Jorge leicht am Arm und wies ihn an, seine Augen zu bedecken. Dann artikulierte er halblaut die Formel eines Glutglobulus mittlerer Stufe.
    Sofort flammte in der Mitte des Raumes eine kopfgroße, gelb leuchtende Kugel auf und tauchte das Schlafzimmer in grelles Licht. Die Gestalt im Bett grunzte, versuchte, sich wegzudrehen, ein Kissen über ihr Gesicht zu ziehen. Hippolit trat neben das Bett und riss die schützenden Polster beiseite.
    »Ich fürchte, es ist Zeit aufzustehen, Lordprotektor Hindrych!«
    Blinzelnd öffnete der Herrscher der Zwergenstadt die Augen. Sein Haar, teilweise aus dem Zopf gerutscht, stand rings um seinen Kopf wild ab, der dicke Bartwust lag wie eine zerknautschte Schlange auf seiner nackten Brust. Suchend tastete er mit der Hand zum Nachttisch, fand seine rahmenlosen Augengläser und setzte sie auf.
    »Wer zum …

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