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Der Schakal

Der Schakal

Titel: Der Schakal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verdankte.
    Am Nachmittag fuhr er auf der noch immer dem Lauf der Durance folgenden RN 85 über Sisteron hinaus, bis sich die Straße gabelte und die RN 85 sich in nördlicher Richtung von der Durance entfernte. Bei Einbruch der Dämmerung erreichte er die kleine Stadt Gap. Er hätte auch nach Grenoble weiterfahren können, aber da kein Grund zur Eile bestand und die Aussichten, im Ferienmonat August ein Hotelzimmer zu bekommen, in einer kleinen Stadt günstiger waren, sah er sich nach einem ländlichen Hotel um. Knapp außerhalb des Städtchens fand er das Hôtel du Cerf, welches ehedem einem der Herzöge von Savoyen als Jagdhaus gedient und sich das Air rustikaler Behaglichkeit und ländlicher Tafelfreuden bewahrt hatte.
    Es waren noch Zimmer frei. Statt wie gewohnt zu duschen, nahm er zur Abwechslung ein behaglich ausgedehntes Bad und entschied sich dann für den taubengrauen Anzug, zu dem er ein seidenes Hemd und eine gestrickte Krawatte trug. Marie-Louise, das Zimmermädchen, hatte seinen karierten Anzug zum Aufbügeln mitgenommen und zugesagt, ihn anderntags in der Frühe zurückzubringen.
    Das Abendessen wurde in einem holzgetäfelten Raum eingenommen, der eine panoramaartige Aussicht auf die bewaldeten Abhänge bot, die vom Schrillen der Zikaden widerhallten. Die , Luft war warm, und erst als der Hauptgang abgetragen wurde,machte eine an einem Einzeltisch speisende Dame, die ein weit j ausgeschnittenes, ärmelloses Kleid trug, den maître d'hôtel darauf aufmerksam, daß es ihr doch ein wenig kühl sei, und bat ihn, die Fenster zu schließen. Der Schakal wandte sich um, als er gefragt wurde, ob er etwas dagegen habe, wenn das Fenster, an dem er saß, zugemacht würde.
    Er warf einen Blick auf die Dame. Es war eine ausgesprochen hübsche Frau. Sie mochte in den späten Dreißigern sein und hatte füllige, weiche Arme und einen tief angesetzten, vollen Busen. Mit einem flüchtigen Nicken gab er dem maître sein Einverständnis kund und neigte dann, den Blick der hinter ihm sitzenden Frau suchend, leicht den Kopf. Sie reagierte mit einem kühlen Lächeln.
    Das Essen war hervorragend. Er hatte gefleckte Bachforelle, über dem Holzfeuer gegrillt, und auf dem Kohlenfeuer gebratene, mit Fenchel und Thymian gewürzte Tournedos bestellt. Der Wein war ein vollmundiger Côtes du Rhône aus der Gegend, der in einer Flasche ohne Etikett serviert wurde. Er war offenkundig aus einem Faß im Keller abgefüllt und vom Wirt persönlich zum vin de la maison bestimmt worden. Die meisten Gäste tranken ihn, und das mit gutem Grund.
    Als der Schakal sein Fruchteis löffelte, hörte er, wie die hinter ihm sitzende Dame den maître, der sie als »Madame la Baronne« titulierte, mit befehlsgewohnt leiser Stimme wissen ließ, daß sie ihren Kaffee in der Halle zu nehmen wünsche. Wenig später bat auch der Schakal, ihm den Kaffee in der Halle zu servieren, und begab sich auf den Weg dorthin.
    Der Anruf aus dem Somerset House erreichte Superintendent Thomas um 22 Uhr 15. Er saß bei offenem Fenster in seinem Büro und blickte auf die um diese Zeit stille Straße hinunter, in die kein Restaurant späte Gäste und Autofahrer lockte. Die Bürohäuser zwischen Millbank und Smith Square waren stumme Klötze, dunkel, blind, gleichgültig. Nur in dem unansehnlichen Block, der die Büros von Scotland Yards Special Branch beherbergte, brannte wie immer noch Licht.
    Am etwa eine Meile entfernten Strand war das Licht in dem Flügel des Somerset House, in welchem die Totenscheine von Millionen verstorbener britischer Staatsbürger verwahrt wurden, ebenfalls noch nicht erloschen. Hier hockte Thomas' aus sechs Kriminalsergeants und zwei Kriminalinspektoren gebildete Sonderkommission über Stapeln von Dokumenten und Papieren. Alle paar Minuten stand jemand auf und verließ seinen Platz, um einen der ausgesuchten Beamten des Hauses, die heute abend weitaus länger Dienst tun mußten als ihre glücklicheren Kollegen, auf seinem Marsch an den endlosen Aktenregalen entlang zu begleiten und einen weiteren Namen zu überprüfen.
    Es war der mit der Leitung der Sonderkommission beauftragte dienstältere Inspektor, der anrief.
    Seine Stimme klang müde, aber zuversichtlich - hoffte er sich und seine Kollegen doch mit dem, was er zu melden hatte, von der Mühsal zu erlösen, weitere Hunderte und aber Hunderte Namen von Paßantragstellern auf die Möglichkeit überprüfen zu müssen, daß es auf sie ausgestellte Totenscheine gab.
    »Alexander James Quentin

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