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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Flüssigkeit. Mit einem gurgelnden Geräusch fiel der Zwerg auf die Knie, kippte vornüber und landete knirschend auf dem Gesicht.
    Er rührte sich nicht mehr.
    »Gute Nacht, mein Bester!« Hippolit atmete hörbar aus und ließ die Arme mit den thaumaturgischen Hilfsmitteln sinken. Nicht zum ersten Mal während seiner langen Laufbahn im Dienste des IAIT dankte er den Göttern dafür, dass er stets einen Hexalyt bei sich trug, einen energiespendenden Halbedelstein, mit dessen Hilfe sich jedwedes thaumaturgische Ritual massiv verstärken ließ. Ohne ihn hätte sich die durch einen Drücker höchster Stufe ausgelöste Überproduktion von Hirnwasser in Everards Schädel über Tage, vielleicht Zenite hingezogen, und Hippolit hätte sein Dasein nur einen Wimpernschlag später als stahlgespickter Knabenkadaver auf dem Boden einer Barlyner Seitengasse beendet.
    Ein dumpfer Gongschlag ließ ihn zusammenfahren. Der Aufzug! Er befand sich hinter der nächsten Biegung des Korridors, und soeben musste jemand in der Elften angekommen sein. In wenigen Sekunden würde er um die Kurve biegen … ein Handlanger Everards, der sichergehen wollte, ob sein Herr Erfolg gehabt hatte?
    Hippolit hob von Neuem den Hexalyt. Den nutzlos gewordenen Metallzylinder, in dem er am Nachmittag in weiser Voraussicht die nahezu vollständige Formel des Drückers gespeichert hatte, ließ er in seinem Gewand verschwinden.
    Hinter der Gangbiegung näherten sich stampfende Schritte. Jemand zog feucht und rasselnd die Nase hoch. Dann bog eine riesenhafte Gestalt um die Kurve, breit wie ein Ochse und so groß, dass sie unter der niedrigen Decke den Kopf einziehen musste. Als sie den leblosen Zwergenthaumaturgen am Boden gewahrte, blieb sie überrascht stehen.
    »Was, bei Batardos, ist denn das für eine Sauerei?«
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen, Jorge.« Erleichtert ließ Hippolit den Hexalyt sinken. »Wie siehst du aus, in Lorgons Namen?« Er wies auf ein buntes Sammelsurium von Flecken, das die Vorderseite von Jorges schwarzer Montur verunzierte. Ölig schillernde Sprengsel, offenbar von alkoholischen Getränken herrührend, vereinten sich mit leuchtend grünem Schleim, wie er üblicherweise in den Nasen der allgegenwärtigen Barlyner Hirten gedieh. Dazwischen ließen sich verspritzte, von Klümpchen durchsetzte Verkrustungen ausmachen, allem Anschein nach halbverdaute Nahrung. Das Gesicht des Trolls war bleich, borstige Haarstoppeln hoben sich überdeutlich von der käsigen Haut ab.
    »Musste kübeln«, bekundete Jorge. »War aber dienstlich, von daher kein Grund, sich aufzuregen. Altes Trollsprichwort sagt: Wenn schon kübeln, dann aber bitte mit Vorsatz!« Er räusperte sich umständlich. »Außerdem hat’s funktioniert – ich bin schließlich noch hier, oder?« Mit übertriebener Vorsicht stieg er über den Körper Meister Everards hinweg. »Ganz egal, was du hier gerade veranstaltet hast, M.H., ich muss dringend ins Bett!« Er machte Anstalten, in Richtung Pension davonzutorkeln.
    »Hiergeblieben!« Hippolit packte seinen Assistenten bei der Lederjoppe, wobei er tunlichst darauf achtete, wohin er griff. »Mir ist der Sinn deiner Worte zwar einigermaßen schleierhaft, aber Ausruhen ist jetzt nicht.«
    Jorge stieß ein unwilliges Grunzen aus. »Ich hoffe, du beliebst zu scherzen, M.H.! Was könnte es Wichtigeres geben, als sich nach einem mit knapper Not überstandenen Giftanschlag bei einer vollfetten Mütze Schlaf zu erholen? Abgesehen davon« – er wies auf Meister Everard, um dessen Schädel sich eine dunkelrote Blutlache gebildet hatte – »hast du den Übeltäter unseres mysteriösen Mordfalls doch schon formvollendet in ein totes Stück Zwergenfleisch verwandelt.«
    »Mitnichten. Everard war lediglich eine Marionette, die ausführende Hand, durch die Borkudd zu Tode gebracht wurde. Das Gehirn hinter der ganzen Sache nehmen wir uns jetzt vor -und zwar rasch, bevor er das sukzessive Dahinscheiden seiner Komplizen realisiert und sich unwiederbringlich aus dem Staub macht!«
    Jorge seufzte. »Ich kann zwar nicht gerade behaupten, dass deine Worte in meinem geschundenen Schädel gerade sonderlich viel Sinn ergeben, M.H., aber um dein anschauliches Bild mit dem Gehirn aufzugreifen: Du bist der Kopf unseres Gespanns, ich bin bloß die Fäuste. Und vielleicht noch der Magen.« Resigniert schnippte er einen Brocken Halbverdautes von seiner Brust. »Wohin geht s?«
    Hippolit wandte sich ruckartig um und bedeutete Jorge, ihm zu folgen. »Zunächst

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